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Als wir im Klassenraum saßen, war Danny noch immer nicht besser gelaunt.

„Was ist los?", fragte ich ihn. „Schlecht geschlafen und Kopfschmerzen", sagte er dann. „Oke daran kann ich leider nicht viel ändern", meinte ich. „Nein, aber du brauchst dir auch keine Sorgen machen", versicherte Danny mir.

Danny lächelte mich an und ich nahm es ihm ab. Herr Thomsons Blick ging durch die Klasse und er notierte irgendwas in das Klassenbuch. Soweit ich es vernehmen konnte, hatten Jessica und Luke sich wieder vertragen. Nach wenigen Minuten ließ Danny seinen Kopf auf den Tisch fallen.

„Ich will nicht mehr", murmelte Danny. „Die restlichen Stunden schaffst du noch", sprach ich ihm gut zu. „Nein, ich will nach Hause in mein Bett", sagte Danny. „Möchtest du eine Tablette?", fragte ich.

Gequält nahm er den Tablettenstreifen entgegen und nahm eine. So wie er sich benahm, konnte ich nur vermuten, dass er bald wieder krank ist. Konzentration konnte man bei ihm keine mehr erwarten. Irgendwie überlebten wir den restlichen Schultag.

„Wenn was ist, schreib mir", meinte ich, als wir vor seiner Tür standen. „Du dich auch", sagte Danny und gab mir noch einen Kuss bevor er rein ging.

Eigentlich hatte ich keine Lust nach Hause zu gehen, aber es musste ja sein. Paulina hörte sich nämlich gequält an, als sie mich fragte. Ich wollte erst nach oben und meine Sachen wegpacken, aber ich wurde direkt aufgehalten.

„Bevor ihr mir irgend etwas sagen wollt, will ich erst meine Sachen wegpacken", sagte ich entschlossen und drückte mich an Manuel und meiner Mutter vorbei.

Erst zweifelte ich, ob ich mein Zimmer abschließen sollte und dort bleiben sollte oder runter gehen sollte. Leider entschied ich mich für zweiteres. Manuel und meine Mutter saßen am Küchentisch.

„Ihr habt euch wegen mir gestritten", sagte ich, als ich mich hinsetzte. „Ich will nicht, dass du Kontakt mit Liam hast", meinte meine Mutter. „Manuel, was ist deine Meinung dazu?", überging ich meine Mutter. „Mir ist das eigentlich egal, du bist 18 und solltest selbst wissen was du machst. Zusätzlich habt ihr beide soweit ich es verstanden habe die gleichen Interessen. Meiner Meinung nach solltest du einfach glücklich sein", erzählte Manuel und Mama schaute schockiert. „Von mir aus sollst du auch glücklich sein, aber ich dulde es in meinem Haus nicht", ließ meine Mutter mich wissen. „Jetzt mal ehrlich Mom. Du warst bis vor ein paar Tagen oder bist es noch immer der Meinung, dass ich Blümchensex habe. Diesen Gedanken kannst du dir sonst wohin stecken, ich steh eben auf etwas anderes und solang du davon nichts siehst und hörst kann es dir egal sein. Aber seit wann geht dich mein Sexleben etwas an? Ich hab mit Haufenweise Weiber geschlafen und es hat dich nicht interessiert, aber mach dir zumindest um eins keine Sorge, ich benutz ein Kondom", warf ich ihr vor.

Sie musste erstmal mit meinen gesagten Worten klar kommen, denn sie sagte erstmal nichts. Ein paar Minuten schaute ich sie erwartungsvoll an, aber nichts.

„Wenn du nichts mehr zu sagen hast dann ist es ja gut, aber ich wollte noch etwas sagen. Ich finde es super, dass du dich mittlerweile mit Paulina verstehst. Keine Ahnung wie ihr es hinbekommen habt, aber es ist mir auch egal", ergriff Manuel das Wort. „Ich hab auch keine Ahnung warum es so ist, aber ich find es toll, dass du mal auf meiner Seite stehst", sagte ich mit einem Lächeln.

Da meine Mutter immer noch nichts sagte, stand ich auf und setzte mich auf die Terasse. Ich dachte nicht, dass ich sie sprachlos bekomme, aber vielleicht war auch mal etwas bei ihr angekommen. Entspannt sitzen und rauchen war nicht lange, denn Paulina stand nach wenigen Minuten vor mir.

„Du solltest mit dem Rauchen aufhören", sagte sie. „Sterbe eh irgendwann, woran ist auch schon egal. Was möchtest du?", fragte ich. „Deine Hilfe", kam es knapp. „Wobei?", hinterfragte ich, denn das konnte nichts gutes bedeuten. „Wir gehen zusammen feiern und du hilfst mir bei Tom", meinte sie. „Paulina, wenn du ihn rumbekommen möchtest dann mach es nicht auf einer Party. Denk bitte nochmal über deinen Ruf nach", bat ich sie. „Bei dir und Danny hat es auch funktioniert", schmollte sie. „Nicht schmollen, lächeln. Danny und ich kennen uns seit der Geburt. Aber bei uns ist es auch ziemlich schief gelaufen", lächelte ich. „Du bist ein Arsch", lachte Paulina. „Wann war ich das nicht?", stieg ich auf ihr lachen ein. „Also hilfst du mir morgen, danke", bestimmte sie schließlich.

Paulina ging dann auch schon und ich versuchte erneut meine Ruhe zu genießen. Bis es dunkel wurde, saß ich auf der Terasse. Wahrscheinlich wäre ich noch länger sitzen geblieben, aber mir tippte jemand auf die Schulter.

„Kommst du rein, essen?", fragte Manuel. „Kein Hunger", sagte ich. „Stimmt, Nikotin ist die bessere Nahrung", kommerntierte er. „Wie lange rauchst du schon?", hing er noch dran. „Knapp vier Jahre", meinte ich. „Oke, soll ich dir etwas zu essen nach hier draußen bringen?", fragte Manuel und ich nickte.

Keine zwei Minuten später hielt er mir einen Teller hin. Verwundert sah ich ihn an, denn er setzte sich zu mich. Mich ließ der Gedanke nicht los, dass irgendwas nicht stimmte. In der ganzen Zeit in der Manuel bei uns lebte, hatte ich mich nie so gut mit ihm verstanden. Meine Gedanken schweiften aber dann wieder zu Danny. Er benahm sich heute auch so komisch und ich glaubte ihm nicht, dass es nur an seinem schlechten Schlaf und Kopfschmerzen lag.

„Ich mag dich", riss Manuel mich aus meinen Gedanken. „Warum?", fragte ich. „Ich dachte immer, dass du das kleine Arschloch wärst welches mit nichts klar kommt. Mittlerweile kann ich dich verstehen und du kommst sogar mit meiner Tochter zurecht. Paulina hat sich immer schwer getan vertrauen zu jemanden aufzubauen, aber zu dir hat sie es geschafft. Sie mag dich sogar also freundschaftlich. Du scheinst mir auch ausgeglichener seitdem ihr euch versteht", erklärte er. „Das freut mich, aber viel halten tu ich von dir immer noch nicht. Du hast versucht dich als neuen Papa aufzuspielen. Hast Dad andauernd runter gemacht. Mich immer wieder provoziert, aber ich danke dir trotzdem, dass du mich akzeptierst und mal auf meiner Seite bist", sagte ich. „Ja es war falsch von mir und es tut mir leid, aber deine Art und Weise mit anderen Menschen umzugehen hat mir nicht gefallen. Mir ist es aber schließlich egal auf was oder wen du stehst. Paulinas Verhalten in dem Thema stört mich momentan eher", gab Manuel zu. „Warum?", hinterfragte ich. „Jetzt tu nicht so als ob du Taub oder Blind wärst, immer wieder einen neuen Typen", lachte Manuel. „Sie versucht sich zu ändern", sagte ich.

Wir redeten noch ein bisschen, bis ich schließlich ins Bett ging. Das Gespräch mit Manuel fühlte sich irgendwie befreiend an. Es war auch mal was anderes als sich immer nur gegenseitig anzumachen.

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Denkt ihr Arian wird eine bessere Beziehung zu Manuel aufbauen?

Könnte das gut für ihn sein?

Du&Ich oder WIRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt