Kapitel 25 - Ziele eines Retters

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Echo

Tamara lief mit so zügigen Schritten voran, dass ich Mühe hatte ihr überhaupt zu folgen. Kaum zu glauben, dass so etwas mit hohen Absätzen gut klappte. Ich wusste nicht einmal wohin sie mich führte, sie sagte nur, dass es jemand gab, der unbedingt mit mir reden wollte. Vielleicht hing ich aber auch so hinterher, weil mein Erwachen aus dem Halb Koma erst wenige Minuten zurücklag. Wie Tamara mir erzählt hatte, war ich zwei Tage lang bewusstlos gewesen und das nur wegen dieser Silbervergiftung. Es sei die Schuld meiner Magie gewesen, weshalb ich so lange weg war, doch damit wurde nur gründlicher die Spuren des Silbers aus meinem Blut gelöst. Auch wenn ich mich nun fragte: War ohne Halastjarni Silber immer noch tödlich für mich?

So ganz glauben konnte ich es nicht, aber ich wusste das meine Feuerseele weg war. Zum einen würde er niemals so einen üblen Scherz machen und zum anderen spürte ich das anhand meiner Gefühle. Ohne Halastjarni spürte ich nur noch meine eigenen und sie waren ruhig, wie eine Welle auf einem kleinen See. Mit Halastjarni würden sich meine Gefühle wie die riesige Welle eines tosenden Meeres anfühlen. Doch...die Magie war immer noch da – die spürte man immer mit ihrem Funken, der im Moment ruhte und nur mein Herz erwärmte. Doch nun, wo ich in der Gegenwart der Blinden Gesellschaft war, wünschte ich mir vom ganzen Herzen, dass Halastjarni bei mir war. Völlig hilflos war ich nicht, doch ich befand mich zwischen fremden Menschen, auf einem fremden Luftschiff, das an einen fremden Ort flog. Ich wusste nicht einmal in welchem Land wir momentan waren! Lieber wäre es mir, man hätte mich nicht aus Johran und vom Imperium befreit, denn dann wüsste ich, wo ich war und was mich erwartete.

Außerdem war dort Fynch.

Vielleicht war es Irrsinn, vielleicht aber auch gute Menschenkenntnis von mir gewesen, jedenfalls hatte ich nach dem Angriff des Kreuz-Clans ein gutes Gefühl bei Fynch gehabt. Wie wir verletzt und erschöpft vom Kampf einfach nur geredet und einander zugehört hatten. Sollte man mich ruhig für verrückt halten, aber ich hatte danach nicht mehr den Eindruck gehabt, als wäre Fynch der kaltblütige, harte und tödliche Brecher gewesen. Er war einfach nur Fynch gewesen. Er war jemand gewesen, der in meinen Augen ein Gewissen und Reue gefunden hatte.

Auf dem Weg zu dem Unbekannten – der mich wohl kannte – liefen wir zwei Flure entlang, die kaum breit genug für zwei nebeneinander laufende Menschen waren. Zudem war die Decke etwas niedrig. Besonders groß schien dieses Luftschiff nicht zu sein, aber die Feinde des Imperiums fielen wahrscheinlich mit einem kleinen Luftschiff nicht so schnell auf wie mit einem großen. Die Wände waren ein Gemisch aus Metall und Holz, der Boden auch aus Holz. Neben den metallenen Türen befanden sich an den Wänden vereinzelte Bilder die Landkarten oder harmonisch wirkende Naturbilder zeigten. Und an jeder Ecke vom Flur stand eine große Topfpflanze mit leuchtend gelben und violetten Blüten.

Mein erster Eindruck vom Schiff war friedlich und ruhig. Schwer zu glauben, dass dies ein Schiff mit imperialen Feinden und voller entflohener Gefangener war. Tamara hatte erzählt das man mit mir fünf Gefangene des Imperiums aus der Hauptzentrale geschmuggelt hatte. Es waren zwei Menschen und drei Daegors – wenn ich denn wirklich noch ohne Feuerseele ein Daegor war. Es war wohl eine große Aktion gewesen und auch ziemlich mutig. Einfach so in die Zentrale einschleichen und fünf Gefangene befreien, so etwas tat nicht jeder.

Am Ende des inzwischen dritten Flures verlangsamte Tamara ihr Tempo. Wir blieben vor der bisher einzigen Tür aus Holz stehen. In dem Holz waren viele verschiedene Muster eingeritzt worden und der Türknauf glänzte wie aus Gold. Jemand sehr wichtiges musste hier seinen Raum haben.

,,Mit wem treffen wir uns?", fragte ich als Tamara an der Tür klopfte.

,,Mit einem unserer Anführer", antwortete die junge Ärztin, während wir auf eine Antwort warteten. ,,Er war der Kopf hinter unserem ganzen Einsatz. Und er wollte extra darauf warten, bis man dich in die Zentrale brachte."

Daegor - Blut und SchimmerWhere stories live. Discover now