Teil 30

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Rameza fing langsam zu Zittern an, als wir in mein Zimmer traten.
Ich dirigierte sie dazu, sich auf mein Bett zu setzen, wo sie mit gesenktem Kopf auf ihre Hände starrte.
Ich schnappte mir das Glas auf meiner Kommode, schenkte ihr Wasser ein und hielt es ihr an den Mund. Sie trank einen großen Schluck und zog sich dann zurück.
Ich wollte sie fragen, was sie ihnen angetan hatte, ob sie es geschafft hatten ihr wehzutun. Ich wollte sie fragen, wie es ihr dabei ging, doch ich spürte, dass sie jetzt nichts sagen wollte. Keinen Stift führen konnte um die Wahrheit auf Papier zu bringen.
Aus diesem Grund tat ich das Einzige, was nun richtig war.
Ich zog sie fest in meine Arme und strich ihr behutsam über den Rücken, während ihr Körper zu beben begann und ihre Tränen mein Hemd benetzten.
Langsam wiegten wir uns hin und her und ich wusste nicht wie lange wir in dieser Position verharrten, doch irgendwann hörte sie auf zu weinen und fing an ebenfalls über meinen Rücken zu streichen.
Nach einer Weile zog sie sich gänzlich zurück und strich sich über ihre geröteten Wangen.
>>Sobald du bereit bist mit mir darüber zu sprechen, bin ich da. Immer.<< ließ ich sie wissen.
Ein dankbares Lächeln huschte über ihr Gesicht, ehe sie nickte.
Plötzlich holten wir erschrocken Luft, als ein Fellknäuel auf das Bett sprang.
Belials kleines Haustier, dachte ich.
Ramezas Augen fingen an zu leuchten und als das kleine Ding sich an sie schmiegte ließ alle Anspannung von mir ab.
Sie sah zufrieden aus und wirkte nicht mehr so, als würde sie nahe am Abgrund stehen.
Ich musste daran denken, wieviel sie hatte durchmachen müssen, wenn sie das Leben hier bei Belial bevorzugte.
Wieviel Adrik ihr genommen hatte und wie kurz davor diese Männer waren ihr ebenfalls zu schaden. Ich wollte sie am liebsten wieder zum Leben erwecken, um sie diesesmal langsamer in den Tod gleiten zu lassen.
Rameza sah mich besorgt an und schüttelte den Kopf.
Ich verstand, ohne dass sie es aufschreiben musste.
Rache brachte niemandem etwas und so sollte ich nicht sein. Das erste mal verstand ich Belials Worte in der zweiten Ebene der Hölle. Er hatte gesagt, dass er angst hatte sich darin zu verlieren.
Wie Recht er hatte. Es war so einfach sich dieser Rache hinzugeben. Zu bestrafen und jemanden leiden zu lassen. Doch war es das Wert sich selbst zu verlieren?
Mit einem Blick auf Rameza, die nach ihrer schlimmen Vergangenheit noch immer hier saß und das kleine Wesen lächelnd streichelte, wusste ich, dass das nicht Wert war sich so zu verlieren.
Wenn Rameza noch immer Freude spüren und auch zeigen konnte, wollte ich es ebenfalls.
Wieder zog ich sie stürmisch in meine Arme.
>>Rameza. Du bist mir mit das heiligste auf dieser Welt geworden, also sei dir sicher, dass du jederzeit zu mir kommen kannst und ich dich bis zum Ende meines Lebens beschützen werden.
Du bist meine einzige Freundin. Die beste, die man haben kann.<< beichtete ich und ließ den Tränen freien lauf.
Sie nickte in meine Umarmung hinein und drückte mich ebenfalls fest an sich.
Für diesen Moment hätte es keiner Worte bedurft.

Eng umschlungen bettete ich meinen Kopf an Belials Brust. Den ganzen Tag hatte er versucht in Erfahrung zu bringen wo Visendra und Asbeel waren, doch selbst der Himmel wusste es nicht.
Sie versicherten uns aber, dass sie auf unserer Seite waren und schienen ehrlich empört darüber, dass Asbeel ein Abtrünniger war.
Um den Menschenprinzen hatte er sich noch nicht gekümmert, doch das würden wir gemeinsam bald in die Hand nehmen.
Zumindest konnte Belial aus sicheren Quellen erfahren, dass Asbeel und Visendra nicht dort waren. Es wäre zu riskant für sie gewesen, da das Reich des Menschenkönigs kaum Schutz hergab.
Visendra war momentan schwach, das wusste ich und genau diese Tatsache versprach uns Zeit.
Doch wie lange wussten wir nicht.
>>Wie geht es Rameza?<< fragte Belial, während er kleine Kreise über meinen nackten Rücken fuhr.
Es machte mich glücklich, dass er nach ihrem befinden fragte und es machte mich noch glücklicher, dass er es ernst meinte und nicht nur meinetwegen fragte.
>>Ihr geht es gut. Zumindest denke ich das. Ich glaube ich konnte das Schlimmste noch rechtzeitig verhindern.<< antwortete ich.
>>Du warst heute unglaublich.<< gab er ehrfürchtig von sich.
>>Als du durch diese Tür kamst und ich in deinen Augen das brodeln sehen konnte wusste ich, dass du hierher gehörst. An meine Seite. Und ich habe genugtuung verspürt, dass eine solch mächtige und umwerfend schöne Frau mir gehört, weil sie mich erwählt hat.<< beichtete er mir.
Ich hob meinen Kopf an, um ihn anzusehen, während er sprach.
>>Ich war bereit dazu gewesen Visendra gehen zu lassen, um zu dir zu eilen. Es hatte mich erschreckt, aber es war die Wahrheit. Mir war alles egal, die gesamte Welt, meine Existenz.
Das Einzige, was für mich in diesem Moment gezählt hatte war, dass ich nicht ohne dich sein wollte.
Ein König ohne seine Königin ist nichts.<< setzte er an und flüsterte die letzten Worte, sodass sie kaum zu hören waren.
Zarte Küsse setzte ich an seine Mundwinkel.
>>Mein einziger Gedanke galt ebenfalls dir und auch mich erschreckt es, wieviel Macht du über mich hattest. Ich will dass du verstehst wieviel Macht du über mich hast Belial.<< wisperte ich, ehe ich einige zentimeter vor seinem Gesicht innehielt.
Ich sah tief in seine eisblauen Augen, bevor ich die Wahrheit aussprach über die ich mich zuvor sträubte und sogar schämte. Doch jetzt war dieses Gefühl verschwunden, denn es war nichts falsches daran, wenn mein Herz sich danach sehnte.
>>All die Jahre wollte ich zurück nach Hause. Zu meiner Heimat. Ich war regelrecht verzweifelt und voller Trauer. Doch würde man mir heute die Möglichkeit dazu geben. In diesem Augenblick.
Ich würde ablehnen, denn ein Leben ohne dich ist nichts, wonach ich mich jemals sehnen werde.<<
Seine Augen schienen aufzuleuchten.
Und die nächsten Worte, die er aussprach setzten sich tief in meinem Herzen fest und füllten es mit so viel Licht, dass mein Gesicht zu strahlen begann.
>>Ich Liebe dich Jelaya mein gefallener Stern<<.
Er hatte es gesagt und ich wusste, dass ich das gleiche empfand. Zuvor wusste ich nicht, wann es Liebe war und wann man es wusste, doch jetzt verstand ich.
Liebe war Schmerz, ohne die Person an deiner Seite zu finden, nach der du dich sehnst.
>>Ich Liebe dich auch Belial, mein Herrscher der Hölle<< und senkte meine Lippen stürmisch auf seine.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now