*(43) Allein zuhause*

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Sie reden so viel über dich, aber wichtig ist nur, was er denkt.

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Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit gefunden, meine Tante über meinen Beziehungsstatus aufzuklären.

Drei Tage vorher gab ich meiner Tante Bescheid, dass Damian am Freitagabend bei uns essen würde und ich etwas Wichtiges zu sagen hatte. Es war nicht meine Absicht, ein großes Ding daraus zu machen, aber Damian war mir zu wichtig, um meiner Tante bloß so nebenbei zuzuschieben, dass ich jetzt mit ihm zusammen war. Ich wollte mich offiziell zu ihm bekennen.

Nach Schulschluss kam Damian direkt mit zu mir nachhause. Nicht nur wegen unseres Plans für den Abend, sondern auch, weil Nick und Finn jede freie Sekunde zusammen verbringen wollten.

Nick musste am Sonntag zurück zur Uni und würde dann erstmal ein paar Wochen nicht mehr herkommen können. Finn hatte mir sehr bildlich verdeutlicht, auf welche Arten und an welchen Orten er daher am Wochenende durchgenommen werden wollte und ich hatte ihm, wie es sich für einen guten Freund gehörte, viel Spaß gewünscht.

Über die Sache in der Mittagspause hatte Finn kein Wort mehr verloren. Als ich versucht hatte, am nächsten Tag nochmal mit ihm darüber zu reden und ihn davon zu überzeugen, nirgendswo mehr alleine hinzugehen, war er einfach weggelaufen. Ich hatte hinterher wollen, aber Damian hatte mich aufgehalten und gemeint, dass Finn gerade vor mir weglief und es nichts brachte, ihn zu verfolgen.

Ich hatte meinem Freund klargemacht, dass ich Angst hatte, Finn alleine zu lassen. Damian, Alisha und ich hatten hilflose Blicke ausgetauscht, bis Damian geseufzt hatte und meinem besten Freund hinterhergeeilt war. Er hatte es so aussehen lassen als würde er mit ihm über Nick und Familien Angelegenheiten reden wollen. Da Damian so verdammt gut darin war vorzuspielen, dass er niemanden leiden konnte, hatte Finn Damians Verfolgung nicht als Babysitter-Move interpretiert und ihn gewähren lassen.

Alisha und ich waren in Finns Nähe nur willkommen, wenn wir nichts über Rico und/oder mögliche Konflikte mit ihm sagten. Also hielt ich meinen Mund, hatte aber nicht aufgehört, nach möglichen Tätern zu suchen.

Dass Rico was damit zu tun haben musste, war klar. Er hatte sich vielleicht nicht selbst die Hände schmutzig gemacht (dazu waren sie beim Basketball zu wertvoll), aber er hatte sicher ein paar IQ-lose Schläger gefunden, die er instrumentalisieren konnte.

Aber ohne Beweise konnte ich keine Anschuldigungen gegen ihn erheben und hatte dementsprechend auch keine handfeste Rechtfertigung, etwas zu unternehmen. Und verdammt, ich wollte etwas unternehmen. Wenn schon nicht für die Schläge, dann die ganzen Jahre davor, in denen er es auf Finn abgesehen hatte. Allein, wie Rico auf Finns Outing reagiert hatte, reichte als Grund. Dieser Typ war ein verdammtes Arschloch und so langsam glaubte ich, er schreckte vor nichts zurück.

„Denkst du schon wieder über Finn nach?" Damian drehte sich zu mir und lief rückwärts durch mein Zimmer, um mich nicht aus den Augen zu lassen.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir Sorgen."

Er grinste. „Das riecht nicht nach Sorgen, du kleiner Racheteufel."

„Nur zu deiner Information: Jeder normale Mensch würde einen anderen davon überzeugen, dass Rache sinnlos ist und nur dafür sorgt, dass man am Ende selbst in der Scheiße steckt."

Das brachte ihn zum Lachen. „Dann ist ja gut, dass ich kein normaler Mensch bin. Mir ist egal, was du machst, solange du mich daran teilhaben lässt. Du willst Rache nehmen? Dann nehmen wir Rache."

Er zuckte mit den Schultern, drehte sich um und schaute aus dem Fenster.

Für ihn war es so simpel. Für mich bedeutete es einen weiteren Punkt, über den ich mir Gedanken machen musste. Ich wollte Damian nicht in die Scheiße reiten. Für ihn wären die Konsequenzen, negativ aufzufallen viel größer als für mich. Seine Pflegeeltern ließen ihm viel durchgehen, aber einen Rachefeldzug?

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt