Daegor - Blut und Schimmer

Kapitel 27.2 - Dämonen und Monsterspinnen

Echo

Und sofort bereute ich es. Hatte sie nun Angst vor mir, da ich kein Mensch war? Oder weil jeder noch glaubte, dass in mir eine Feuerseele schlummerte? Doch als sich ihre Gesichtszüge gleich darauf wieder entspannten war ich es, die überrascht wurde. Es lag an dem plötzlichen Schimmer, der über ihre dunklen Augen blitzte. Er war blau. Nein, es mehr ein glitzerndes Blau und das Zeichen von Magie. Der Magie eines Sestis!

,,Du bist auch ein Daegor!", rief ich überrascht.

Das Gefühl der Überraschung wandelte sich um in strahlende Freude und dementsprechend musste ich glücklich grinsen. Es war Jahre her, dass ich zum letzten Mal einen anderen Daegor getroffen hatte. Es war während meiner Lebenszeit auf der Straße gewesen. Das Mädchen war damals elf Jahre alt gewesen und hatte zu der Straßenbande gehört, deren zeitweiliges Mitglied ich geworden war. Sie war ein eher kränkliches Kind gewesen, da die Magie zu schwer und zu stark für ihren Körper gewesen war. Letztendlich war sie von den Dorfwächtern getötet worden, als sie sich unkontrolliert verwandelt und den halben Marktplatz zerstört hatte. Manch einer meinte, es wäre auch sicherer für Daegors, die innerhalb von Städten lebten, sich von einander fernzuhalten, da sie sonst in die Versuchung gerieten zusammen zu jagen.

Mit einem viel beruhigteren Lächeln machte Penny einen kleinen Schritt zurück. Als wäre ihr die Offenbarung peinlich, spielte sie mit einer ihrer weißen Haarsträhnen, die sich aus dem dicken Zopf gelöst hatten. ,,Deswegen konnte ich auch auf keine Universität. Die Blinde Gesellschaft ist die einzige Gemeinschaft, die Interesse an einer Daegor-Tierforscherin hat."

,,Wie kannst du an so einer Forschung mit einer Feuerseele arbeiten? Ein wilder Daegor würde eine so große Blütenspinne mit Freude fressen." Mit der Hand deutete ich auf die große Blütenspinne, die inzwischen schon auf dem Holzboden stand und sich mit blinzelnden, tiefschwarzen Augen umschaute.

,,Ach weißt du, nebenbei beschäftige ich mich auch mit Daegor-Forschung. Dabei habe ich herausgefunden, dass sich Feuerseelen von der Psyche und den Gedanken ihres Wirts beeinflussen lassen. Wenn der Wirtskörper einer Feuerseele also in viel Kontakt mit Menschen steht oder Ahnung von Städten und vielen Menschen hat, wird das Risiko gesenkt, dass die Feuerseele den Verstand übernimmt und der Mensch zu einem blutrünstigen Monster wird." Seufzend ließ Penny die Schultern hängen. ,,Aber leider passiert in den meisten Fällen genau das, was nicht passieren sollte. Viele Menschen, die eine Feuerseele in sich tragen, wenden sich von anderen Menschen ab, aus Angst sie ungewollt zu verletzen. Sie wissen einfach nicht, dass sie erst dadurch zu einem Monster werden können."

,,Und trotzdem können zivilisierte Daegors die Kontrolle verlieren."

Die hundsgroße Blütenspinne kam inzwischen mit langsamen Schritten auf uns zu. Als sie hinter Penny stehen blieb, gab sie ein klackerndes Geräusch von sich und tippte dann zaghaft mit einem Bein gegen Pennys Kniekehle. Mit einem langgezogenem ,,Ohh", drehte sich Penny zu ihrem Haustier und begann ihm über den abgeflachten Kopf zu streicheln. ,,Brave Miriam. Möchtest du was zum Essen haben?"

Mit einem hohen Grunzen schien die Spinne zu zustimmen. Lächelnd lief Penny zu einem hohen Schrank, in dessen Regale sich neben zwei kleinen Käfigen mehrere Kisten, Taschen, Gläser und Flaschen befanden. Ich blieb mit der Spinne allein zurück, die mich blinzelnd anstarrte und dabei leise klackerte. Neugierig ging ich in die Hocke, um mir die Spinne genauer anzuschauen. Auf dem ersten Blick wirkte sie wirklich erschreckend und angsteinflößen und auf dem zweiten Blick...immer noch.

,,Darf sich sie auch streicheln?", fragte ich Penny.

Bevor diese etwas sagen konnte machte die Spinne ein paar schnelle Schritte auf mich zu und blieb so nah vor mir stehen, dass ich jedes einzelne, dichte Haar auf ihren Beinen sehen konnte. Erschrocken beugte ich mich nach hinten, aber als nichts weiteres passierte, überredete ich mich dazu wieder lockerer zu werden.