*(25) Zuhause*

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Zuhause ist die Idee eines Ortes, der sich genauso anfühlt, wie bei ihm zu sein.

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Das Abendessen mit meiner Familie lief seltsam friedlich ab. Ich sah Torben an, dass er sich ständig dumme Aussagen verkneifen musste, aber er benahm sich. Wer wusste schon, wozu Carla ihn gezwungen hatte, damit er keine Zeit gehabt hatte, sich zu überlegen, wie er mir auf den Sack gehen konnte.

Damian machte sich bei Carla sympathisch, ohne wirklich etwas zu tun. Er sagte einfach nur, dass er sein Fleisch gern noch etwas blutig mochte und meine Tante freute sich darüber, jemanden gefunden zu haben, der sich dafür interessierte, wie sie es perfektioniert hatte, ihr Fleisch zu braten.

Sie erzählte Damian, wie sie dabei vorging und er hörte interessiert zu, aß nebenbei und ließ sich immer wieder neues Fleisch nachlegen, das er dann komplimentierte.

Für alle anderen mochte es so aussehen als hätte Damian unfassbaren Hunger. Ich sah in seiner Art zu essen, ja das Fleisch regelrecht zu verschlingen, einen Teil seiner tierischen Seite. Dass er gleichzeitig versuchte, aufrecht dazusitzen, die Ellenbogen nicht auf den Tisch zu legen und jede andere Art der Tischregeln einzuhalten, ließ es auf mich total absurd wirken.

Ich mochte den Gedanken, dass niemand anderes wusste, was Damian dazu veranlasste, sich so auf das Fleisch zu stürzen.

Ich mochte es, ein Geheimnis mit ihm zu teilen.

Ich mochte es, dass er sich mir anvertraut hatte und, dass er mir die Chance gab, ihm zu beweisen, dass ich dieses Vertrauen wert war.

Nach dem Essen saßen wir eine Weile weiter am Tisch und unterhielten uns. Mir kam es vor wie ein Verhör, aber Damian nahm Carla Fragen ganz locker und antwortete souverän.

Als sie ihm erzählte, wie schade sie es fand, dass ich kein Basketball mehr spielte, obwohl ich den Sport so gernhatte, aber das Team unerträglich geworden war, meinte Damian: „Ich würde gerne mit ihm spielen, aber er ist kein guter Verlierer."

Empört boxte ich ihm an die Schulter. Leider konnte nichts sagen, das helfen würde, ihm glaubhaft zu widersprechen. Ich war ein grauenvoller Verlierer. Und gegen Damian konnte ich nur verlieren.

„Ich nehme dich mit auf die Motocross-Bahn. Mal sehen, wie frech du noch bist, wenn es dich in einer Runde zehn Mal hingelegt hat."

„Marlon", sagte Carla streng. „Du hast mir versprochen, dass du mit diesen Bikes keinen Quatsch machst."

„Genau, Marlon. Das kann sehr gefährlich sein", kam von Torben.

„Ist das der Grund, weshalb du dich nicht hintraust?", fragte ich meinen Stiefcousin.

Besser ich ging nicht auf Carlas Warnung ein. Sie hatte sich, als ich mit dem Motocross fahren angefangen hatte, angesehen, wie das ganze ablief und hatte einem Rennen beigewohnt, aber das Ambiente war nicht wirklich ihr Ding. Sie fragte mich nur, wie es gelaufen sei und sagte mir, dass ich auf mich aufpassen solle.

Anfangs hatte ich das auch getan. Solange, bis ich gemerkt hatte, dass meine Vorsicht der vollen Dröhnung Adrenalin im Weg gestanden war.

„Mir gefällt der herausfordernde Ton nicht", sagte mein Onkel zu mir.

Ich verkniff es mir, die Augen zu verdrehen. Ich mochte ihn. Er war großzügiger zu mir als viele andere es gewesen wären, vor allem in Anbetracht meiner ständigen Streits mit seinem Sohn.

„War bloß eine Frage."

Torben lachte leicht. „Ich wünschte ich hätte die Zeit, ein bisschen brumm brumm zu spielen. Aber im Gegensatz zu dir habe ich einen Job, um den ich mich kümmern muss, ein Studium und eine Freundin."

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt