Kapitel 20*

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Trotzdem habe ich ihn verstanden und wickle meine Beine um ihn. Ich spüre, wie er sich bewegt und kurz darauf spüre ich die Wand an meinem Rücken.

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Joanna's Sicht

Wie bin hier hergekommen? Und wieso hat man vergessen, die Gardinen zu schließen? Wären sie geschlossen, könnte ich zumindest etwas länger schlafen! Der Versuch aufzustehen, scheitert schon mal kläglich, durch einen Arm auf meinem Bauch. Mit großen Augen verfolge ich den Arm und stoppe an dem Gesicht des Armbesitzers. Oh Gott, wieso wundert mich das denn nicht? Wie auf ein Schlag sehe ich die Bilder von gestern vor mir. Bilder von mir und dem grünäugigen Jungen. Küssend und eng umschlungen. Jedoch verschwinden diese Bilder genauso schnell wieder. Kopfschüttelnd fällt mir eine Sache auf. Undzwar habe ich es wohl gestern mit dem Trinken mehr als übertrieben. Ich betrachte wieder den Jungen neben mir. Schlafend sieht er sogar süß aus. Schmunzelnd über meine Gedanken denke ich weiter nach. Hoffentlich war ich nicht all zu peinlich im betrunkenen Zustand.

Ich lege seinen Arm vorsichtig beiseite und stehe auf, um ihn vorerst nicht zu wecken. Ich möchte einfach nicht sofort weitere Geschehnisse auf einmal, durch ihn erfahren. Beim Aufstehen fällt mir auf, dass ich ein großes Shirt und darunter noch meine Unterwäsche anhabe, was heißt, dass wir wenigstens keinen Sex hatten. Oder? Ach egal. Gut, dass das schon mal geklärt ist. Durch das schnelle Aufstehen wird mir aber auch schon schwindelig, weshalb ich mich an der Wand anlehne. Dabei spüre ich einen leichten Schmerz an meinem Rücken. Und wieder kommen mir ein paar Bilder des gestrigen Abends vor die Augen. Dieses mal an der Wand. Aber immer noch knutschend. Küssen kann man das schließlich nicht mehr nennen, zerfressen würde das wohl eher treffen. Aber genau wie vorher auch sind diese Bilder genauso schnell wieder weg.

Wieder kopfschüttelnd schaue ich mich in dem Zimmer ein wenig um. Eins steht schon mal fest: Es ist nicht mein Zimmer. Ich trete aus dem Zimmer hinaus und vor mir erstreckt sich ein langer Flur, an dessen Ende eine Treppe nach unten führt, was mich schließen lässt, dass wir in der zweiten "Etage" sind. Tür für Tür suche ich das Badezimmer ab, welches ich nach ungefähr drei Türen auch finde. Die Klamotten streife ich von meinem Körper und gehe direkt unter die Dusche. Das Wasser, das ich schon vorher aufgedreht habe, prasselt an mir herab. Da es hier, wie es aussieht, nur Duschgel für Männer gibt, seife ich mich mit einem Schulter zucken ein. Himmlisch dieser Geruch! Ich wasche alles wieder ab und suche nach einem Handtuch. Meine Hand greift jedoch nur ins Leere. Ohoh. Das ist nicht gut! Das ist so gar nicht gut. Ich habe nichts zum Überziehen und falls ihr euch fragt warum ich das Shirt nicht einfach überziehe? Ganz einfach. Es stinkt einfach nur nach Alkohol. Und würde ich wollen, dass ich nach Alkohol stinke, naja, dann hätte ich gar nicht erst duschen müssen.

Letztlich entscheide ich mich dazu, mir einfach die alte Unterwäsche anzuziehen. Ich kann ja schlecht einfach nackt in einem fremden Haus rumlaufen. Hätten wir Sex, an welchen wir uns beide erinnern würden, wäre es vielleicht noch okay, da wir uns dann schließlich auch nackt sehen. Aber wenn er mich noch nie nackt gesehen hat? Nein, darauf verzichte ich liebend gerne.

Und in Unterwäsche zu laufen ist meiner Meinung nach genauso, wie in einem Bikini zu laufen. Jedenfalls laufe ich daraufhin zurück in sein Zimmer. Glaube ich zumindest. Ich öffne die Tür und sehe einen, nicht mehr schlafenden, Blake in dem großen, kuscheligen King-Size Bett. Er ist dem Anschein nach etwas länger wach, denn er sitzt nun an der Kante des Bettes und reibt sich die Augen. Ob es an den Sonnenstrahlen oder etwas anderem liegt, kann ich nicht beurteilen."Hast du zufällig Klamotten für mich?", frage ich ihn, worauf er ein wenig aufschreckt. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass jemand hier ist. "Was machst du hier?", stellt er mir die Gegenfrage. "Dir auch einen guten Morgen.", verdrehe ich die Augen. Ich möchte doch nur Klamotten, damit ich so schnell es geht wieder nach Hause kann. "Nein, habe ich nicht. Aber ich könnte dir eine Jogginghose geben. Die wäre zwar zu groß, aber das wäre immerhin besser als in nur einem Shirt herumzulaufen.", beantwortet er mir meine Frage letztlich doch noch und steht auf. Er geht auf sein Kleiderschrank zu und zieht aus diesem eine einfache, graue Jogginghose heraus.

Er schmeißt mir diese zu und kurz darauf auch ein T-Shirt. Ich schaue mir die Jogginghose an und muss ihm Recht geben. Die Jogginghose wird mir definitiv zu groß sein. Ich bedanke mich bei ihm und ziehe mir die Kleidungsstücke über. "Was ist gestern jetzt eigentlich passiert?", platzt es nun einfach aus mir. Ich habe zwar immer noch Angst vor dem Kommenden, aber es wäre besser das Geschehene zu wissen, als davor wegzulaufen. Bei den Erinnerungen an den gestrigen Abend schleicht sich ein Grinsen auf seine Lippen. "Die bessere Frage, die du stellen solltest, wäre: Was ist gestern denn nicht passiert? Du hast so ziemlich alles gemacht, was man auch nur machen konnte!", lacht er mich einfach aus. Oh Mann! Ich glaube, ich werde vorerst nicht mehr trinken.

Ich setze mich auf sein Bett und verstecke meinen Kopf letzten Endes einfach in meinen Händen. "Ach komm schon. So schlimm war es doch auch wieder nicht! Du hast vielleicht ziemlich... ähm ja... außerordentlich getanzt, aber sonst ist auch nichts mehr passiert.", versichert er mir. "Wirklich?", hake ich also gleich nach, mit noch einem Funken Hoffnung, mich nicht vollkommen zum Affen gemacht zu haben. "Naja.", zieht er das 'a' in die Länge. "Sagen wir es mal so. Du hast wirklich weiche Lippen.", grinst er zum Ende wieder. Ich vergrabe meinen Kopf wieder in meinen Händen und bete einfach nur still, dass nicht noch mehr passiert ist.

"Was ist noch passiert?", frage ich trotzdem weiter nach. Schlimmer kann es eh nicht mehr werden, habe ich zumindest zu diesem Zeitpunkt noch gedacht. "Mal nachdenken.", tippt er sich auf den Kinn und tut so, als würde er scharf nachdenken. "Was bekomme ich denn dafür, wenn ich es dir sage?", will Blake wissen. "Eine nicht gebrochene Nase.", gebe ich gereizt zurück. Ja, es nervt mich, dass er nicht einfach mit der Sprache rausrückt. Und er etwas weiß, was ich nicht weiß. "Du hattest noch etwas mit einem anderen Jungen.", gibt er nach einer Minute des stillen Schweigen nach. Okay, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

Badboy & GoodgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt