Teil 13

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Ich stand diesesmal abseits vom Thron und beobachtete Belial, wie er dort Thronte.
Seine Haltung war entspannt, doch ich konnte es in seinen Augen sehen.
Eine Aufruhr in ihm, die er gekonnt bändigte.
Nach und nach füllte sich der Saal und da mich niemand beachtete nutzte ich die Gelegenheit, die Höllenbewohner genauer zu betrachten.
Es war eigenartig, welch Kreaturen hier ihren Platz hatten.
Von Albtraumgestalten bis zu Verführungen, denen man schwer Widerstehen konnte.
Wieder huschte mein Blick zu Belial, als alle Stimmen verstummten. Er schnipste kurz mit seinem Finger, woraufhin einige erschrocken Luft holten, als sie den Leichnahm von Adrik und seine entfernte Wirbelsäule betrachteten.
Ein brüllen aus den Reihen lockte meine Aufmerksamkeit.
Wutverzerrt bewegte sich eine Gestalt aus den Reihen und sah mit geballter Faust zu Belial hoch. Ein weiterer junger Mann, der unglaublich mager aussah, hockte sich zu der Leiche und riss seine großen Augen auf.
>>Wie konntet ihr nur<< knurrte der Mann und ließ den jungen Mann vor dem leichnahm Knien.
Belial stützte sich an seiner Lehne ab und beugte sich etwas nach vorne, ehe er zu dem Mann sprach.
>>Dein Sohn hat meinen Befehlen nicht gehorcht Trevonus. Ich hatte dich gewarnt, dass ich keine Fehler mehr dulden würde.<< gab Belial mit einer Gleichgültigkeit wider.
Doch Trevonus gab sich damit nicht zufrieden. Ganz im Gegenteil, er machte einen Schritt nach vorne und zeigte mit seinem Zeigefinger auf Belial.
>>Wir haben eine Abmachung, was könnte so schwerwiegend sein, dass er den Tod verdiente! Mein Erbe ist tot, wie willst du mir das entschädigen?!<< knurrte Trevonus und folgte Belials Blick, als dieser kurz zu mir huschte.
Trevonus Fassung bröckelte endgültig und als er diesesmal begann zu sprechen, brüllte er Belial an.
>>Für dieses niedere Wesen?! Ihr habt ihn getötet für diese Kreatur, welche euch den Sieg kostete?!<< schrieh er ihm entgegen und wagte es einen Schritt in meine Richtung zu machen.
Der ganze Saal erbebte und ich hatte Mühe mich auf den Füßen zu halten.
Belial war nun aufgestanden und ich verstand erstmal nicht, warum jeder den Kopf gesenkt hielt, doch als ich zu Trevonus sah, verstand ich.
Er war wie eingefroren, schwebte leicht in der Luft und zitterte am ganzen Leib.
Blut rann aus seinen Ohren und seiner Nase.
Ich merkte nicht einmal wie ich meinen Atem anhielt.
>>Wage es sie zu berühren und du verwirkst dein Leben. Sie ist meine Gefangene  und niemand vergeht sich an ihr, wenn ich es verbiete. Ich dachte es wäre eine Lehre gewesen, als dein Sohn die Zunge des Mädchens abschnitt.
Ich gebe keine zweiten Chancen Trevonus, also verschwinde mit dem Geliebten deines Sohnes oder ich ziehe dich zur Rechenschaft.<< drohte Belial ihm und hörte auf ihn weiter in der Luft zu halten.
Trevonus stürzte zu Boden und wischte sich das Blut aus seinem Gesicht.
Grob griff er nach dem jungen Mann, der wie ich erfahren habe der Geliebte seines Sohnes, war und stürmte aus dem Raum.
Adriks Leiche lag nun einsam auf dem Boden, ungeschützt vor den Blicken der Höllenbewohner. Mein Blick fiel zu seinen Augen und holte die Erinnerung zurück. War ich das wirklich gewesen?
Kann es tatsächlich sein, dass in mir noch Sternenmagie war?
Verwirrt schaute ich auf, als die Leiche wieder verschwand.
Die Höllenbewohner wurden ebenfalls von Belial hinfortgeschickt.
Mit gemächlichen Schritten kam er auf mich zu und musterte mein Gesicht.
>>Was?<< fragte ich ihn und wich ihm aus, als er seine Hand hob.
>>Halt still<< befahl er mir, woraufhin ich mit widerwillen Gehorchte und meine Augen leicht zusammenkniff, als er meine Wange berührte.
Vorsichtig strich er drüber.
>>Blut<< erklärte er Stirnrunzelnd und senkte seine Hand wieder.
Ich nickte nur und biss mir unbehaglich auf die Lippen, woraufhin sein Blick sie fixierte.
Verwirrung schlich sich auf sein Gesicht, ehe er seinen Kopf schüttelte und mich an meinem Arm mit sich zog.
>>Wir brechen in einer Stunde auf. Rameza wird dir helfen etwas Wettertaugliches anzuziehen.<< sagte er nun. Ich nickte und merkte erst im nachhinein, dass er es ja eigentlich nicht sehen konnte.
In meinem Kopf verpasste ich mir eine mentale Ohrfeige, weil ich für einen Moment daran denken musste, wie gut sich seine Hand an meiner Wange angefühlt hatte.
Er ist der Teufel. Er hätte dir schlimmeres angetan ohne zu zögern. Er ist der Teufel.
Versuchte ich mich davon zu überzeugen.
Und tatsächlich kehrte eine Spur von Verachtung zurück, doch ich bezweifelte, dass diese stark genug war.
Selbst die Angst vor ihm war verschwunden. Also versuchte ich mich nun davon zu überzeugen, dass er ein böses Spiel mit mir spielen würde, dass er mich in Sicherheit wiegen wollte, bevor er mir mein Herz in Stücke reißt.
Ich hielt krampfhaft an diesem Gedanken fest.

Verblüfft besah ich mir das Zimmer an, dass nun meines sein sollte.
Ein schwarzes Himmelbett mit weißen Laken.
Schwarze Schränke standen majestätisch an den Wänden und ein Regal mit Büchern weckte meine Aufmerksamkeit. Behutsam strich ich mit meinen Fingern über die Buchrücken der verschiedenen Werke.
Der weiche Teppich lag ausgebreitet in dem Raum und fühlte sich wie Balsam für meine Füße an.
Gerade als ich mich auf das Bett legte und freudig feststellen musste, dass es das bequemste war, auf welches ich jemals lag, wurde die Tür geöffnet.
Mit dem Blick auf Rameza schossen mir die Worte von Belial wieder in den Kopf.
Adrik hatte ihr das angetan. Plötzlich bedauerte ich es, ihm nicht auch die Zunge rausgeschnitten zu haben.
Der Schock über meine Gedanken flammte kurz auf.
Wann war ich so geworden? War es der Ort, oder war ich schon immer so gewesen?
Rameza legte dicke Kleidung auf einen langen Stuhl, ehe sie zu mir trat.
>>Er ist tot. Adrik. Ich...er war es.<< stammelte ich und schaute traurig zu Rameza, als sie lächelnd nickte und die Tränen über ihre Wangen flossen.
Ich erhob mich und schlang meine Arme um ihren Körper.
Sie erwiderte meine Umarmung und benetzte meine Haut mit ihren Tränen, während ich ihr behutsam über ihren Rücken strich.
Nach einer Weile löste sie sich von mir und wischte sich ihre Tränen weg.
Ich ließ sie gewähren, als sie meine Haare vorne mit einer Spange nach hinten befestigte.
Sie flocht kleine Strähnen in meine Haare und auch wenn es durcheinander wirkte, wirkte es gleichzeitig durchdacht.
Ich sah aus wie eine Kriegerin.
Schwarze Lederkleidung saß eng an meinen Körper geschmiegt und betonte meine weiblichen Rundungen.
Der letzte Schliff war ein dicker Mantel, den sie mir noch nicht überzog. Ich verstand warum. Es war zu warm hier unten und der Mantel zu dick.
>>Danke<< sagte ich an Rameza gerichtet und erwiderte ihr Lächeln, als sie den Raum verließ und ich auf Belial wartete.
Neugierde und ein hauch von Aufregung packte mich bei dem Gedanken, gleich die Erde zu sehen.
Zu sehen, was noch von ihr übrig war.

Queen of Hell - Fallender SternDonde viven las historias. Descúbrelo ahora