Teil 39

629 45 6
                                    

Der Ort Andes sah unglaublich schön aus trotz der Geschichte, die ihn prägte.
Belial hatte mir erzählt wie grausam die Hexen damals abgeschlachtet wurden, weshalb ich Kamil irgendwie verstand.
Sie war die letzte ihres Zirkels und wollte Vergeltung.
Visendra hatte damals viele von ihnen geopfert, um die Grenzen zur Hölle und zum Himmel verschwimmen zu lassen.
Sie wollte Chaos über die Welt bringen, um anschließend als Heldin in die Welt zu treten.
Ich kannte ihre Träume davon über jeden zu Herrschen, doch ich verstand noch immer nicht woher ihr Drang dazu kam.
Ich betrachtete die tanzenden Grashalme und die raschelnden Blätter der Bäume, die durch die kühle Nachtbriese hin und her bewegt wurden.
Der Duft der vielen Blumen kitzelte mir in meiner Nase, welche vom Mondlicht hell erstrahlten.
>>Ein viel zu schöner Ort für eine solch schlimme Vergangenheit.<< teilte ich Belial mit.
>>Wohl wahr<< erwiderte er und streichelte mit seinem Daumen über meine Hand, die mit seiner umschlungen war.
Ein rascheln aus dem Gebüsch erregte unsere Aufmerksamkeit.
Den Stab fest umklammert starrte ich auf Kamil, die von zwei großen flackernden gestalten begleitet wurde. Sie waren schwarz mit scharfen krallen und nur einem Mund mit ebenso scharfen Zähnen. Mit großer Fantasie hätten sie wie übergroße Menschen aussehen können.
>>Verdammt<< fluchte Belial und erhöhte den Druck um meine Hand.
Bevor ich fragen konnte was los ist, erklärte er es mir.
>>Sie sind Magie resistent und können mit einer Berührung in deinen Kopf und dich die schlimmsten Albträume erleben lassen.<<
Meine Nackenhaare stellten sich auf bei dem Gedanken.
Ich habe nie das Kämpfen erlernt und war angewiesen auf meine Magie.
Und so wie Belial reagierte, war mit diesen Wesen nicht zu spaßen.
>>Belial, wie ich sehe erfreust du dich an dem Anblick meiner Traumspinner. Es war sehr schwer sie zu konditionieren, aber für deinen Gesichtsausdruck hat es sich gelohnt.<< gab sie großkotzig von sich.
>>Das Gegenmittel.<< verlangte Belial stattdessen.
Sie runzelte kurz enttäuscht die Stirn, ehe ihr Blick auf den Stab in meiner Hand fiel.
>>Erst den Stab<< verlangte sie und streckte ihre Hand danach aus.
Instinktiv schob ich diesen hinter meinen Rücken.
>>Ich schwöre, dass Jelaya ihn dir aushändigen wird, doch nur, wenn du uns das Gegenmittel gibst.
Du weißt, dass meine Schwüre bindent sind.<< redete er auf sie ein.
Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und schien zu erstarben, als ihr Blick auf unsere verschränkten Hände fiel.
>>Du hast das Gegenmittel in deinen Kerkern. Tinzoms Blut. Jetzt gib mir den Stab Stern.<< forderte sie abwertend.
Belials Nicken sorgte dafür, dass ich meine verkrampften Finger vom Stab löste und diesen zu ihr warf.
Federleicht schnappte sie sich diesen und betrachte ihn einen Moment.
>>Erledigt das Mädchen<< forderte sie und schoss im nächsten Moment einen Lichtstrahl gegen Belial, der ihn auf die Knie zwang.
Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er versuchte sich aufzurichten.
>>KAMIL! ICH BRECHE DIR JEDEN KNOCHEN, WENN IHR WAS PASSIERT!<< schrieh er ihr entgegen, doch sie lachte nur.
>>Ihren Körper wirst du noch haben, denn ich habe nicht vor dich ebenfalls zu töten.
Doch ihr Geist. Nunja viel spaß mit ihrer leeren Hülle.<< gab sie belustigt von sich.
Ich wagte den Versuch meine Magie gegen sie zu schleudern, doch die zwei Wesen stellten sich mir in den Weg und erstickten es im Keim.
Nur eine Berührung und es fühlte sich an, als würde Säure in meinen Kopf steigen.
Nur im Hintergrund nahm ich war wie Belial um sich schlug und versuchte dagegen anzukämpfen.
Ich hörte das Brüllen, welches seine Lungen schmerzerfüllt verließ.
Mit gewalt wehrte ich mich dagegen.
>>HALT DEINE INNERE MAUER AUFRECHT. ICH FLEHE DICH AN JELAYA. KÄMPFE!<< verlangte er.
Ich versuchte es. Wirklich.
Doch als das zweite Wesen mich berührte war es, als würde ich zerreißen.
>>Es tut mir Leid.<< flüsterte ich und das war der Moment in dem Belial seine Gestalt änderte.
Der Moment in dem Kamil aufschrieh, als das Stab nun sie angriff.
Belials Macht pulsierte in jedem Winkel, doch mein innerstes brach bevor er es verhindern konnte.
Meine Sicht verschwamm und zeigte mir meine schlimmsten Albträume.
Albträume in denen ich nicht auf die Erde gefallen war.
Albträume in denen jeder Starb, der mir etwas bedeute, gefolgt von Belials leerem Blick.
Ich hörte mich schreien, mich winden und flehen.
Mein Herz fühlte sich an, als würde es zerreißen, meine Lungen fühlten sich zu dünn an und egal wie sehr ich mich auch wehrte...die Bilder wollten nicht verschwinden.
Es fühlte sich an, als würde ich einer Klippe näherkommen und gerade, als ich den Sprung wagen wollte, wurde ich hinfortgerissen.
Benommen würgte ich und übergab mich auf die bekannte Wiese, während Belial im Augenwinkel die zwei Wesen in der Luft zerriss.
Mit einer solchen Gewalt teilte er die Kreaturen, obwohl sie ihn ebenfalls verletzten.
Ich spürte die Wunden von Krallen an meinem Körper und war zugleich verwundert wie schwach sie zu dem Schmerz waren, die ich noch vor wenigen Augenblicken empfunden hatte.
Mein gesamter Körper bebte und noch immer rannen mir Tränen unkontrolliert über mein Gesicht und auch wenn Belial nun vor mir kniete, blutberströmt und voller Sorge in seinem Blick.
Ich konnte die Angst noch immer nicht abschütteln.
>>Liebes...<< brach er ab.
Der Damm in mir brach, sodass ich mein Schluchzen nicht unterdrücken konnte.
Nach und nach versuchte ich die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen, mich davon zu überzeugen, dass es nur Lügen waren, doch mein Kopf war noch immer zu benebelt.
Belial zog mich sanft an seine Brust und streichelte über meinen Rücken.
Er wartete. Selbst nachdem die Sonne aufgegangen war und die Erschöpfung uns beide übermannte, hielt er mich im Arm und streichelte noch immer darüber.
>>Rameza..<< krächzte ich und löste mich von ihm.
Er nickte und half mir hoch, doch bevor ich seine Hand nahm schaute ich zu Kamils Leiche.
Sämtliches Leben war aus ihr gewichen und der Stab, welcher einst vor Macht trotzte, war nun taub ohne Leben.
Der Stein war zu Staub verfallen und wurde vom Wind gänzlich verweht.
>>Danke<< flüsterte ich in die Stille, ohne sicher zu sein, ob es die Stimme erreichen würde.
Sanft zog mich Belial mit sich und schwieg den gesamten Weg.
Ich wollte ihm sagen, dass sie mich nicht gebrochen hatten.
Ich wollte ihm wirklich seine Sorge nehmen, doch ich fühlte mich zu keinem Wort mehr imstande.
Aus diesem Grund war ich dankbar, dass er mich nicht zwang, sondern wartete.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now