*(31) Angriff*

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Du kannst nichts Gutes tun, weil in dir Böses ist.

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Wir verbrachten das gesamte Wochenende auf der Bahn. Ich konnte nicht genug davon kriegen, meine Lady neu kennenzulernen und Damian und Nick fuhren ihre ersten Runden.

Wobei... Damian war mehr gefallen als tatsächlich zu fahren.

Hingegen seiner i-don't-give-a-single-fuck-attitude in der Schule, war er außerhalb davon so überambitioniert, dass er es nicht einsehen konnte, Dinge erst lernen zu müssen. Er wollte Anfänger sein einfach überspringen und direkt Profi werden.

Dementsprechend hatte es ihn frustriert, beim Motocross fahren Feingefühl zu brauchen. Wenn man sich Hals über Kopf in reinstürzte, passierte, was Damian passiert war: Man brach aus allen Kurven, verlor ständig die Kontrolle über das Bike und rollte sich im Dreck.

Um ehrlich zu sein, hatte es mich gewundert, dass er am Sonntag trotzdem wieder dabei gewesen war. Es hatte mich gewundert und stolz gemacht.

Als ich ihn anleitete und mir anschaute, wie er daran scheiterte, die Sache langsam anzugehen, fiel mir auf, wie unterschiedlich unser Lernen ablief.

Er wollte direkt alles wissen. Statt erstmal Krabbeln zu lernen, sofort losrennen.

Ich dagegen, hatte jeden kleinsten Babyschritt perfektioniert, bevor ich zum nächsten übergegangen war.

Mein Problem war die Vorsicht gewesen. Das Nachdenken. Das Zögern.

Damians Problem war... alles.

Was auch immer ich zu wenig gehabt hatte, hatte er zu viel. Und andersrum.

Dass ich darüber gelächelt hatte, hatte Damian glauben lassen, ich sei amüsiert von seinen Versuchen, eine Runde hinter sich zu bringen, ohne hinzufallen.

Zu glauben, ich hätte ihn herausgefordert, hatte ihm geholfen, sich besser zu konzentrieren.

Mit ein bisschen mehr Übung würde aus ihm ein guter Fahrer werden. Ja, sobald er die Technik draufhatte, wäre er bei seinem furchtlosen Fahrstil wahrscheinlich unschlagbar. Lebensmüde, aber unschlagbar.

Auf der Bahn zu sein und zwischen Adrenalin und Frustration zu schwanken, hatte ihm außerdem eine Chance gegeben, Skills auszutesten. Ein paar für sich alleine, ein paar mit mir zusammen.

Ich war mir sicher, dass wir mehr als nur eine Verwandlung abgebrochen zu hatten, bevor sie sich richtig hatte aufbauen können.

„Woran denkst du?", fragte Damian mich am Montag in der Mittagspause und rutschte näher an mich heran.

Es war zum Standard geworden, dass er seine Pausen und Freistunden mit uns verbrachte. Damian gehörte zu uns.

„Motocross."

Er verdrehte die Augen. „Ich hoffe, dir ist klar, dass du eine extrem ungesunde Beziehung zu deinem Bike hast."

Das sagte er nur, weil er seine große Liebe noch nicht gefunden hatte.

„Keine Ahnung, wovon du redest."

Wir sahen einander in die Augen. Sein Blick fiel auf meine Lippen, schoss aber sofort zurück zu nach oben.

Er wirkte so als wolle er etwas sagen. Im Gegensatz zur Bahn zögerte er. Dadurch verschwand die Gelegenheit.

Plötzlich saßen wir nicht mehr zu zweit auf der Bank, mit Finn und Alisha uns gegenüber. Nein, vom einen Moment auf den anderen stand die Hälfte des Basketballteams um uns herum.

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt