*(40) Turteltauben*

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Seine Berührungen enden nicht auf deiner Haut, sondern in deiner Seele.

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Marlon

Wir kamen nicht unbemerkt von der Haustür nach oben. Finn sah uns händchenhaltend am Wohnzimmer vorbeilaufen, sprang vom Sofa auf uns eilte zu uns in den Flur

„Wohin des Weges, ihr Turteltauben?"

„Das geht dich einen Scheißdreck an", brummte Damian.

Finn grinste, begleitet von einem frechen Funkeln in seinen Augen. „Du verleugnest nicht, dass ihr Turtelhauben seid? Heißt das, du hast Marlon endlich deine unsterbliche Liebe gestanden?"

Mein bester Freund hatte keine Ahnung, wie gut er es mit unsterblich traf.

Damian wollte mich wortlos weiterziehen, blieb aber stehen, als Nick dazu stieß und sich von hinten an Finn lehnte.

„Ich will es auch wissen! Marlon hat zuerst gestanden, oder?" Neugierig blickte er zwischen uns hin und her.

„Es gab nichts zu gestehen. Damian weiß, was ich fühle."

Er wusste, was wir alle fühlten.

„NAWWWW!", quietschte Finn entzückt. „Schwulsein steht dir so gut, Bestie!"

„Ich bin nicht-" Mein Blick fiel auf Damian und ich unterbrach mich selbst.

Ich war nicht schwul. Aber ich liebte einen Mann. Das sah ziemlich schwul aus.

Alle Gründe, die dafürsprachen, abzustreiten, dass ich schwul war, fühlte sich so an als versuchte ich mich für etwas zu verteidigen, für das sich niemand verteidigen müssen sollte. Es war ja auch nicht unbedingt falsch. Nur etwas ungenau.

„Ich weiß, ich weiß, Labels sind böse." Finn hob beruhigend die Hände. „Ich meinte eigentlich bloß, dass du neben Damian tausend Mal besser aussiehst als neben Jenny."

„Liegt vielleicht daran, dass du die Welt durch eine schwule Brille siehst, Süßer." Nick drückte Finn einen Kuss auf die Wange.

Oder daran, dass ich mit Damian glücklich bin.

Ich war mir sicher, das nicht aussprechen zu müssen, damit Damian es wusste. Wie er mich ansah, trug die Gewissheit darüber, wie verfallen ich ihm war, bereits in sich.

Ohne seinen Blick aus meinem zu lösen, zog er mich zur Treppe. Wieder hielt Finn uns auf.

„Halt Stopp! Eins muss ich noch wissen", er legte eine bedeutungsvolle Pause ein, ehe er fragte: „Habt ihr schon gefickt?"

„Finn." Ich sah ihn flehend an.

„Was?", fragte er vollkommen ahnungslos. „Ich erzähle dir auch alles."

„Viel mehr als gut für mich ist", stimmte ich zu. „Aber hier so mitten im Hausflur, während irgendwo Nicks Eltern rumspringen, kannst du nicht ernsthaft erwarten, dass wir irgendwas erzählen, selbst wenn es etwas zu erzählen gäbe."

„Also habt ihr noch nicht."

Das war das einzige, was er verstanden hatte. Der Rest ging unter. Schien nicht wichtig zu sein.

„Wir würden gerne, aber du bist ein nerviger cockblock", behauptete Damian.

Es war nicht unbedingt gelogen. Ich würde gerne und ich wusste, dass es Damian genauso ging. Wir hatten uns bisher nur nicht getraut. Damian musste sich schon beim Küssen beherrschen und zog sich zurück, wenn es etwas intensiver wurde.

Er wollte mir nicht wehtun. Das kapierte ich. Wir hatten uns darauf geeinigt, es langsam angehen zu lassen und vorsichtig auszuprobieren, wie weit wir gehen konnten.

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt