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Es war spät am Abend und ich saß am Bett meines besten Freundes, Danny, im Krankenhaus. Ich wurde schon mehrfach von den Schwestern aufgefordert zu gehen, denn eigentlich war keine Besuchszeit.

„Ari, jetzt komm bitte, bevor die Schwestern den Sicherheitsdienst rufen", bat meine Mutter mich. „Aber ich will bei ihm bleiben", protestierte ich. „Ich kann dich verstehen, aber du darfst ansonsten bis zu seiner Entlassung nicht zu ihm, wenn du jetzt nicht mit mir kommst", versuchte meine Mutter mir ins Gewissen zu reden.

Leider hatte sie recht und das wollte ich nicht riskieren. Ich stand mit großem Widerwillen auf und folgte ihr durch die leeren weißen Gänge. Im Auto ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und schwieg vor mich hin.

„Arian, es ist nicht deine Schuld", meinte meine Mutter, weil sie wusste, dass ich mir Vorwürfe machte. „Doch, ich hätte ihn nicht sauer fahren lassen dürfen", sagte ich. „Es war ein betrunkener Fahrer und nicht du", versuchte sie mich aufzuheitern. „Wäre er nicht gefahren, wäre ihm dieses Arschloch nicht reingefahren", wurf ich mir selber vor.

Danny kam nämlich zu mir, weil er erfahren hatte, dass seine Eltern sich trennen. Er war schon auf 180, als er bei mir ankam und ich bekam ihn dieses mal nicht schnell genug beruhigt.

„Lässt du mich bitte raus, ich würde gerne den Rest laufen", bat ich nach einer Viertelstunde. „Sei bitte leise, wenn du nach Hause kommst, Paulina und Manuel schlafen bestimmt schon", sagte Mama, als sie anhielt. „Die beiden oder zumindest das Weib interessieren mich einen Dreck", meinte ich, bevor ich ausstieg.

Die letzten zwei Kilometer lief ich viel zu dünn bekleidet nach Hause. Zuhause angekommen, zog ich mich aus und ließ mich in mein Bett fallen. Ich schaffte es zwar zu schlafen, aber viel zu unruhig. Von meinem Wecker wurde ich schließlich um halb sieben geweckt, wodurch ich mich ins Bad quälte. Zumindest wollte ich dahin, aber Paulina hatte es schon besetzt.

„Wie lange brauchst du noch um dich menschlich zu machen?", fragte ich genervt mit mehrfachen Klopfen. „Geh unten ins Bad", motzte sie durch die Tür.

Ich hatte ausnahmsweise mal keine Lust mit ihr zu diskutieren, wodurch ich runter ging. Schnell sprang ich unter die Dusche und ging nur in einer Unterhose wieder hoch.

„Arian, zieh dir bitte etwas an, wenn du durchs Haus läufst", mahnte Manuel mich an. „Wenn deine Tochter nicht das Bad besetzen würde, wäre ich noch garnicht hier unten gewesen", zischte ich ihn an.

In meinem Zimmer zog ich mir eine schwarze Jeans und ein weißes Shirt an. Schnell schmiss ich noch meine Bücher in meine Tasche und lief zur Schule. Normalerweise würde ich Danny auf dem Weg abholen, aber das war ja nicht.

„Hey, wie gehts Danny?", fragte Luke mich, als ich auf dem Schulhof kam. „Er war stabil, als ich gehen musste", sagte ich und machte mir eine Zigarette an. „Wolltest du nicht mit dem rauchen aufhören?", löcherte Luke mich. „Junge, geh mir doch nicht so früh auf die nerven", maulte ich ihn an. „Schlechten Sex gehabt?", nervte Luke mich weiter. „Nein, wenn du dich erinnerst liegt Danny im Krankenhaus", meinte ich und schmiss meine Zigarette auf den Boden.

Luke hatte keine Zeit mehr zum Antworten, denn ich war schon auf den Weg ins Klassenzimmer. Ich setzte mich genervt auf meinen Platz, aber aufeinmal setzte sich ein fremdes Mädchen neben mich. Eigentlich saß Danny immer da, wodurch ich sie direkt genervt ansah.

„Ist der Platz etwa nicht frei?", fragte sie mich leicht zögerlich und wollte schon aufstehen. „Doch erstmal schon", antwortete ich. „Ich bin Jessica, aber kannst mich ruhig Jessi nennen", stellte sie sich vor. „Arian", gab ich nur knapp von mir, denn in dem Moment kam der Lehrer rein. „Wie ihr bestimmt alle mitbekommen habt, hatte Danny gestern ein Autounfall und wir alle aus dem Kollegium hoffen, dass es ihm schnell wieder besser geht und er bald wieder bei uns ist, aber das zeigt warum man nicht betrunken Auto fahren sollte", sagte Herr Thomsen.

Die Wut brodelte in mir, aber ich musste ruhig bleiben, also fing ich an etwas in meinem Collegeblock zu kritzeln. Ich merkte, dass Jessica öfter zu mir und meinen Kritzeleien schaute. Aufeinmal schmiss sie ihren Stift frustriert auf den Tisch und seufzte auf. Mit einem kurzen Blick schaute ich auf ihr Blatt und bemerkte ihren Fehler.

„Wer hat sich Mathe Montags in den ersten beiden Stunden ausgedacht", fluchte sie rum. „Stell dich nicht so blond an und such mal deinen Fehler in der dritten Zeile", meinte ich. Wir wiederholten mal wieder Gleichungen. „Da ist doch alles richtig", motzte sie mich an. „Addier mal lieber auf beiden Seiten anstatt nur auf der Seite mit dem X und überhaupt fass mal alles zusammen, so kommst du nur durcheinander wie man sieht", wies ich sie auf ihren Fehler hin.

Die anderhalb Stunden zogen sich wie Gummi, aber dann erlöste die Klingel mich. Mit schnellen Schritten ging ich auf den Schulhof zu Luke und Florian. Wow, Florian hatte es auch mal geschafft zu erscheinen.

„Eine dumme Frage und ich hau dir direkt eine rein", mahnte ich Luke direkt an, der sofort seinen Mund schloss. „Was hab ich verpasst, dass Ari jetzt schon so genervt ist?", fragte Flo. „Nichts", antwortete Luke und ich schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ist ja gut, bin ihm direkt auf den Sack gegangen", gab Luke dann zu.

Flo hielt mir eine Zigarette hin und ich machte mir diese direkt an. Die nächsten vier Stunden zogen sich wie die ersten zwei und ich Idiot hatte mir noch nichtmal was zu essen eingepackt geschweige etwas zu trinken. Wie nicht anders zu erwarten bekam ich natürlich Kopfschmerzen, aber noch zwei Stunden Chemie und ich hatte es geschafft.

„Jessi, hast du was zu trinken?", fragte ich. „Wasser oder Apfelschorle?", fragte Jessica mich zurück. „Wasser reicht", antwortete ich und bekam eine geschlossene Flasche. „Arian, du weisst ganz genau, dass das Trinken im Chemieraum untersagt ist", wies mein Lehrer mich hin. „Ja ist gut, beruhigen Sie sich, ist jetzt keiner von gestorben", sagte ich und gab Jessica die Flasche wieder. „Behalt es", meinte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ich bedankte mich und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber das war Fehlanzeige. In meiner Tasche fand ich zum Glück noch Tabletten und nahm eine, wodurch ich wieder ermahnt wurde, aber es war mir egal.

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Was sagt ihr zum ersten Teil?
Wie findet ihr Arian?

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Du&Ich oder WIRWhere stories live. Discover now