Teil 48

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Durch den Schock konnte ich mich nicht rechtzeitig genug ducken, weshalb ich quer durch den Saal flog, als Belial mir einen Schlag verpasste.
Unsanft knallte ich auf den Steinboden und rollte einige Meter weit.
Ich zwang mich gerade rechtzeitig auf meine Beine und baute einen Schild aus Licht um mich.
Denn in diesem Moment flog Belial gegen meinen Schild und knurrte auf, als ein Teil seiner Haut versengte.
Mein Schrei hallte ebenfalls durch den Saal, als mein Gesicht fürchterlich zu brennen anfing.
>>Na komm Teufelchen. Bring mir das Sternenherz.<< kam es von Visendra, die mich belustigt betrachtete.
Das gejohle der Schaulustigen drang in mein Bewusstsein und machte mich rasend.
Mit einem Knall ließ ich meinen Schutzschild explodieren und in alle Richtungen ausbreiten.
Das gejohle mutierte zu schmerzendem Geschrei.
Und auch die Decke bröckelte und versengte schließlich etwas, weshalb viele aus dem Saal stürmten, während einige andere von den Trümmern begraben wurden.
Schockgeweitet sah mich Visendra an, ehe Belial mir die Sicht auf sie versperrte.
Kurz huschte mein Blick zum Himmel, der begann zu dämmern.
Die ersten Sterne strahlten in ihrer vollen Stärke und obwohl meine Situation so aussichtslos wirkte...ich sehnte mich nicht nach ihnen.
Nein, mein Herz zerbarst aus einem anderen Grund und dieser Grund blickte mir mit schwarzen Augen in die Augen und fletschte seine Zähne.
Ein unnatürlicher Laut verließ seinen Mund, ehe er auf mich zuflog.
Mein Schild war nicht stark genug, sodass Belial ihn ohne Probleme durchbrach und mit mir zusammen über den Boden rollte.
In voller Verzweiflung rammte ich meinen Dolch in seine Seite und brüllte, als auch meine Seite zu Schmerzen begann.
Unsanft knallte er meinen Kopf auf den Steinboden, sodass meine Sicht für einen Moment verschwamm.
>>Belial...<< flüsterte ich.
Er hielt inne, ehe seine Krallen versuchten mein Fleisch zu durchbohren.
Ich keuchte, doch er hielt wieder in seiner Bewegung inne.
Seine Augen flackerten unnatürlich und das Zittern seiner Hand oberhalb meiner Brust verstärkte meine Annahme.
Er kämpfte.
>>Belial ich will nicht sterben.<< schluchzte ich.
>>Und noch weniger will ich der Grund für deinen Tod sein. Bitte zwing mich nicht mich zu entscheiden.<<
Meine Hände leuchteten auf, als seine Krallen einige Milimeter tiefer in mein Fleisch griffen.
Sein verzweifeltes Knurren hallte in dem Saal, begleitet von Visendras Fluchen.
>>Nun mach schon. Reiß ihr das Herz heraus!<<
Aus einem Instinkt heraus umschloss ich uns in einem Kokon aus Licht und legte meine Hand sanft auf seine Wange.
>>Wir sind stärker als das. Du bist stärker. Kämpfe und lass nicht zu, dass sie uns nehmen, was wir haben.<< flüsterte ich.
Wieder flackerten seine Augen und ließen einen Blick auf das Eisblau erhaschen.
Mit stockendem Atem sah ich ihm tief in seine noch schwarzen Augen.
>>Ich Liebe dich Belial.<<
Verwundert blinzelte er und zog schockgeweitet seine Krallen aus meiner Brust.
Eisblaue Augen starrten in meine, ehe sich seine Lippen verzweifelt auf meine pressten. Ich spürte, dass er um Vergebung bat und nickte in den Kuss hinein.

Visendras Schrei und die Erschütterung an meinem Schild, riss uns auseinander.
Wütend zog Belial mich auf die Füße und funkelte in ihre Richtung.
>>So sehr ich deinen Kopf abreißen will, diese Ehre gebürt Jelaya.
Doch dich. Dich Asbeel nehme ich mir vor und das langsam.<<
Asbeels Körper fing an zu zittern und um ihm zu helfen versuchte Visendra Belial anzugreifen, doch ich stoppte ihre versengende Magie und schoss sie zurück, sodass sie die Treppe runterrollte.
>>Deine Einzige Waffe gegen mich war mein Gefährte.<< stellte ich fest.
>>Jetzt hast du nichts mehr. Deine Magie ist zu schwach und deine Verbündeten sind schreiend davongelaufen.<<
Asbeels Schrei hallte durch den Saal, sodass Visendras schreckgeweitete Augen hinter mich blickten.
Auch ich drehte mich kurz um und sah gerade noch, wie Belial ihm die Flügel vom Körper riss.
>>NEEEIIIINNNN<< brüllte Visendra und stürzte sich schluchzend in seine Richtung.
Doch ich hinderte sie daran, indem ich sie an den Haaren zerrend auf den Thron setzte.
Mit meiner Magie umschloss ich ihren Körper.
>>Ihr seid Monster!<< spuckte sie mir vor meine Füße.
Gleichgültig versperrte ich ihr den Blick auf Asbeel, der sich auf dem Boden windete.
>>Unglaublich so etwas aus deinem Mund zu hören.<<
Mit wutverzerrtem Gesicht sah sie mir ins Gesicht, ehe ihr Blick wieder hinter mich fiel.
>>Wir können es nicht nochmal riskieren sie einzusperren.<< warf Belial die Wahrheit in den Raum.
Mein Nicken ließ Visendras Augen weiten.
>>Sie ist an ihn gebunden und wird hier verweilen, solang diese Verbindung besteht.<<
Mein Blick huschte zu Visendra und folgte ihrem verzweifelten Blick zu Asbeel.
>>Er muss sterben. Nur dann ist sie wirklich fort.<<
Belial nickte verstehend und zog Asbeel auf die Füße.
Visendras verzweifelte Schreie hallten durch den Raum und etwas wie Mitleid regte sich in mir.
Auch wenn sie Füchterliches getan hatte, ich konnte ihren Schmerz nachempfinden.
Aus diesem Grund drehte ich mich nochmals zu Belial.
>>Lass sie...Abschied nehmen.<< bat ich ihn, woraufhin er nickte und Asbeel zu Visendra schleifte.
Ihre Fesseln lockernt gab ich ihr die Möglichkeit sich in Asbeels Arme zu werfen.
Es tat weh ihnen zuzusehen und noch mehr tat es weh, dass wir diesen Schritt gehen mussten.
Aber auf dem Spiel standen so viele Leben und mehr als eine zweite Chance hätten wir ihnen nicht geben können.
Doch als Belial sie voneinander reißen wollte, hielt ich ihn auf.
>>Ich kann das nicht. Nicht so.<< flüsterte ich.
>>Jelaya<< versuchte Belial mich zur Vernunft zu bringen, doch ich schüttelte seine Hand ab.
>>Es fühlt sich nicht mehr richtig an.<<
Zärtlich streichelte er über meine Wangen, ehe er mich so drehte, dass ich Asbeel und Visendra dabei zusehen konnte, wie sie einander festhielten.
>>Wir können sie nicht frei lassen. Nicht nachdem, was passiert ist.<< rief er mir in Erinnerung.
Er hatte recht, doch das Gefühl in mir wir würden einen Fehler machen, verstärkte sich.
Mir fiel plötzlich eine Idee ein, ich wusste, dass Visendra es aus freien Stücken machen musste, doch wenigstens konnten wir ihr die Möglichkeit geben, selbst über ihr Schicksal zu entscheiden.
Diesesmal zwang ich Belial mich anzusehen.
>>Dann nehmen wir sie mit in die Hölle. Sperren sie ein in eines deiner Verliese.<< schlug ich vor.
>>Aber ihre Magie.<< widersprach er.
>>Sie gibt sie ab. Das wird unsere Bedingung sein. Sternenmagie ist ein Privileg, dass wir alle haben, aber wir können darauf verzichten. Für immer.
Deswegen dachte ich immer ich hätte keine Magie mehr. Ich dachte ich hätte mit dem Eintritt in diese Welt darauf verzichtet.<< versuchte ich ihn zu überzeugen.
Zögernt nickte er und ließ mich los, als ich zu Visendra lief.
>>Wir verschonen euer Leben, wenn du auf deine Magie verzichtest.
Mehr kann ich euch nicht anbieten.
Ihr werdet den Rest eures Daseins in der Hölle verbringen, doch wir werden euch nicht trennen. Entscheidet.<<
Visendra sah mich verwirrt an, ehe sie leicht mit dem Kopf schüttelte.
>>Ohne meine Magie bin ich nichts.<< sagte sie empört.
Nun war es Belial, der das Wort ergriff.
>>Was ist dir wichtiger? Euer Leben, oder deine Magie?<<
Für einen langen Moment wurde es still, bis Visendra und Asbeel sich in die Augen blickten, als würden sie etwas suchen.
>>Ich gebe meine Magie auf.<< entschied sie sich und sah dabei noch immer zu Asbeel.
>>Es tut mir Leid<< flüsterte er, doch sie schüttelte nur den Kopf.
>>Es ist meine Schuld. Ich hatte alles und es hat gedauert bis ich es realisieren konnte, doch ich brauchte die ganze Zeit nur dich.<< hauchte sie, ehe sie sich von ihm losriss und entschlossen die Augen schloss.
Licht strömte langsam in den Raum und verteilte sich.
Es sah wunderschön aus und so unglaublich endgültig, als es Visendras Leib verließ.
Ein Ohrenbetäubendes Brüllen durchbrach die friedliche Stille, ehe die Tür aufgestoßen wurde und die weiße Kreatur, welche aussah wie ein Wolf, den Saal betrat.
Verwundert sah ich dabei zu, wie das Licht, dass aus Visendra strömte, in die Kreatur floss.
>>Verdammt. Daher das Leuchten.<< fluchte Belial und lachte kurz auf, als unsere Blicke sich trafen.
Auch ich sah verwundert, aber froh zu der Kreatur, bis das letzte Fünkchen Licht aus Visendra trat und in dem wolfähnlichen Tier verschwand.
Es sah kurz zu mir, neigte seinen Kopf und verschwand so schnell, wie es aufgetaucht war.
Mein Blick huschte zu Visendra und Asbeel, die umschlungen auf dem Boden saßen.
>>Hey<< holte mich Belial aus meinen Gedanken.
>>Verlier niemals dieses Herz da, die Güte und deine Liebe.<< bat er mich.
Nickend fiel ich ihm um den Hals und sog seinen Duft ein.
>>Es ist vorbei. Wir haben es geschafft.<< stellte ich fest, woraufhin er sich noch fester an mich presste.
>>Du hast es geschafft mein kleiner Stern.<<

Ein niemand kennt die Geschichte von Visendra und Asbeel, doch sie haben eine sehr lange Zeit miteinander gelebt, sich geliebt und gekämpft.
Selbst eine verdorbene Seele verzerrt sich nach etwas und Asbeel war das was Visendra im entscheidenden Augenblich gerettet hat.
Ihre Liebe zu ihm.
Seine Liebe zu ihr.
Beide verzerrten sich nach dem jeweils anderen und obwohl viele sagen würden, dass sie zu spät realisiert haben, was wirklich zählt.
Ich denke es ist niemals wirklich zu spät.
Auch nicht für die beiden.

Queen of Hell - Fallender SternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt