Kapitel 13.1 - In der Falle

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Echo

Der Bluthund Jericho lachte grässlich auf. Es klang stark nach dem Geheule eines Wolfes. ,,Hat es dir die Sprache verschlagen? Dann weißt du ja wie es uns – dem Kreuzritter und mir – erging, als es vor einem Jahr hieß, eine unserer besten und schönsten Rosen sei verschwunden."

,,Ich hatte dafür auch einen guten Grund", knurrte ich, während meine Augen schon fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit suchten. Doch so einfach war es nicht. Mit Gingo und Jericho könnte ich es vielleicht aufnehmen, aber nicht gleichzeitig mit allen vier Kämpfern. ,,Wie habt ihr mich gefunden?", fragte ich und machte dabei einen beiläufigen Schritt zur Seite, näher zum Fluss.

Jericho schien es nicht zu bemerken. Der Bluthund des Kreuzritters war zwar ein erfahrener und fähiger Kämpfer, doch sah er nicht immer alles, was sich vor seinem einem Auge abspielte – was der Hauptgrund gewesen war, weshalb er sein anderes Auge verloren hatte. Wenn ich alles richtig machte, könnte ich es schaffen in den Fluss zu springen, bevor der arrogante Idiot es bemerkte. Mit etwas Glück könnte ich es schaffen unterzutauchen und zu entkommen, doch...ich wusste nicht ganz, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für diesen Erfolg war.

Ein breites, widerliches Grinsen breitete sich auf Jerichos Gesicht aus. Meine Nackenhaare stellten sich bei diesem Anblick auf. Dieses Grinsen hatte er stets gehabt, wenn er kam, um sich eine Rose für eine Nacht zu holen.

,,Oh, dass war nicht so schwierig wie du vielleicht denkst. Eigentlich dachten wir du wärst mit der Familie des Müllers verbrannt. Agnarr hat aufgrund des Verdachts die beiden Spione getötete, die das Feuer gelegt haben. Mann war er wütend gewesen... Jedenfalls hatte mein guter Freund die Hoffnung nicht aufgegeben und hat so viele Spione wie möglich nach dir suchen lassen. Und vor zwei Monaten kam einer dieser Spione hier in Orstella an."

Am Rande meiner Wahrnehmung bemerkte ich wie Gingo unruhig zusammen zuckte und von einem Fuß auf das andere trat. War er nervös, weil er die Krieger eines Verbrecher-Clans um sich herumhatte oder weil er wusste, was er mir hiermit angetan hatte?

Vielleicht sollte er sich lieber fragen, was er sich selbst damit angetan hat!

,,Wir haben dich aber nicht sofort gefunden", sprach Jericho weiter, wobei er auf einer unsichtbaren Linie hin und her lief. ,,Dieser blutige Anfänger hat sich nur um das Viertel der Reichen und um Advance gekümmert. Aber dann ist ihm vor ein paar Tagen doch tatsächlich der Singvogel und ihre Herzen aufgefallen und wie sie sich mit jemanden aus Ghost gestritten haben!" Jericho hielt inne und ein bösartiger Schimmer huschte über sein Gesicht, während er sich über seinen dünnen Bart strich. ,,Wir haben die ganze Gruppe abgefangen, bevor sie Jórvak erreichen konnte. Und...nun...ich hoffe Mal der Singvogel hat unseren Willkommensgruß überlebt."

Mit einem tiefen Atemzug schloss ich für einen kurzen Moment die Augen. Ich konnte mir vorstellen was sie Nala Hyo und ihren Leuten angetan hatten. Normalerweise war es verboten den Schatten der Clan-Anführer etwas zu tun, doch so jemanden wie Jericho konnte man alles zu trauen. Ich wollte nicht wissen wie lange es gedauert hatte und welche Qualen Nala hatte erleiden müssen, bis sie mein Geheimnis verraten hatte. Eigentlich kannte ich sie nicht gut, aber ich wusste, dass der Singvogel schweigen konnte wie ein Grab.

,,Ihr habt einen Krieg angefangen", sagte ich und trotz meiner schwierigen Lage huschte doch tatsächlich ein ehrliches Lächeln über meine Lippen. ,,Ich hoffe euch war es die Sache wert."

,,Natürlich, immerhin stehst du hier vor uns, Echo."

,,Und was hat er damit zu tun?", fragte ich und drehte mich halb zu Gingo um. ,,Was hat die feige, verräterische Ratte getan?"

Daegor - Blut und SchimmerWhere stories live. Discover now