*(56) Hier bei mir*

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Du bist für ihn da. Selbst, wenn er dich nicht sieht.

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Mir dröhnte der Schädel, die flackernden Lichter blendeten mich, es war heiß, stickig und nicht halb so spaßig, wie ich es mir vorgestellt hatte. 

Finn spendierte uns eine Runde nach der anderen. Während Alisha und er mit jedem Drink lockerer wurden, machte der Alkohol mich nur launisch. Ich hatte keine Lust mehr auf den Rave.

Statt meine Probleme zu vergessen, trug alles, was ich sah, hörte, roch und spürte dazu bei, dass sie immer klarer wurden. 

Damians Abwesenheit tat weh. Ich wollte einfach nur bei ihm sein. Mit ihm reden. Klären, was zwischen uns stand. Ihn verstehen. Von ihm verstanden werden.

Mit einem Zug leerte ich meine Cola-Weiß und hob die Hand, um die Kellnerin darauf hinzuweisen, dass ich Nachschub brauchte. Schon bevor sie auf mich aufmerksam werden konnte, stand ein neues Glas mit meinem Wahlgetränk des Abends vor mir.

Nicht von der Kellnerin, sondern von einem Typen, der plötzlich neben mir stand und mich anlächelte.

"Die Runde geht auf mich."

Ich beäugte ihn misstrauisch. "Und du bist wer?"

Dass er versuchte, mich charmant anzulächeln, ging nicht an mir vorbei. Es war mir bloß egal. Ich wollte nicht riskieren, falsche Signale zu senden. Damian und ich hatten vielleicht gerade eine kleine Krise, aber wir würden das wieder hinkriegen. Ich liebte ihn. Ich wollte, dass das mit uns funktionierte. Er hätte zwar sicher nichts dagegen, wenn ich mir einen Drink ausgeben ließ, aber ich war nicht bereit, Raum für Missverständnisse zu machen. 

"Simon. Ich glaube, wir gehen ins gleiche gym."

"Ich gehe nicht ins gym." 

Nachdem ich mit dem Baskettball aufgehört hatte und bevor ich Motocross fahren für mich entdeckt hatte begonnen hatte, war ich gegangen. Ich zahlte meinen Beitrag weiter, sah mich aber nicht als aktives Mitglied. Dazu war ich zu selten dort.

"Ach komm", lachte Simon. "Ich werde mich wohl an den Typen erinnern, dem ich monatelang hinterhergestarrt habe."

Er rückte näher zu mir auf. 

Bevor er meine mangelnde Ablehnung als Einverständnis interpretieren konnte, schob ich das Glas, das er vor mir abgestellt hatte, zur Seite und ihn hinterher.

"Kein Interesse."

"Shit", zischte er. Diesmal klang sein Lachen leicht verzweifelt. "Du stehst nicht auf Typen, oder?"

"Nur auf meinen Freund."

"Ahhh, also doch."

Ich verdrehte die Augen. Meine unklare Sexualität war nichts, das ich jetzt mit einem Fremden diskutieren wollte. Für mich kam nur Damian in Frage. Das sollte für diesen Simon Grund genug sein, mich weiter hier sitzen und Trübsal blasen zu lassen. Aber nein. Er redete weiter.

"Ich habe dich länger nicht mehr trainieren sehen und meine Freunde meinten, ich soll die Chance nutzen, dich hier anzusprechen, bevor ich dich nie wieder sehe."

"Und wie werde dich wieder los?", brummte ich, zu leise, um über die Musik hinwegzutönen.

"Was?" Er beugte sich zu mir und hielt mir sein Ohr hin.

"Nichts."

Er richtete sich wieder auf und zog einen Schmollmund. "Schon gut. Ich lasse dich in Ruhe. Den Drink kannst du trotzdem haben. Als Dankeschön, weil ich wegen dir regelmäßig trainieren gegangen bin."

"Ich habe nichts dazu beigetagen."

Simon grinste. "Du hast keine Ahnung, was so ein Gymcrush für Motivation gibt. Ich war noch nie so gut in Form wie jetzt."

"Schön für dich."

Er lächelte bloß, schob mir das Glas zu und verschwand in der tobenden Menge.

Ich beachtete ihn nicht lange genug, um zu wissen, wohin er ging und wie seine Freunde ihn nach seiner Niederlage empfingen. Es nervte mich, dass er überhaupt auf mich zugekommen war.

In der Schule hatte mittlerweile jeder mitbekommen, das Damian und ich zusammen waren. Ich wollte, dass alle anderen genauso wussten, dass ich zu ihm gehörte, selbst, wenn sie uns nicht kannten und, wenn er gerade nicht an meiner Seite war.

Obwohl ich vorgehabt hatte, mir nochmal eine Cola-Weiß zu bestellen, rührte ich das Getränk von Simon nicht an. Stattdessen schaute ich mich nach Finn und Alisha um.

Sie tanzten ein paar Meter neben mir. Finn hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Typen von Alisha fernzuhalten. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn darauf hinzuweisen, dass ihre verrückten Tanzmoves die meisten ohnehin abschreckten. Sie versuchte nicht mal, sich annähernd ästhetisch zu bewegen. Es war witzig. Und es brachte mich zum Lächeln.

Gleichzeitig betrübte es mich. Ich liebte meine Freunde und obwohl wir viel miteinander teilten, hatte es schon immer Dinge gegeben, die ich von ihnen ferngehalten hatte. Den Grund, warum ich bei meiner Tante aufgewachsen war, zum Beispiel. Meine Alpträume von etwas, an das ich mich gar nicht erinnern konnte. Der konstante Drang davonzulaufen, ohne zu wissen wovor und wohin.

Damians Geheimnisse, meine Gefühle für ihn und mein Ziel, seine Besonderheit für ihn erträglich zu machen, hatte mich lange von meinen eigenen Sorgen abgelenkt. Schließlich hatte er selbst dafür gesorgt, dass die Vergangenheit mich eingeholt hatte. 

Ich war überfordert, ich hatte Angst und ich wollte zurück in den Zustand, in dem mein Kopf mit nichts anderem beschäftigt gewesen war als über Damian nachzudenken und darüber, wie ich ihn glücklich machen konnte.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und öffnete meinen Chat mit ihm. Wir hatten seit Tagen nicht mehr miteinander geschrieben.

Ich konnte nicht sagen, was meine Finger dazu bewegte zu tippen. Vielleicht war es der Alkohol, vielleicht meine Sehnsucht, vielleicht die Ahnung, das er verstehen würde, wie verloren ich mich gerade fühlte.

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Mit einem Lächeln steckte ich mein Handy zurück in meine Hosentasche

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Mit einem Lächeln steckte ich mein Handy zurück in meine Hosentasche.

Ich wusste, sobald Damian hier war, würde es mir besser gehen. Für heute Nacht wollte ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden, was zwischen uns stand oder daran, dass ich ihm nicht gesagt hatte, wo genau ich überhaupt war.



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Sus🧐

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt