Daegor - Blut und Schimmer

Kapitel 8.1 - Freunde und Verbündete

Fynch

Johran war die wichtigste Stadt in Eridia, allein dadurch das sich hier der Hauptsitz des Imperiums befand. Die Zentrale befand sich genau in der Mitte der Stadt, die in mehrere sogenannte Zonen aufgeteilt war. Die wichtigsten Zonen mit der Oberschicht und dem Hauptsitz des Imperiums befand sich somit in der ersten Zone. Es gab insgesamt neun Zonen und von Zone zu Zone wurde die Umgebung weniger beeindruckend und die Gebäude kleiner, wodurch ab Zone-7 die sogenannten Armuts-Zonen begannen.

Das Luftschiff landete in Zone-3, wo sich die Flugplätze der Stadt befanden. Mein Weg zum Hauptsitz dauerte fast eine Stunde. Wegen Sommer entschied ich mich für einen Weg aus Seitengassen und wenig belebten Straßen. Dennoch wurde er ins Rampenlicht gestellt, als ich die Flüsse überqueren musste, die die einzelnen Zonen von den anderen trennten. Es überraschte mich dennoch wie staunend und besorgte manche Zivilisten und auch Gardisten reagierten als sie Sommer sahen. Irgendwann musste man sich doch daran gewöhnt haben, dass ab und zu ein Sha'Kmal durch die Straßen der Stadt lief, wenn der Brecher zu einem Auftrag aufbrach oder von einem wiederkehrte.

Den hohen Kontrollturm des Hauptsitzes konnte man schon einige Straßen entfernt erkennen. Er stach wie ein wachsames, strahlend weißes Auge zwischen den Gebäuden hervor und wachte über die Stadt. Da er jede Minute Botschaften aus sämtlichen Stützpunkten und Zentralen aus ganz Eridia bekam, konnte man auch meinen, dass er über den ganzen Kontinent wachte. Direkt neben dem Kontrollturm befand sich das eindrucksvollste Gebäude des Imperiums.

Die riesige, kreisförmige Mitte von Johran öffnete sich zu einer weiten Fläche, auf der sich gleich mehrere Gebäude befanden und die durch einen eisernen Zaun vom Rest der Zone abgetrennt wurden. Das größte Gebäude bestand aus weißem Stein, Marmor und mit Metall verstärkten Elementen, wobei sich an jeder Ecke des Gebäudes ein Turm emporhob, die fast die Größe des Kontrollturms erreichten. Bei den kleineren Gebäuden – die trotz der fehlenden Größe dem Hauptsitz in Sache Ausstrahlung in nichts nachkamen – handelten es sich unter anderem um die Waffenkammer der örtlichen Gardisten, die Ausbildungsstellen der imperialen Soldaten, Lagerhäuser, Ställe und Baracken von verschiedenen Arbeitern. Auf der linken Seite der Fläche befand eine runde, mit Sand ausgelegte Stelle. Während der Sand anfangs noch fest war, so wurde er zur Mitte hin weicher, wodurch Kampfübungen darauf möglich waren, ohne sich groß zu verletzen, wenn man auf den Boden aufschlug.

Wie es tagsüber üblich war, stand das einzige Tor des Zauns offen. Es wurde bewacht von vier Soldaten, die anders als die Gardisten eine ganze Rüstung trugen, die so dunkel war wie ein sternenloser Nachthimmel. Sie nickten mir nur kurz zu als ich an ihnen vorbei durch das Tor ritt, sie kannten mich und erkannten Sommer. Auf dem Hof herrschte ein ruhiges Treiben. Boten huschten zwischen den Gebäuden umher, auf der Sandfläche trainierten ein paar lernbegierige Auszubildende und Gardisten versammelten sich an der Waffenkammer, um ihre Schicht zu wechseln. Obwohl es vergebens war, hielt ich Ausschau nach meinen Freunden, andere Scalras sowie ich. Aber wir waren selten draußen auf dem Gelände. Für uns Scalras war der unterliegende Teil der Zentrale zu einem Paradies gemacht worden, damit wir uns nicht mit den – wie der Imperator es gerne sagte – einfacheren Leuten vermischten. Wir waren etwas Besonderes für das Imperium und sollten kein Leid durch die anderen, weniger besonderen bekommen.

Vor einem der Ställe stieg ich ab und führte Sommer anschließend in die Stallgasse. Dies war der Stall in dem die Sha'Kmal untergestellt waren, die seit fast einem Jahr für das Imperium in Thyra trainiert wurden. Einst hatten sich hauptsächlich die Bewohner von Prodias die Fähigkeiten der wendigen Drachen zu nutzen gemacht, doch nun sollte dies auch in Thyra geschehen. Allerdings waren diese jungen, energischen Drachen schwer zu kontrollieren und dadurch noch schwerer zu trainieren. Sommer war kein Problem gewesen, da er von Anfang an auf Menschen geprägt worden war, doch diese schuppigen Würmer waren auf andere Drachen geprägt.