Kapitel 32 - Verbündete

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Fynch

Süße, frische Luft war das Erste, dass ich bemerkte. Etwas kühl und so unfassbar befreiend. Langsam spürte ich wie die Kraft der frischen Luft durch meinen Körper drang und die müden Knochen und Muskeln wieder mit Leben erfüllten. Stück für Stück konnte ich meinen Körper wieder spüren: Die Beine, die Arme, den Rücken und sogar meine Finger.

Und dann öffnete ich zitternd und unter angestrengtem Stöhnen die Augen. Ich war kurz verwirrt meine Umgebung etwas gedämpft zu sehen, doch dann bemerkte ich, dass ich noch meine Maske trug und die dämmte immer ein wenig das Licht. Auf dem Rücken liegend blickte ich hoch zu einer Decke, die aus Stein bestand und als ich den Blick zur Seite neigte, erkannte ich, dass auch die Wände aus Stein waren. Der Geruch von Blättern, Rauch und verbrannten Holz stieg mir langsam in die Nase, dazu vermischte sich der kräftige Duft von Nadelbäumen und ihrem Harz. Dadurch erkannte ich wo ich war: Ich befand mich in einem Wald, wahrscheinlich noch im Irrwald und lag in einer Höhle. Doch ich wusste nicht wieso ich hier war und wie ich überhaupt hier hergekommen war.

Das Letzte woran ich mich erinnerte, war wie ich vor dem Hinterhalt meiner Geschwister geflohen war, dann hatten mich Jacomo und Sasha eingeholt und Jacomo hatte versucht mich zu töten. Noch immer meinte ich die Spur des Dolches an meinem Hals zu spüren und wie die Klinge meinen Hals aufgeschlitzt hatte. Noch immer konnte ich die kalten Arme des Todes spüren und wie mein tauber Körper zusammengebrochen war. Fühlte es sich so an zu sterben? Doch wenn ich gestorben war, wieso war ich jetzt am Leben und an einem ganz anderen Ort?

Beim Versuch mich aufzusetzen, zog es unangenehm an meinem Rücken. Das Ziehen verwandelte sich zu einem Schmerz und dieser Schmerz drang neben dem Rücken auch durch meinen Kopf. Mit einem schmerzlichen Stöhnen ließ ich mich wieder auf meine halbweiche Unterlage fallen. Durch die durchgehende Härte bemerkte ich, dass der Boden der Höhle wohl auch aus Stein bestand. Zumindest zur Hälfte, denn als sich jemand anderes in der Höhle bewegte raschelte Laub.

Schmale Hände legten sich auf meine Brust, die sich bei den schweren Atemzügen nur langsam hob. Kurz darauf meinte ich neue Kraft durch meinen Körper fließen zu spüren. Dank dieser leichten und bestärkenden Kraft fühlte sich mein Hals viel leichter an und das Atmen fiel mir auch leichter. Als wäre mein Hals verstopft gewesen und war nun befreit.

Als sich mein Mund öffnete war er trocken. Meine Zunge und der Gaumen klebten unangenehm und als ich versuchte zu sprechen, überkam mich ein Hustenanfall, der nur für weitere Halsschmerzen sorgte.

,,Ganz ruhig", sprach eine bekannte, warme Stimme zu mir. Eine Hand löste sich von meinem Körper, die andere schickte eine weitere heilende Kraftwelle durch meinen Körper. Kurz darauf tauchte die zweite Hand wieder auf, nur schob sie mir dieses mal eine metallene Flasche unter die Maske, um die Öffnung an meine Lippen zu führen. ,,Hier, trink ein wenig."

Mithilfe meiner Heilerin richtete ich meinen Oberkörper ein wenig auf. Mein Rücken schmerzte dabei zwar noch, aber der Gedanke an eine Erfrischung linderte ihn ein wenig. Gierig nahm ich ein paar Schlucke vom Wasser. Es besaß einen leichten Geschmack und es roch an der Öffnung intensiv nach Kräutern.

Als meine Heilerin die Flasche vorsichtig wegnahm, half sie mir dabei mich wieder hinzulegen. Dieses mal konnte ich mich aber so hinlegen, dass ich mich besser gegen den großen Stein lehnen konnte, an dem ich gelegen hatte. Halb sitzend und halb liegend konnte ich so besser atmen und genauer in die Höhle schauen.

,,Danke, Cait."

Kurz hielt Caitlain in ihrer Arbeit inne und warf mir einen lächelnden Blick zu. Dann wandte sie sich wieder an die kleinen Haufen aus Blättern und Gräsern, die sie mithilfe von Schnüren zusammenband. Als ich mich weiter in der Höhle umsah, konnte ich Mikhael sehen. Er saß ganz in unserer Nähe. Sein Bogen ruhte auf seinem Schoß, der Köcher mit Pfeilen lag neben ihm. Während Mikhael ab und zu einen Blick zu uns rüber warf, fütterte er Ares mit ein paar Streifen Fleisch. Die Krähe hockte auf einem halbgroßen Stein neben Mikhael. Weiter hinter, nah am Eingang der Höhle, konnte ich zwei vertraute, schuppige Körper erkennen: Sommer und Efeu! Meine Sha'Kmals lagen nebeneinander und während Efeu aufmerksam nach draußen in den Wald schaute, döste Sommer mit halboffenen Augen vor sich hin.

Daegor - Blut und SchimmerWhere stories live. Discover now