Kapitel 13.3 - Opfer

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Echo

Ich überließ Halastjarni die Kontrolle, bis wir unseren vertrauten Kanal erreichten. Schon von weitem konnte ich die weit offenstehende Tür erkennen und Angst überkam mich. Wie oft hat Luna schon gesagt man soll die Tür nicht offenstehen lassen, da sonst Ungeziefer in die Baracke kam. Wenn die Worte des Bluthundes stimmten, würde das Ungeziefer aber nun wegen dem Geruch des Todes in die Baracke kommen. Der Kanal wurde von einem violetten Blitz erhellt als Halastjarni mir die Kontrolle übergab und er sich wieder in mein Inneres verzog. All die Schmerzen von der Bauchwunde waren verschwunden, die Wunde selbst war nur noch ein leichter Schimmer auf meinem Bauch. Meine Kleidung war noch feucht und befleckt vom Blut, aber wenigstens hatte ich keine Schmerzen mehr.

Vor der Tür blieb ich stehen. Die Tür stand nicht einfach nur offen, sie wurde halb ausgerissen und hing beinah auf dem Boden. Ein eisiger Schauer überkam mich und allein dieser Anblick trieb mir die Tränen in die Augen. Meine Hand wanderte sofort an meine Brust, um sich über mein Herz zu legen. Es beruhigte mich ein wenig zu wissen, dass Halastjarni bei mir war, aber leider konnte er mich nicht vor den Bildern beschützen, die ich gleich sehen würde.

Vorsichtig trat ich in die Baracke. Ich blickte in ein wildes Chaos: Der Tisch und die Stühle waren zerbrochen und ihre Einzelteile lagen auf dem Boden verteilt, dazwischen lagen die gesammelten Sachen aus unserer Truhe für den Markt und die beiden Vorhänge vor den Schlafzimmern waren abgerissen und ihre Holzkugeln und Steinchen waren über den Boden gerollt. Vor meinem, Lunas und Tobis Schlafzimmer lag eine Person am Boden. Ihre roten Haare waren wild zerzaust und ein paar Strähnen auch ausgerissen. An den dünnen Armen befanden sich Hämatome, ihr Nachthemd war zerrissen und die Haare am Hinterkopf waren von Blut verklebt.

,,Luna!", rief ich verzweifelt auf.

Neben meiner Freundin sank ich auf die Knie. Kurz dachte ich darüber nach sie zu schütteln, in der Hoffnung sie würde aufwachen. Doch ich brauchte nur in ihr Gesicht mit den dumpfen, leeren Augen zu sehen, um zu wissen das es nichts bringen würde. An ihrem Hals erkannte ich auch Hämatome, nur waren diese hier größer und stammten wohl von Händen. Man hatte Luna mit irgendetwas auf den Hinterkopf geschlagen und sie dann erwürgt.

Mein Blick ging weiter in unser vertrautes Zimmer rein. Schon von hier aus sah ich Tobis winzigen Körper. Halb auf seinem Kopf lag das Kissen was Luna gehört hatte, darunter lugten sein Haar hervor, die dieselbe Farbe besaßen wie Lunas Haare. Tobi hatte stets einen tiefen Schlaf gehabt, aus dem man ihn nur schwer hatte aufwecken können. Wahrscheinlich hatte er nichts gehört, als der Bluthund und seine Bande eingedrungen waren und dann hatte man ihm mit einem Kissen erstickt.

Schluchzend schlug ich mir eine Hand vor den Mund. Meine Tränen flossen über meine Wangen und tropften an meinem Kinn runter auf den Boden. ,,Es tut mir leid", flüsterte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. ,,Ich habe das nicht gewollt. Keiner von euch hätte sterben sollen."

Vorsichtig streckte ich die Hand aus und strich damit über Lunas Gesicht. Sachte schloss ich somit ihre Augen. Sie sollte nicht so aussehen als wäre sie erstickt worden, vielleicht erleichterte es meinen Schmerz, wenn es aussah als würde sie schlafen. Ich kam hier her, um Schutz zu finden. Ich wollte Luna und Tobi nur helfen und sie unterstützen. Jetzt haben sie wegen mir den Tod gefunden und das viel zu früh.

Plötzlich war ein Geräusch zu hören. Es kam aus Darios Zimmer. Sofort sprang ich auf und stürmte ins Zimmer. Es war nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, der mich reinlaufen ließ und wie ich sah hatte meine Hoffnung richtig gelegen – zum Teil. Dario lag auf dem Boden. Er röchelte und schien schwer Luft zu bekommen. Der Grund dafür war eine Wunde am Bauch. Das Blut sickerte durch sein Hemd und tropfte schon auf dem Boden. Eine weitere Wunde befand sich an seiner Schläfe. Ein Stück neben ihm auf dem Boden lag eine zerbrochene Glasflasche. Ihre Scherben und der ursprüngliche Inhalt lagen auf dem Boden verteilt, winzige Scherben funkelten zwischen dem Blut an Darios Kopf auf.

Daegor - Blut und SchimmerWhere stories live. Discover now