Kapitel 5.1 - Ankunft

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Fynch

Bellnah. Von allen Dörfern, die es in Tauen gab, musste es ausgerechnet Bellnah sein. Nur zu gerne hätte mich mein Weg in eine edle Stadt oder einfach in ein besseres Dorf führen dürfen, aber leider musste es dieses Drecksloch von einem Dorf sein. Das Dorf mit den Straßen aus Erde und kleinen Steinen lag in der Nähe der Klauenberge und die Bewohner waren hauptsächlich Mienenarbeiter, die stundenlang in der Dunkelheit verbrachten und für das Imperium nach Edelsteinen und wertvollen Mineralien suchten. Die meisten Menschen, die hier in Bellnah geboren wurden, verbrachten ihr ganzes Leben hier, nur wenige schafften es mehr zu werden als irgendein Mienenarbeiter.

Aber wer auch hier landete, waren Menschen, die woanders kein Glück fanden. Sie verfielen der süßen Versuchung der großen und anspruchsvollen Städte, verloren fast ihren ganzen Besitz und mussten dann hierherkommen, um überhaupt noch ein bisschen Geld zu verdienen. Oder man war ein gesuchter Verbrecher oder Abtrünniger, der hoffte in diesem Dorf nicht entdeckt zu werden.

Ich gehörte nicht hier her, deswegen sträubte sich auch alles in mir, als mein Weg mich immer weiter in das Dorf führte. Der frühe Nachmittag war angebrochen und wenige Leute trieben sich auf den Straßen rum. Die Bewohner von Bellnah arbeiteten meistens bis zum frühen Abend, vor allem die Mienenarbeiter schwitzten stundenlang Schweiß und Tränen. Wenn die Angehörigen der magischen Völker ihre Fähigkeiten einsetzen dürften, würde es schneller gehen, aber Gardisten überwachten die ganze Arbeit und verhinderten den Einsatz von magischen Fähigkeiten – wer sich nicht daran hielt wurde schlimm bestraft.

Mich würden die Gardisten allerdings in Ruhe lassen, sobald sie das Zeichen der Scalras an mir sehen würden.  Eigentlich plante ich gar nicht damit meine Kräfte für den Auftrag zu benutzen, doch man konnte nie wissen, wie ein Auftrag ablief – manche waren ruhig, andere wurden schwierig, weil die Ratten versuchten sich zu wehren.

Mein Auftrag war es einen abtrünnigen Gardisten zu suchen, der seinen Trupp in Stich gelassen hatte, als sie von einem Rudel Schattenfresser angegriffen worden waren. Damit hatte er nicht nur seine Kameraden sterben lassen, sondern auch das Imperium verraten. Geplant war es den Abtrünnigen gefangen zu nehmen und nach Feyna zu bringen, wo der nächstgelegene Posten des Imperiums lag, doch sollte er sich wehren oder versuchen zu fliehen, so hatte ich die Erlaubnis ihn zu töten.

Helles Kinderlachen ließ mich aufhorchen und mit einem kurzen Zucken meiner Hände brachte ich mein Reittier namens Sommer zum Stehen. Drei Kinder kamen die Straße hochgelaufen. Sie schienen fangen zu spielen und zogen sich dabei auf spaßiger Weise gegenseitig auf. Der schlammige Boden spritzte unter ihren mit Schlamm befleckten Schuhen auf, als sie an mir vorbeirannten. Leicht verärgert verzog ich das Gesicht als ein paar Schlammspritzer auf meiner Hose landeten.

Die Kinder waren nicht die einzigen Menschen auf der Straße: Eine Frau kehrte Dreck von einer Türschwelle, ein junges Mädchen trug einen Korb voll Wäsche, ein Mann führte ein Pferd, das einen vollbeladenen Karren zog und die ersten Mienenarbeiter kehrten mit schlürfenden Gang und finsteren Mienen von ihrer Arbeit zurück. Wären nicht die finsteren Blicke der Arbeiter, der schmutzige Boden und die Häuser mit der brüchigen Fassade gewesen, hätte man glatt meinen können dies sei ein ganz normales Dorf. Die meisten Bewohner schienen Menschen zu sein, ich hatte Mal gehört, das es wenige magische Bewohner in Bellnah gab.

Dadurch fiel ich natürlich schnell auf.

Auch wenn die meisten mich nicht zu beachten schienen, so hatten sie mich bestimmt schon entdeckt und wenn sie schon nicht den mysteriösen Mann mit der Maske aus Stein und den mit Metall verzierten Mantel bemerkt hatten, so war ihnen schon längst Sommer aufgefallen. Nur ein Blinder würde nicht bemerken das ein fast zwei Meter großer Drache mit schwarz-silbern gesprenkelten Schuppen durch die Straßen lief. Zugeben war ich durch Sommer mehr auffällig, aber ein Sha'Kmal war meiner Meinung nach das ideale Tier, um durch Eridia zu reisen.

Daegor - Blut und SchimmerWhere stories live. Discover now