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Mit Kopfschmerzen wachte ich auf. Ich schaute neben mich, aber ich war alleine. Hatte er mich wirklich alleine gelassen? Mit langsamen Schritten machte ich mich ins Badezimmer, denn es drehte sich noch immer alles. Auf den Treppen hörte ich lachen von unten. Mein Blick fiel direkt auf Danny, der mit Paulina über verschiedenen Katalogen am Küchentisch saß.

„Du bist ja noch unter den lebenden", lachte Danny. „Kaffee", krächzte ich. „Dürfte noch in der Kanne sein", wies Paulina mich hin. „Was macht ihr?", fragte ich. „Das wozu du wahrscheinlich niemals in der Lage bist", kam es von Paulina. „Kataloge durchblättern", sagte Danny das offensichtliche.

Ich schaute dann genauer hin, weil die beiden mir keine Hilfe waren. Blumen und so ein Schnick Schnack waren zu sehen. Die beiden hatten sich ja mal voll reingehangen. Danny wollte natürlich alles perfekt haben. Er legte mir verschiedene Sachen vor die Nase und ich nickte es nur ab.

„Arian, du kannst nicht drei verschiedene Tischdecken abnicken", meinte Danny sauer. „Wofür überhaupt Tischdecken. Wir nehmen zwei oder drei Tische, verteilen alle irgendwie und grillen oder so", sagte ich. „Der kennt keine Romantik oder?", fragte Paulina. „Doch, aber er hat einfach keine Lust und will es sich einfach machen", erklärte Danny. „Ich will es klein und entspannt halten, ich will kein Drama", sagte ich. „Wen willst du einladen?", fragte Danny. „Die Nervensäge neben dir, Mom, Manuel, Dad vielleicht, deine Eltern und unsere Freunde halt außer Madison", zählte ich auf, während Paulina alles notierte. „Ich hab kein Bock mehr, ich geh wieder schlafen", sagte ich.

Danny schaute mich böse an und ging mir hinterher. Auf der Treppe riss er mich fast um. Ich hatte keine Lust zu reden, wodurch ich mich wieder aufrappelte und weiter hoch ging. Wie nicht anders zu erwarten stand er in meinem Türrahmen und starrte mich an.

„Wenn du keine Lust hast, gehen wir nur zum Standesamt und fertig", sagte Danny ernst. „Lass mich", murmelte ich und schmiss ein Kiss nach ihm.

Ich fühlte mich irgendwie so schlecht. Natürlich liebte ich ihn, aber es ging mir dann doch zu schnell. Ihm das sagen wollte ich nicht, denn ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Augen zu und durch. Ich setzte mir wieder ein Lächeln ins Gesicht und ging runter. Danny sah verzweifelt aus. Paulina warf mir einen bösen Blick rüber. Ich nahm mir noch einen Kaffee und setzte mich erneut zu den beiden und blätterte in den Katalogen rum.

„Was hälst du von der Tischdecke?", fragte ich. „Sieht schön aus", meinte Danny überrascht.

Es war eine schwarze Tischdecke mit aufgestickten Geschnörkel. Kitschig. Wir saßen den ganzen Tag an diesem beschissenen Tisch. Das unechte Lächeln tat mir weh in den Wangen, aber es verging mir, als Manuel und Mama nach Hause kamen.

„Was macht ihr da schönes?", fragte Manuel verwirrt. „Planen", sagte Paulina knapp. „Darf ich auch erfahren was?", war die nächste neugierige Frage. „Dannys und meine Hochzeit", presste ich raus. „Eure was?", schrie Mama. „Hochzeit, soll ich es dir noch buchstabieren?", fragte ich. „Arian, du bist 18 Jahre alt und willst schon heiraten?", ungläubig schaute sich mich bei der Frage an. „Scheint so, wenn du so weiter machst, bist du ausgeladen", drohte ich.

Die Farbe verließ ihr Gesicht. An so einem wichtigen Tag wollte sie dann wohl dann doch mit dabei sein. Ich zog trotzdem Paulinas Block zu mir und strich meine Mutter runter, aber auch meinen Vater. So langsam wollte ich keinen mehr meiner Familie dabei haben. Ich setzte mir ein Grinsen auf und zeigte ihr meinen Mittelfinger. Sie hatte mir schon lange mein Leben zur Hölle gemacht mit ihren Ansprüchen, aber meine Hochzeit ließ ich mir nicht zur Hölle machen.

„Wenn ich dich sehe während der Hochzeit, haben wir beide ein Problem und du darfst zuschauen wie ich aus deinem scheiß Leben gehe", drohte ich ihr. „Du wirst noch sehen", sagte sie. „Was willst du machen? Mich enterben? Viel spaß, mir steht ein Pflichtteil zu, aber ich kann eh auf dein Geld scheißen", lachte ich.

Sie traute sich anscheinend nichts mehr zu sagen, denn ich hatte recht. Danny und Paulina schaute mich erschrocken an.

„Darf ich noch kommen?", fragte Manuel vorsichtig. „Gerne", lächelte ich ihn an. „Manuel, das kann doch jetzt nicht dein ernst sein?", regte Mama sich auf. „Wenn du dir das Verhältniss zu ihm so kaputt gemacht hast, bist du es selber schuld, aber ich möchte an so einem wichtigen Tag dabei sein", kam es ehrlich von ihm.

Ich merkte wie Danny seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Er sah besorgt aus.

„Bist du dir sicher, dass du sie nicht dabei haben möchtest?", fragte Danny, als wir im Bett lagen. „Ja, ganz sicher", sagte ich entschlossen.

Wahrscheinlich das einzige womit ich mir sicher war. Einmal in meinem Leben wollte ich das richtige machen. Danny streichelte mir durch die Haare, während ich auf seinem Bauch lag mit meinem Kopf.

„Ich mach mir Sorgen um dich", sagte Danny. „Brauchst du nicht, du weisst, dass ich stark bin", meinte ich auch wenn es ich mir selber nicht glaubte. „Ich weiß, aber ich merke, dass es dir nicht gut geht", versuchte er zu mir durchzudringen. „Mir gehts gut, mir geht es perfekt. Ich hab dich und mehr brauche ich nicht", sagte ich. „Hör auf mich anzulügen", forderte er, aber ich antwortete nicht.

Wenn ich noch mehr gesagt hätte, wäre ich wahrscheinlich weinend zusammengebrochen. Seine Atmung wurde immer unruhiger und er wütender. Er wusste, dass ich log. Anstatt noch etwas weiteres zusagen blieb auch er still.

———

Findet ihr Arians Reaktion gerechtfertigt?

Du&Ich oder WIRDonde viven las historias. Descúbrelo ahora