Kapitel 19.1 - Schritt für Schritt

42 4 0
                                    

Echo

,,Ich hoffe ihr habt nichts vergessen, wär doch blöd wenn ihr den ganzen Weg zurück kommen müsstet."

,,Wäre aber gut für dich", erwiderte Fynch und zog die Schnalle des letzten Beutels an Sommers Geschirr fest. ,,Dann hättest du eine gesunde Abwechslung in Sache Gesellschaft."

Lachend klopfte Hector ihm auf die Schulter. Den etwas komischen Abschied der beiden schaute ich dennoch gerne zu. So wie ich die beiden gestern und auch heute Morgen erlebt hatte, verband sie eine respektvolle Freundschaft, sonst hätte Fynch wahrscheinlich auch nicht Sommer anvertraut bekommen oder nun auch Efeu.

Der weiße Drache neben mir scharrte aufgeregt mit seiner Klaue durch den trockenen Boden und sein ganzer Körper bebte als er den Kopf immer wieder hochriss. Bei dem Anblick war ich über den anstehenden Ritt etwas besorgt – immerhin würde ich auf einem speziell gezüchteten und trainierten Killermonster reiten. Ich löste meinen Blick von Fynch und Hector und schaute hoch zum Himmel. Die Sonne hatte sich schon vor langer Zeit den Platz am Himmel gesichert und stieg Minute zu Minute höher. Normalerweise würden wir es problemlos schaffen Johran vor Sonnenuntergang zu erreichen, doch Fynch wollte den direkten Weg auf der Handelsstraße nehmen und um dort nicht aufzufallen konnten mir nicht im vollen Galopp reiten. Je nachdem wer uns alles entgegen kam, müssten wir unser Tempo anpassen. Wir hatten mit dem Aufbruch absichtlich gewartet, um zu verhindern das irgendwo noch die Soldaten warteten. Möglicherweise hatte Fynch recht damit, dass sie weniger freundlich zu mir sein würden als er, aber da sie ihn gesucht hatten, fragte ich mich, ob dies die ganze Wahrheit hinter seinen Worten war.

Nachdem überprüft wurde, dass alle Beutel festgemacht waren und auch die Geschirre von Sommer und Efeu gut saßen, waren wir bereit für den Aufbruch. Zu meiner Überraschung waren alle vier Federfüchse anwesend, da sie unbedingt Abschied von Fynch nehmen wollten. Schon irgendwie süß, wie die normalerweisen scheuen und misstrauischen Kreaturen dem Meuchelmörder über die Hände schleckten und sich gegen seine Beine drückten, weil sie gestreichelt werden wollten. Gestern hatten sie ihn noch bei unserer Ankunft angeknurrt.

Während Fynch Abschied von den Federfüchsen nahm, gesellte sich Hector zu mir. ,,Du solltest nicht so traurig schauen, möglicherweise ist es ja kein Abschied für immer."

,,Du weißt schon warum wir nach Johran reisen, oder?"

Lachend legte Hector den Arm um meine Schultern. ,,Denk daran was ich dir gestern gesagt habe. Fynch macht nie Fehler und er wird jetzt auch nicht damit aufhören."

Verwirrt runzelte ich die Stirn, doch Hector klopfte mir nur auf die Schulter und trat dann von mir weg. Die Federfüchse wichen von Fynch zurück als er nähertrat und richteten ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf ihr Herrchen.

Mit einem wehmütigen Lächeln legte der alte Mann die Hände auf Fynchs Schultern. ,,Tue mir den Gefallen und melde dich wenigstens ein paar Mal, wenn du mich schon nicht so oft besuchen kannst. Ich habe gehört was deinem Bruder in Loran passiert ist. So etwas darf dem Brecher nicht passieren!"

,,Das wird ihm auch nicht." Sanft legte Fynch eine Hand auf Hectors Handgelenk. ,,Ich bin stärker als meine Geschwister, dass weißt du doch, alter Freund."

Schmunzelnd klopfte der weißhaarige Mann dem Scalra zum Abschied auf die Schulter, bevor er seinen Federfüchsen einen Wink gab und zum Stall trottete. Fynch schaute ihm für einen langen Moment lang nach, solange bis Sommer ihm einen auffordernden Stoß in den Rücken verpasste.

Lachend drehte sich Fynch zu seinem schuppigen Reittier um und strich ihm über die breite Stirn. ,,Ist schon gut, Sommer. Wir sind fertig, wir gehen ja schon." Der verborgene Blick der Maske wanderte rüber zu mir. ,,Bereit, Melari?"

Daegor - Blut und SchimmerWhere stories live. Discover now