Kapitel 21*

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Blake's Sicht

Joanna hat es wohl die Sprache verschlagen, denn sie öffnet ihren Mund, um etwas zu sagen, aber schließt ihn daraufhin wieder. Gestern Abend habe ich um ehrlich zu sein auch nicht wirklich gewusst, was ich tun sollte, als ich sie knutschend mit einem anderen Jungen gesehen habe. Da ich nicht gewusst habe, was ich sagen soll, habe ich meine Fäuste sprechen lassen. Übersetzt heißt das, dass ich ihn von Joanna zuerst weggezogen und danach einen Kinnhaken verpasst habe.

So wie der Typ danach aussah, glaube ich eher nicht, dass es nur ein Kinnhaken war.

Ja okay, vielleicht habe ich ihm noch ein- zweimal eine verpasst. Aber mehr auch nicht! "Haben wir uns nur geküsst?", fragt sie mich, nachdem ich mich schon gefragt habe, ob sie heute überhaupt noch sprechen wird. "Ja."

Und wie auf ein Schlag erinnere ich mich an den gesamten gestrigen Abend.

Flashback

Ich trinke jetzt schon meinen dritten Shot. Alles, nur lass mich diese Augen vergessen. Da gehe ich sogar in einen Club, um zu vergessen, da verfolgen mich diese Augen bis in diesen Club. Wortwörtlich, denn meine Augen bleiben bei diesem Mädchen hängen, das sich genau in diesem Moment umdreht und ich ihr Gesicht sehe. Ihre Augen sind geschlossen, aber ich kann auch, ohne in ihre Augen zu blicken, sagen, dass dieses Mädchen Joanna ist. Ihre Bewegungen sind so geschmeidig, als hätte sie es geübt so zu tanzen. Als hätte sie genau diese Bewegungen monatelang geübt. Ich bahne mir einen Weg zu ihr. Fragt mich nicht wieso, denn meine Füße tragen mich wie von selber zu ihr. Bei ihr angekommen, fange ich an, mich auch zu bewegen und tanze sie dabei von hinten an. Sie scheint es zu merken und macht mit. Aber ich bezweifle, dass sie weiß, mit wem sie hier im Moment tanzt.

Wir tanzen eng umschlungen immer weiter, bis sie sich wohl beschließt ihren 'Tanzpartner' zu sehen und sich in meinem lockeren Griff  an ihren Hüften, zu mir dreht. Sie scheint überrascht zu sein, dass ausgerechnet ich mit ihr so lange getanzt habe, da sich ihre Augen ein Stück weiten, aber dieser Ausdruck in ihren Augen ist auch schon ganz schnell wieder weg. Stattdessen verschränkt sie ihre Hände an meinem Nacken und drückt sich mit den Füßen ein wenig hoch, um mich zu küssen. Ich muss zugeben, dass das unerwartet kommt, aber ich erwidere trotz dessen den Kuss. Mein zuvor lockerer Griff um ihre Hüften verfestigt sich und ich ziehe sie noch näher an mich ran. "Spring", murmle ich in ihren Mund. Ich weiß nicht, ob sie es verstanden hat, da es immer noch ziemlich laut ist, aber im nächsten Moment wickelt sie ihre langen Beine um meinen Becken, woraufhin ich auf die nächstbeste Wand zu laufe.

Wegen Mangel an Luft müssen wir uns letztlich jedoch auch mal lösen. Ich lege meine Stirn an ihre, da sie genau auf meiner Höhe ist. "Willst du etwas trinken?", frage ich sie in einem normalen Ton. Ich finde es nicht wirklich prickelnd, ihr direkt ins Gesicht zu schreien, obwohl wir genau gegenüber stehen. Naja, zumindest stehe ich. Sie nickt mir zu. Ich stelle sie wieder auf ihre eigenen Füße und bewege mich in die Richtung der Bar. Dort angekommen, fällt mir auf, dass ich gar nicht weiß, was sie überhaupt will. Schulterzuckend bestelle ich ihr das gleiche, was ich für mich bestelle. Als der Barkeeper mir die Getränke hinstellt, reiche ich ihm das Geld. "Passt schon" Ich laufe zurück zu der Wand, an der wir die letzten zehn Minuten ungefähr knutschend verbracht haben, nur um festzustellen, dass Joanna nicht mehr da ist. Ich runzle die Stirn und frage mich, ob ich mich vielleicht an der Wand geirrt habe. Naja, egal, dann halt nicht. Ich laufe zurück in die tanzende Masse und tanze ein Mädchen an, das ziemlich heiß ist. Ein enges Kleid bis zur Mitte ihrer Oberschenkel. Geschminkt ist sie nicht wirklich auffallend, dennoch nicht zu wenig. Sie schaut mich überrascht an, aber geht auf mein 'Angebot' ein und tanzt mit.

Nach ein paar Flirtereien laufen wir gemeinsam in Richtung der Treppe, die zu ein paar Zimmern führt. Dem Mädchen nach sind die Zimmer dafür da, dass diejenigen, die es nicht mehr abwarten können und sich hier schon an die Wäsche gehen wollen, es nicht in der Öffentlichkeit beziehungsweise auf den Toiletten tun müssen. Ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Jedenfalls laufen wir direkt in eins dieser Zimmer, da ich keine Lust habe, betrunken Auto zu fahren. Gerade als wir in eins der Zimmer, das nicht zu geschlossen ist, eintreten und ich sie auch schon packen wollte, um da weiter zu machen, wo wir aufgehört haben, wird mir bewusst, dass schon welche auf dem Bett liegen und sich regelrecht verschlingen. Und in dem Moment, in dem ich sie anschnauzen wollte, sie sollen das Zimmer das nächste Mal gefälligst abschließen, da fällt mir auf, dass Joanna heute Abend genau dasselbe Kleid, wie dieses Mädchen hier trägt. Der Junge über ihr bemerkt mich nun auch, weshalb er sich leicht zu mir dreht, sodass ich genau in ihre Augen blicken kann. Ich weiß zwar nicht was mich dazu bringt, aber ich will das auch gar nicht wissen, denn ich laufe schnellen Schrittes zu dem Typen und reiße ihn von ihr. "Hey hey, beruhig dich man. Wir waren zuerst hier." Doch das bringt mich auch nicht ab, das Folgende zu tun. Meine Faust macht das wie selbstständig und gibt ihm einen harten Kinnhaken. Das zeigt auch die gewünschte Wirkung, denn er taumelt leicht nach hinten und ist für einen Moment auch schutzlos, was ich auch schon für mich ausnutze und ihm einen Schlag in sein Auge verpasse. Ein paar Schläge folgen diesem und schon liegt er am Boden. Der hatte aber nicht viel drauf, denke ich mir und laufe zu Joanna. Diese ist aber auch eingeschlafen, weshalb ich mich kurzer Hand entscheide sie mitzunehmen. Natürlich weil ich nicht dafür schuldig sein möchte, dass sie am nächsten Tag entführt und vergewaltigt wird. Das andere Mädchen, dessen Namen ich immer noch nicht weiß, ist schon wie vergessen.

Flashback Ende

"Wieso?", will ich wissen. Aber meine Frage scheint wohl unnötig zu sein, denn sie hat es mir indirekt beantwortet, indem sie die Luft, die sie wohl angehalten hat, danach wieder rauslässt.

Wie es aussieht ist dieses wunderschöne, äh, ich meine natürlich sexy Mädchen noch Jungfrau. Fragt sich nur wieso, schließlich sieht sie nicht so aus, als hätte sie noch nie einen Freund. So selbstsicher wie sie immer ist. Zurück zum eigentlichen Thema. Ich schaue sie wissend an, weshalb sie mich fragend anblickt. "Wieso guckst du so?" "Wie gucke ich denn?", stelle ich ihr belustigt die Gegenfrage. Ich weiß nicht wieso, aber es amüsiert mich einfach. "Du guckst so, als hättest du etwas erraten.", denkt sie nach. Wahrscheinlich überlegt sie, was ich herausgefunden habe. "Du bist Jungfrau." "Was?", überrascht, aber auch verständnislos, blickt sie mich an. "Es ist okay, wenn du auf den 'Einen' warten willst. Es überrascht mich einfach.", versuche ich sie zu beruhigen, dabei muss ich aber deutlich mein Lachen zurück halten. "Ich bin keine Jungfrau.", gebt sie mir zu Verstehen.

Okay, das war jetzt peinlich für dich. 

Ach sei doch still.

"Naja, ich muss jetzt aber auch mal los. Wie spät ist es eigentlich?" "Halb 12", sage ich, nachdem ich auf meine Uhr geschaut habe. "Okay, danke. Na dann... Ähm ciao.", verabschiedet sie sich. "Du willst doch nicht wirklich so rausgehen, oder?", frage ich sie und zeige dabei auf mein T-Shirt, das ich ihr gestern Nacht noch angezogen habe, damit es gemütlicher für sie beim Schlafen ist. "Hast du denn zufälligerweise Klamotten für mich da?", fragt sie mich. "Nein, aber eine Joggnighose hätte ich zu bieten. Das Shirt kannst du behalten." Und mit diesen Worten stehe ich von meinem Bett auf und laufe zu meinem Kleiderschrank, aus welchem ich eine Jogginghose für sie heraus hole. "Hier.", schmeiße ich die Jogginghose auf sie. "Danke" Ich nicke ihr einfach nur zu und gehe in die Küche, um mir eine Tablette zu holen. Gott, wie ich diese Kater hasse. Ich höre die Tür ins Schloss fallen und gehe wieder in mein Zimmer. Ein bisschen Schlaf könnte nicht schaden.

Badboy & GoodgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt