Kapitel 12*

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Jedenfalls steht dadrin...
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Joannas Sicht

Was ist los? -E

Gute Frage. Was ist los mit mir? Normalerweise bringt mich keiner so sehr aus dem Konzept. Nicht seit diesem einen Jungen. Aber ich werde nicht daran denken. Ich habe zu viele Gedanken und zu viel Zeit für und an ihn verschwendet.

Okay, ich weiß nicht was ich ihr antworten soll. Wenn ich ihr sage, dass mir diese Augen vor meinen Augen erscheinen, sobald ich nur meine Augen schließe, würde sie denken, ich sei gestört. Oder würde denken ich wäre ein Stalker. Die dritte Variante wäre, dass sie denken würde, dass ich ein gestörter Stalker bin.

Ich zucke einfach nur mit den Schultern. Würde ich es ihr sagen, würde sie auch eine Erklärung erwarten. Aber dazu habe ich keine Lust. Es wäre zu anstrengend und nervig alles noch einmal zu erzählen. Außerdem würde sie mir auf jeden Fall Fragen stellen, zu denen ich selber keine Antworten habe.

Tief im Inneren kennst du die Antwort.

Was soll das denn jetzt schon wieder bedeuten? Jetzt spricht auch noch meine innere Stimme in Rätseln!

Zu meinem Glück geht sie nicht weiter darauf ein. Sie weiß einfach wie ich bin und deswegen weiß sie auch, dass ich nichts sagen werde, was ich nicht will und ich es ihr erzähle, wenn ich es möchte.

Unterricht vorbei. Das heißt... Ich kann jetzt in die Cafeteria und etwas essen. Ich liebe einfach Essen. Man könnte es glatt als mein Hobby sehen. Wir setzen uns in der Cafeteria an unseren Stammplatz und essen unser mitgebrachtes Essen. Kurz darauf kommt mir auch schon Isaac in Sicht. Ich winke ihn zu uns rüber. Er ist auch ein guter Freund von mir. Ich kenne ihn noch von der Grundschulzeit. Damals waren wir noch nicht befreundet, aber als wir auf die selbe Schule gewechselt sind, haben wir einfach mehr miteinander zu tun gehabt. Naja, ich bin froh darüber.

Er ist dieses Mal wohl alleine. Das passiert nicht wirklich oft. "Wo sind die anderen?" "Warum? Bin ich dir etwa nicht mehr genug.", sagt er gespielt beleidigt und schmollt dabei noch süß. "Isaac, du weißt doch wie ich bin.", antworte ich ihm und grinse dabei. Er zuckt mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Kann sein, dass sie gerade eine rauchen. Da ist ein Neuer. Er ist eigentlich ganz okay." "Moment mal, meinst du den Neuen, über den alle hier reden?", fragt Em leicht geschockt. Ich blicke gerade echt nicht mehr durch. Isaac wohl genau so wenig, denn er sieht mich mit einem hilfesuchenden und fragenden Blick an. Ich blicke ihm wiederum nur belustigt entgegen. "Gibt es denn noch einen anderen Neuen?", frage ich belustigt über ihren Stimmungswechsel. "Wie heißt er denn jetzt?", fragt sie ihn pingelig. "Blake glaub ich. Ich habs nicht so mit Namen." Ja, das weiß ich. Er hat zwei Jahre gebraucht, um sich meinen Namen nur zu merken. Zu lernen wie man den schreibt, ist eine andere Sache. Ich sage nur ... Ein Jahr. Er hat immer ein "H" mit angehängt. Das hat mich so sehr genervt. Warte,warte, warte. Hat er gerade Blake gesagt? Das kann doch nicht deren Ernst sein!

Gerade als Isaac ansetzt, noch etwas zu sagen, haben ihn Liam, Ethan, Collin und ein Unbekannter unterbrochen. Okay, jetzt habe ich ihn wirklich an der Backe. Denn mit den Jungs bin ich ziemlich gut befreundet. Das heißt: Wenn ich etwas mit den Jungs mache, wird wohl Blake dabei sein. Das kann ja noch was werden. "Hey JoJo, hey Em. Das ist Blake.", macht uns Liam mit dem grünäugigen Jungen bekannt. Braucht er eigentlich nicht. Ihn kennen, tue ich schon. Selbst wenn auf einer nicht sehr tollen Art. "Ja, wissen wir." Danke, Em. Jetzt kommen wir rüber wie zwei Stalker! Ich hänge noch mit an, damit es nicht allzu peinlich ist: "Die halbe Schule hat darüber gesprochen." "Wollen wir heute noch in die Stadt? Wir haben wohl früher Schluss.", fragt uns Collin. "Nein, sorry, hab schon was vor. Vielleicht morgen oder so.", lehne ich ab. Em weiß wieso. Ich will einfach die Zeit mit meiner Mum genießen. "Hat die Kleine etwa ein Date.", spottet Blake und hat diesen Ausdruck in den Augen, den ich bin jetzt noch nie gesehen habe. "Nein, und selbst wenn geht es dich nichts an, du Arsch." Da, da ist wieder dieser Ausdruck in seinen Augen. Aber nicht so ein selbstgefälliger, wie zuvor, sondern eher ein... enttäuschter? Trauriger? Ich weiß nicht genau was es ist, aber es ist auch schon in der nächsten Sekunde weg. So als hätte es diesen Blick nie gegeben. Die anderen haben ihn nicht gesehen, aber ich schon. Und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Endlich ist die Schule vorbei. Was heißt, dass ich wieder etwas mit meiner Mum unternehmen kann. Ich fahre los und komme nach ein paar Minuten Fahrt auch schon an, da ich wieder zu schnell fahre. Meine Mum begrüße ich kurz und ziehe mir sofort etwas gemütlicheres an.

Ich gehe wieder in das große Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch, neben meiner Mum, fallen. Wir werden heute am Besten zuhause bleiben. Vielleicht einen Film anschauen. "Wollen wir einen Film anschauen?" "Mum, High Five. Ich hab genau das selbe gedacht. " Wir machen einen speziellen Mum-Joanna-Handschlag, den wir uns vor einem Jahr ausgedacht haben.

"Also, was willst du schauen?" "Hangover geht immer!" Das stimmt echt. Ich weiß nicht, wie oft ich den schon geguckt habe, aber der wird einfach nicht langweilig.

Mum macht Popcorn und holt Süßes, während ich Decken hole, es auf der Couch gemütlich mache und den Film schon mal anmache.

Nach stundenlangem Lachen, da wir auch die restlichen Teile angeschaut haben, gehe ich in mein Zimmer und mache meine Hausaufgaben. Als dies ebenfalls, schneller als gedacht, getan ist, lege ich mich in meinem Bett in eine gemütliche Position und denke einfach nach.

Mum fliegt morgen wieder weiter. Ich weiß zwar nicht wohin, aber das ist eigentlich egal. Hoffentlich kann ich sie noch sehen, bevor sie weg ist. Mich wenigstens vor ihr verabschieden.

Du weißt was das bedeutet?

Na klar, ich kann wieder nach Hause, wann ich will. Ich glaube, ich treffe mich morgen wieder mit Isaac. Mit ihm habe ich mich schon lange nicht mehr getroffen. Ja okay, nur eine Woche, aber für mich ist sowas viel, da ich mich sonst mit ihm fast jeden Tag treffe. Manchmal mit Em, manchmal auch alleine. Er ist auch einer der wenigen, die bei mir geblieben sind. Er hat mir, sowie Em, gezeigt, dass er ein wahrer Freund ist.

Ich frage am Besten mal kurz Isaac, ob er Zeit hat. Unbewusst schlafe ich schließlich ein.

***

Es sind ganze acht Stunden Schlaf. Ein Blick auf die Uhr meines Handys verrät mir, dass es bereits 6 Uhr am Morgen ist. Zehn Minuten herumwälzen und ich stehe zum Duschen auf. Ich muss erstmal wieder wacher werden. Die übliche Morgenroutine ist erledigt, nachdem ich geduscht habe. Jetzt noch etwas anziehen und fertig. Schwerer gesagt, in meinem Fall eher gedacht, als getan. Kennt ihr das? Euer Schrank ist voll von Sachen, die ihr nicht wegschmeißen wollt, weil ihr denkt, ihr würdet sie noch anziehen.

Das ist im Moment mein Problem. Mein Schrank ist so voll, sodass ich eine riesen Auswahl hätte, wenn es Sachen wären, die ich auch anziehe. Nach langer Sucherei und Rumwühlerei (gibt es diese Wörter eigentlich? Wenn nicht, dann gibt es die jetzt) fällt mein Blick auf mein schwarzes Sommerkleid, das mir bis zu den Oberschenkeln geht. Dazu noch einen weinroten Cardigan. Ein schlichter Look, so wie ich es liebe.

Besser gelaunt, laufe ich los in die Küche. Erwartet habe ich meine Mutter mit einem Frühstück, doch die Küche ist verlassen. Auf der Küchentheke liegt ein Zettel:

Es tut mir Leid, dass ich mich nicht verabschiedet habe. Aber ich weiß, wie schwer bei uns zweien Abschiede sind. Ich wollte das Schwere einfach weglassen. Ich bin in 3 Wochen wieder da. Es geht dieses Mal nach Australien. Ich solle einem Kunden helfen und dieser nehme nur die Hilfe von mir an, wurde mir gesagt.
Ich lasse dir 400$ da, falls du dir etwas kaufen möchtest.

In Liebe, Mum

Wenigstens keine kurze SMS oder so etwas ähnliches. Das wäre viel schlimmer! Naja, ich bin ja schon daran gewöhnt.

Aber jetzt Schluss mit den traurigen Gedanken. Ich muss in die Schule. Leider.

Mit dem schwarzen Ferrari 458 Italia fahre ich zur Schule, mit einem ungewöhnlich, gutem Gefühl. Ich habe nicht wirklich oft dieses Gefühl, wenn ich zur Schule fahre. Egal.

Angekommen steige ich aus und suche Em.

Aber würde ich wissen, was noch alles passiert, würde ich am Liebsten wieder einsteigen und zurück nach Hause fahren.

Badboy & GoodgirlWhere stories live. Discover now