Kapitel 35.1 - Pläne

35 4 0
                                    

Fynch

Obwohl es spät in der Nacht war, so war an Ruhe nicht zu denken. Wenigstens konnte ich nach so vielen Tagen mit der Gewissheit leben, dass es Echo gut ging. Vorerst war sie in Sicherheit, aber noch bevor ich mich mit Cayde traf, wusste ich das sie nicht all zulange hier bleiben dürfte. Nach unserer Ankunft im Vekal hatte man Echo gleich ins eins der freien Zimmer gebracht, im unterirdischen Teil, der allein dem Marshall und seinen engsten Bekannten zur Verfügung stand. Die Müdigkeit und Schmerzen hatte man ihr deutlich angesehen, obwohl sie sich Mühe gegeben hatte stark zu wirken. Caitlain und Mikhael waren bei ihr geblieben, Cait wollte die nächsten paar Stunden noch auf ihre Gesundheit achten und Mikhael war als Wache dageblieben. Auch wenn ich bezweifelte das was im bestgeschützten Gebäude der Stadt passieren konnte, so sollte man die Vorsicht nicht vernachlässigen.

Doch nun musste ich mich auf das anstehende Treffen konzentrieren und öffnete die Tür des Versammlungraumes. Der kleine Raum war hauptsächlich von einem großen, runden Tisch eingenommen. Ein breites Regal stand an der Wand und an einer anderen Wand waren Bretter aufgehängt worden. Hinter einer anderen Wand sah man den Boden von Caydes großem Aquarium. Ein paar leuchtende Quallen erhellten das Wasser und verliehen den langsam schwimmenden Cuarocs eine schaurige Beleuchtung.

Vier Personen befanden sich im Raum, der Einzige, der bei meinem Eintreten aufblickte war Cayde. Bei den anderen Personen handelte es sich um Fiona und die Zwillingsbrüder Tristan und William Que. Abstammend von einem alten Adelshaus waren die Brüder enge Freunde von Cayde und genauso wie Fiona schätzte er ihre Meinungen und Worte. Passend dazu arbeiteten sie auf besonderen Posten: Tristan führte die größte Shimmer-Produktion des Landes und William war der erste Offizier der prodaischen Reiterstaffel.

,,Du bereitest dich also wirklich auf einen Krieg vor", stellte ich mit einem Blick auf den Tisch fest.

Auf dem Tisch lagen viele Dokumente, eine große Karte und daraufgestellte kleine Figuren in Form von Soldaten. Alles davon stand für die Planung von Kampf- und Verteidigungsstrategien. Die gelben Figuren – eine große Ansammlung auf einem Fleck – stellten wohl die imperialen Soldaten da und die in Gruppen aufgeteilten, blauen Figuren standen für die Stingers und Scorpions von Prodias. Doch da war noch eine andere Gruppe.

Verwirrt tippte ich eine der weißen Figuren an. ,,Und wer soll das sein?"

,,Die stehen für die Blinde Gesellschaft."

Verwirrt blickte ich auf. Fragend starrte ich zuerst William und dann Cayde an. ,,Ihr glaubt wirklich die Blinde Gesellschaft könnte euch angreifen?"

,,Wir sollten darauf vorbereitet sein." Mithilfe eines dünnen Stabes schob Fiona einen kleinen Anteil an Blauen zu den Weißen. ,,Wir haben eins ihrer Schiffe abgefangen und die Besatzung festgenommen. Sie könnten nicht sehr erfreut darüber sein."

,,Sie scheinen sich auch für deine Abtrünnige zu interessieren", fügte William hinzu.  ,,Wahrscheinlich aus denselben Gründen wie das Imperium."

Ein angestrengtes Seufzen kam von Cayde. Der Mykos trug, nun da die Sonne untergegangen war, keine Maske mehr, wodurch man besser ihn und seine momentane Gefühlslage erkennen konnte. Das runde Gesicht war im Gegensatz zu seinen Beratern heller und dunkle Bartstoppeln zierten den Bereich um seinen Mund. Ohne Reue musste ich feststellen, dass Cayde seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war. Nur hatte ich anders als bei seinem Vater keinen Auftraggeber, der einen Grund besaß um ihn töten zu lassen. Mit dunklem Blick schaute Cayde über die ausgebreitenden Rollen vor ihm auf dem Tisch. Seine Finger am Tisch zuckten immer wieder auf, als würde er mit ihnen irgendetwas bewegen wollen.

,,Wir werden morgen aus Prodias verschwinden", sagte ich schließlich und holte Cayde aus seinen Gedanken. ,,Es ist zu gefährlich für uns alle, sollten meine Freunde und ich länger hierbleiben."

Daegor - Blut und SchimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt