Teil 8

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Es vergingen einige Stunden, bis Rameza durch die Zellentür trat und mein Grübeln beendete.
Sie forderte mich mit einer Handbewegung auf ihr zu folgen, woraufhin sich wieder ein mulmiges Gefühl in mir ausbreitete.
Ich folgte ihr den Gang hinterher und hatte das Gefühl, dass Rameza angespannt wirkte.
>>Ist alles in Ordnung?<< fragte ich sie und bekam ein heftiges Nicken mit dem Kopf als Antwort. Ich ließ es vorerst darauf beruhen.
Langsam dämmerte es mir, wohin sie mich brachte.
Ich trat hinter ihr in den mir bekannten Raum mit der Quelle.
Es gab nur einen Grund, warum Belial wollen würde, dass ich nicht aussah als wäre ich aus dem Müll entsprungen.
Meine Laune sank schlagartig und selbst Ramezas aufmunterndes Lächeln konnte nicht helfen.
Sie holte einige Fläschchen aus einem Schrank, während ich mich meiner Kleider entledigte und ohne große umschweife in die heiße Quelle stieg.
Diesesmal wusch ich mich eigenständig.
Verwirrt blickte ich zu Rameza, die angestrengt den Seifenschaum auf den schwarzen Fliesenboden verteilte.
Sie winkte mich zu sich rüber und als ich auf den Fliesenboden vor ihr sah, verstand ich.
>>Ich höre zu und schweige<< stand da mit Seifenschaum geschrieben.
Ich strahlte sie an, ehe ich zum sprechen ansetzte.
>>Es ist nur, dass ich weiß was mich erwartet. Ich darf keine Schwäche zeigen, doch die Höllenbewohner machen mir angst.<<erzählte ich ihr aufrichtig.
Schnell wischte sie die alten Worte weg und schrieb wieder mit Seifenschaum auf den Boden.
>>Mir auch<< schrieb sie. Mein Herz zog sich zusammen, als ich daran denken musste, dass einer dieser Bewohner ihr die Zunge abgeschnitten hatte.
>>Gibt es hier viele Menschen?<< fragte ich sie, um das Thema zu wechseln.
Es dauerte nicht lange, da schrieb sie ein >>Nein<< als Antwort.
Ich nickte zum Verständnis.
Sie fing wieder an zu schreiben >>Meisten Tod, wenige auf der Erde und hier.<< fügte sie hinzu.
Betrübt sah ich auf die Worte und wusste nichts zu sagen außer >>Es tut mir Leid<<.
Rameza schüttelte den Kopf und half mir aus der Quelle.
Wir verfielen wieder ins schweigen, während sie meine Haare frisierte und als sie schließlich das Kleid vor mich legte, holte die Realität mich zurück.
Zumindest war dieses Kleid diesesmal weniger Freizügig.
Sogar die Farbe selbst wollte nicht zur Hölle passen. Das dünne Seidenkleid in einem weichen Goldton, schmiegte sich perfekt um meine vollen Brüste und saß eng an meiner Taillie. Erst ab meiner Hüfte lockerte es sich und fiel bis knapp über meine Knöchel.
Die Träger waren hauchdünn, während das einzige Detail an dem Kleid die Spitze an meiner Brust wahr.
Mit nackten Füßen folgte ich Rameza aus dem Raum.
Aus dem Augenwinkel betrachtete ich meinen in goldenes Band geflochtenen Zopf, der über meine linke Schulter fiel.

Ich schreckte zur Seite, als eine Hand meinen Oberarm festhielt.
>>Du kannst gehen Rameza<< hörte ich Belials Stimme.
Ohne ein weiteres Wort zu wechseln befestigte er Fesseln um meine Handgelenke und öffnete die große verzierte Tür.
Der Saal war dunkler als das letzte Mal und selbst als wir durch die Menge schritten, machte sich keiner die Mühe das Geschehen kurzzeitig zu unterbrechen.
Sie tanzten und tranken ohne Umschweife, selbst nachdem sich Belial auf den Thron setzte.
Gerade als ich mich neben ihm auf den Boden setzen wollte, hielt er mich auf.
>>Geh spielen<< befahl er mir und grinste tückisch, als ich ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.
Irgendwann würde ich ihm das heimzahlen versprach ich mir, um mich zu beruhigen.
Ich fragte mich nur wann. Asbeel verlangte von mir ihn zu stürzen, doch es erwies sich als sehr schwierig, wenn man behandelt wurde wie ein Hund. Zumal ich ihn nicht einmal verletzen konnte, ohne selbst dran glauben zu müssen.
Was für ein Dilemma, schoss es mir durch den Kopf.
Also lächelte ich nur und ging durch den Saal.
Erleichtert stellte ich mich an eine leerstehende Säule und schaute nochmal zu Belial rüber.
Eine in schwarze Nachtwäsche gekleidete Frau, rekelte sich gerade auf seinem Schoß. Die Szene verwirrte mich zutiefst, denn seine Hände wanderten zwar über ihren Körper, doch sein Blick sprach nur Gleichgültigkeit.
Als er sie näher auf seinen Schoß zog, schaute ich mit rotem Kopf weg und bemerkte erst jetzt, dass mich jemand beobachtet hatte.
Der Mann mit den spitzen Zähnen, der mich letztes mal fixiert hatte, schaute mir geradewegs in die Augen. Ein schiefes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, ehe er begann sich in meine Richtung zu bewegen.
Hilfesuchend schaute ich zu Belial und hätte mir am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst. Ihm hatte ich es doch zu verdanken, dass ich in dieser missligen Lage steckte.
Gerade als ich die Flucht ergreifen wollte, packte mich der Fremde an meinen Fesseln und zog mich in eine dunkle Nische.
>>Hmmm<< flüsterte er an meinen Hals, während sein warmer Atem mich erschaudern ließ.
>>Hätte er es uns nicht verboten, würde ich meine Zähne jetzt in deinen hübschen Hals versenken.<< setzte er Sehnsuchtsvoll an und leckte mir über meinen Hals, während er sich gegen meinen Körper presste.
Heftig holte ich mit meinem Knie aus und trat ihm in seine Weichteile, bevor ich mit meiner Fessel ausholte und seine Nase brach.
>>Fass mich nicht an<< knurrte ich und verlies die Nische, wobei ich unbeholfen das Zittern meines Körpers unterdrückte.
Gerade als ich mich in Sicherheit wägte, bohrten sich Nägel in meine Haut.
Ich sah nur noch wie Blut über meinen Arm lief, als der Widerling von vorhin mich grob mit sich zerrte.
Ein Knall beendete die Musik und ließ jeden im Raum aufhorchen.
>>Wohin so eilig Adrik? Und dann noch mit meinem Eigentum?<< fragte Belial und richtete seinen eiskalten Blick auf den Widerling, der mich festhielt.
Instinktiv sah ich auf Belials Arm, doch dadurch, dass er eine schwarze Tunika trug, sah man kein Blut.
>>Sie hat mir die Nase gebrochen und muss dafür bezahlen<< knurrte Adrik nur.
Diesesmal richtete sich Belials Blick auf mich und besah mich von Kopf bis Fuß.
>>Wer austeilen kann, kann auch einstecken.<< gab ich nur wider und war verwundert, weil ich schwören könnte, dass Belials Mundwinkel nach oben gezuckt sind.
Doch Zorn löste es ab, als mich Adrik vor seine Füße schmiss.
>>Innerhalb eines Sekundenbruchteils tauchte Belial vor mir auf und verhinderte den Schlag von Adrik.
Ich sah dabei zu, wie Belial ihn mit einer Hand, an seinen Hals gefasst, hochhob.
>>Nur, weil dein Vater ein gewisses Ansehen bei mir hat bedeutet es nicht, dass du meine Befehle missachten kannst.
Wage es noch einmal mein Eigentum zu berühren und ich schwöre dir, dass es das letzte Mal gewesen ist.<< drohte er Adrik und ließ ihn los.
Adrik röchelte und warf mir einen vernichtenden Blick zu.
Als wäre nichts gewesen, wurde die Musik wieder gespielt und jeder ignorierte den Zwischenfall.
Belial zog mich sanft, aber bestimmend auf die Füße und machte erst halt, nachdem ich mich neben seinen Thron gesetzt hatte.
Ich fing den Blick von Adrik auf und grinste ihm ins Gesicht, woraufhin er kurzerhand mit festem Schritt den Saal verließ.

Queen of Hell - Fallender SternWhere stories live. Discover now