Teil 25

932 56 6
                                    

Gerade wollte ich Belials Hand loslassen, als auch schon sein Griff fester wurde.
>>Nicht. Lass niemals meine Hand los, sofern wir in dieser Ebene sind.<<
Stumm nickte ich, während ich meine Umgebung beobachtete.
Man erkannte lediglich das, was zwei Meter vore einem lag, denn der rest war verhüllt in dichtem Nebel. Gänsehaut packte mich bei der Vorstellung  etwas könnte in diesem Nebel lauern.
Die Luft war merkwürdigerweise sehr kühl und der Ort an sich von Stille geplagt.
Ich schrak zurück, als eine menschenähnliche Gestalt auf uns zulief. Durch uns hindurch, ohne uns wahrzunehmen.
>>Sie sehen uns nicht?<< fragte ich ihn, nachdem ich mir sicher war, dass es sich um eine Seele handeln musste.
Belial atmete kurz ein, bevor er zu erzählen begann.
>>Sie sehen weder uns, noch andere Seelen hier. Es ist tatsächlich auch die einzige Ebene, zu dem der Zutritt von Dämonen untersagt ist.<<
>>Warum?<< fragte ich, bevor er das übergehen konnte.
Wir setzten uns in Bewegung, ehe er weitersprach und ich war mir sicher  dass es ihm nicht entging, dass ich mich an ihn drückte.
>>Weil diese Ebene von Einsamkeit geprägt ist. Die Bestrafung liegt darin, dass die Seelen ohne Kontakt, ohne Geräusche jeglicher Art und ohne Sicht verweilen. Hier ist nichts, außer die ewige Einsamkeit und wenn man einmal drin ist, findet man nie wieder aus dem Nebel heraus.
Ich bin der Einzige, der dazu in der Lage ist und ob du es ebenfalls schaffen würdest, wollen wir nicht riskieren.
Deswegen darfst du meine Hand auf garkeinen Fall loslassen.<<
Mit traurigem Blick sah ich diesen Ort nun ganz anders wahr.
>>Das ist wirklich eine Strafe.<< erwiderte ich bedrückt.
Belial räusperte sich kurz.
>>Du darfst nicht vergessen, welche Seelen hier lauern. Bei den meisten hättest du keinen Mitleid.<<
Ich runzelte die Stirn, bevor ich ihn zum stehen zwang.
>>Ich weiß das. Das brauchst du mir nicht sagen. Dennoch ist die Vorstellung, dass dieser Ort existiert, schauderhaft. Und noch schlimmer ist es, dass es gut so ist.<< sagte ich mehr zu mir selbst.
Seine warme Hand streifte meine Wange, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn setzte.
>>Komm<< forderte er mich auf, bevor wir erneut durch einen dichten Nebel liefen, welcher diesesmal schwarz war.
Gemeinsam liefen wir durch den abgebrannten Wald, ehe wir eine weitere Abzweigung nahmen und zum dritten mal heute im Nebel verschwanden.

>>Ebene zwei<< bestätigte mir Belial, bevor er meine Hand los ließ und mich gewähren lies weiter hinein zu laufen.
Es sah wunderschön aus. Überall war es grün von den vielen Pflanzen.
Und mittendrin waren Häuser. Die schönsten, die ich je in der Menschenwelt gesehen hatte.
Warm, aus Holz und gerade groß genug für eine kleine Familie.
Der Himmel strahlte im saftigen Blauton, während keine einzige Wolke es besudelte.
Die Sonne hoch am Horizont  warf seine Strahlen unbarmherzig und ließ die Schatten der Baumkronen tanzen.
Und trotz des warmen Anblicks  war die Temperatur angenehm auf der Haut.
Ich hörte sogar das Zwitschern von Vögeln und sog verwundert die Luft ein  als ein Schmetterling gefährlich nah an mir vorbei flog.
>>Es ist wunderschön. Ich verstehe nicht ganz, wie so etwas hier existieren kann. Du sagtest doch, es wären die Ebenen in denen Seelen bestraft werden.<< inspizierte ich noch immer verwundert den Ort.
>>Der Schein trügt Liebes. Schau in das innere der Häuser. Stell dich ans Fesnter und überzeuge dich selbst davon, warum dieser schöne Ort eine Bestrafung ist.<< forderte mich Belial sanft auf.
Nun doch etwas unruhig lief ich auf eines der Häuser zu und wappnete mich innerlich davor, was mich hinter der Fensterscheibe erwarten würde.
Mir stockte der Atem.
Die Seele, die dort drin war, schaute gequält hinaus und weinte, während es an einem Seil baumelte.
Erhängt und doch am Leben, schaute sie hinaus auf das Grün der Baume und die Strahlen der Sonne.
Langsam bewegte ich mich zum nächsten Haus und auch da war eine Seele.
Doch diesesmal riss ihm ein Dämon die Nägel heraus, während die Seele mit dem Blick zum Fenster saß und hinausstarrte.
Der Blick des Dämons fing meinen auf, woraufhin er lächelte und die Sicht auf spitze Zähne freigab.
Belials Hand legte sich auf meine Schulter und das Nicken des Dämons war nun an Belial gerichtet.
Er widmete sich wieder der Seele, während Belial mich von der Scheibe wegzog.
>>Ich weiß nicht was schlimmer ist. Die erste Ebene, oder die zweite.<< beichtete ich Belial.
Er strich mir sanft über den Rücken.
>>Sogar die Luft hier ist berauschend.<< setzte ich an.
>>Ich weiß.<< war das einzige, was er dazu sagte.
Plötzlich brannte eine Frage auf meiner Zunge.
>>Belial. Du hast mir mal gesagt, du würdest normalerweise niemanden Foltern. Warum? Ich meine...du sagst selbst, dass die Seelen es verdienen würden.<<
>>Komm<< sagte er und setzte sich auf eine Bank mit Blick auf eines der Häuser.
Eine Frau klopfte gegen die Scheibe übersät mit Blut und schrieh. Zumindest sah es danach aus, denn man hörte nichts. Weder das Hämmern gegen die Glasscheibe, noch ihre Stimme.
Ich setzte mich neben Belial und löste meinen Blick von der Frau, um ihm in die Augen zu sehen.
Er musterte mich einen Moment, ehe er meine Frage beantwortete.
>>Eine Zeit lang habe ich den Drang verspürt. Meistens um meine Wut irgendwie rauszulassen und manchmal haben mich einige Seelen auch so weit angeekelt, dass ich ihre Bestrafung selbst in die Hand nehmen wollte.
Aber dazu bin ich nicht hier. Zumindest habe ich mir das gesagt.
Der eigentliche Grund ist, dass ich nicht wüsste, ob ich aufhören könnte.
Ich habe immer die Befürchtung ich würde mich darin verlieren und nicht mehr zurückfinden.<< gestand er mir.
>>Also willst du es eigentlich.<< kam ich zu dem Schluss.
>>Aber willst es gleichzeitig nicht.<< ergänzte ich.
Er sagte nichts und ich auch nicht.
>>Es gibt noch eine Ebene. Willst du lieber, dass wir zurück gehen? Die letzte Ebene ist...du brauchst Nerven dafür.<< wies Belial mich hin.
>>Ja. Ich würde sie trotzdem gerne sehen.<< antwortete ich und erhob mich mit ihm.
Er nickte und hielt mich an der Hand.
Ich sah ein letztes mal zu den Häusern, ehe mich wieder dichter Nebel umfing.

Queen of Hell - Fallender SternKde žijí příběhy. Začni objevovat