*(61) Ärger*

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Manche Geschichten schreiben sich selbst.

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Mit Damian spazieren zu gehen wurde jedes Mal zu einem kleinen Highlight meines Tages. Egal, wie oft wir gingen, wie wenig oder wie viel wir dabei sagten und wie lange es dauerte, bis wir ankamen, ich mochte die Momente, in denen wir nebeneinander herliefen, hin und wieder unsere verschränkten Hände zwischen uns vor- und zurückschleuderten oder mit irgendetwas, das wir herumliegen sahen, Quatsch machten.

Auf der Hälfte des Weges von meinem Haus zu seinem, hatten wir begonnen, einen Stein hin und her zu kicken, der uns für den Rest unserer Schritte begleitete. Wir versuchten ihn sogar die Treppen zur Tür hochzutreten.

Bevor wir einen Erfolg verzeichnen konnten oder aufgeben wollten, öffnete sich die Tür und Damians Pflegevater schaute auf uns herab. „Ach, ihr seid es."

Der Arme musste sich über den Lärm, das dämliche Grölen und Kichern, auf seinem Hof gewundert haben.

„Hast du wen anderes erwartet?", fragte Damian, während er den Stein an meinen Fuß kickte.

„Nein. Um ehrlich zu sein, wollten Angelina und ich mit dir reden."

Bernds ernste Stimme ließ Damian aufsehen. „Ich war es nicht."

Sein Pflegevater kniff die Augen zusammen. „Dass du das sagst, bevor ich erzählt habe, worum es geht, spricht nicht gerade für dich."

Damian lachte verunsichert. „Ich wollte eigentlich nur witzig sein. Aber jetzt habe ich Angst. Was habe ich gemacht?"

Bernd beäugte ihn misstrauisch, seufzte dann und trat zur Seite. „Komm erstmal rein."

Damian griff nach meiner Hand. Bernd sah auf die Stelle und seufzte wieder. „Na schön, dann eben ihr beide. Kommt rein."

Er öffnete die Tür weiter und nickte in den Flur. Obwohl er uns so deutlich aufforderte, das Haus zu betreten, hatte ich mich hier noch nie so unwohl gefühlt.

„Was habe ich angestellt?", flüsterte Damian mir zu, während wir unsere Schuhe auszogen und sie betont ordentlich ins Regal stellten.

„Müsstest du das nicht selbst wissen?", erwiderte ich, ebenso aufgeschmissen wie er.

Für mich war am wahrscheinlichsten, dass es sich um ein großes Missverständnis handelte, das sich mit einem simplen Gespräch auflösen ließ.

Ich drückte bekräftigend seine Hand, als wir Bernd ins Wohnzimmer folgten, wo Angelina bereits auf dem Sofa saß. Sie hatte ihre Ellenbogen auf den Knien und die Hände auf dem Mund, während sie auf den Tisch vor sich starrte.

Damians Lederjacke lag darauf, jede ihrer Taschen herausgestülpt und darauf eine kleine Plastiktüte, in der sich duzende von Pillen befanden.

Damian erstarrte mitten im Schritt. Er schaute ebenso schockiert auf den Tisch wie Angelina, während Bernd jede seiner Regungen musterte.

„Kannst du uns erklären, wie dieses Zeug in deine Jacke gekommen ist?"

Damian ließ meine Hand los und wich zurück. „Könnt ihr mir erklären, warum ihr meine Sachen durchsucht?"

„Ich wollte deine Jacke saubermachen", hauchte Angelina. Es klang gleichermaßen verteidigend und anklagend. „S-sie hatte Flecken."

Damian presste seine Lippen zusammen.

„Woher hast du die Drogen, Damian?" Bernd schaute ihn auffordernd an, klang aber eher drohend.

Damian sagte nichts.

„Ich verstehe wirklich nicht, warum du wieder mit diesem Scheiß anfangen willst. Ich dachte, wir waren uns einig, dass dein Drogenkonsum der Vergangenheit angehört." Bernd schüttelte missbilligend den Kopf und ließ sich neben seiner Frau auf dem Sofa nieder.

Sie war vollkommen aufgelöst.

Als ich fühle, wie meine Beine schwach wurden, lehnte ich mich an den Schrank neben mir.

Drogenkonsum?

Damian hatte Drogen genommen?

Damian nahm Drogen?

Mein Blick sprang sich zurück zu den Pillen auf den Tisch. Ich kannte mich nicht gut genug damit aus, um sagen zu können, was es war. Ich wusste nur, dass es viele waren.

Keine Ahnung, was mit mir durchging, als ich zum Tisch lief, die Tüte an mich nahm, den Knoten aufpulte und an den Pillen roch. Die Enttäuschung, dass es keine Minzpastillen waren, die Tatsache, dass ich überhaupt die Hoffnung darauf gehabt hatte, fühlte sich total lächerlich an.

Ich drehte mich zu Damian um, doch erkannte in seinem Blick nichts Anderes als Dunkelheit.

„Hast du was damit zu tun?", fragte Bernd mich ernst.

Ich schüttelte den Kopf.

Sofort danach bereute ich es. Wenn ich nur seine Sekunde nachgedacht hätte, hätte ich behaupten können, die Drogen wären meine. Was würde in dem Fall schon groß passieren? Damians Pflegeeltern würden ihm vielleicht den Umgang mit mir verbieten, aber wir könnten uns heimlich weiter treffen. Es bestünde nicht die Gefahr, dass sie ihre Entscheidung, ihn aufzunehmen, überdachten und ihn zurück ins Heim schickten. Nicht so wie jetzt.

„Ich rede mit ihm", sagte ich zu Bernd und Angelina. „Lasst mich mit ihm reden, okay?"

Meine Stimme zitterte. Meine Hände ebenso.

Tränen bildeten sich in Angelinas Augen. Sie verdeckte mit ihren Händen ihr Gesicht und unterdrückte ein Schluchzen. Also wandte ich mich mit meinem flehenden Blick an Bernd.

Bevor er etwas sagen konnte, durchdrang eine unerwartete Stimme das Szenario. „Was ist denn hier los?"

Nick schob sich an Damian vorbei ins Wohnzimmer, stockte aber, genauso wie Damian vorhin, mit bleichem Gesicht.

Er stand direkt neben Damian. Umso besser konnte ich erkennen, dass sich in seinem Blick eine ganz andere Art von Panik zeigte als in Damians.

„Fuck."



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Huhu!

Seit gestern ist die neue Version von wild vollständig geupdatet und die Geschichte geht mit neuen Kapiteln weiter. 

Was glaubt ihr passiert noch?

Liegt Marlon mit seiner Einschätzung von Markus richtig?

Warum hat Nick seine Beziehung mit Finn weggeworfen?

Nimmt Damian Drogen?

Hat er noch mehr Geheimnisse?

Und: Wie findet ihr die Charaktere?

Wen mögt ihr? 

Wen findet ihr scheiße? 

Wen findet ihr interessant? 

Wer sorgt noch für Probleme?

Danke fürs Lesen :D

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt