*(73) Aufwachen*

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Du bist das Monster, vor dem du dich am meisten fürchtest.

~~~

Es lief Musik. Ich kannte das Lied, doch der Name fiel mir nicht ein. Im ersten Moment, als ich es hörte, glaubte ich auf dem versifften Sofa in Emils Werkstatt zu liegen. Ich wartete darauf, das Klappern von Werkzeugen zu hören. Öl, Benzin oder schlechten Auspuff zu riechen. Irgendetwas von dem, was ich wahrnehmen würde, wenn ich beim Warten auf Finn in der Halle eingeschlafen war.

Das passierte nicht. Die Musik kam aus dem Nebenraum, fiel mir nach kurzer Zeit auf. Entweder die Wände waren verdammt dünn oder die Musik verdammt laut.

Mein Untergrund war sehr viel gemütlicher als die rostigen Federn des Werkstattsofas. Trotzdem tat mein gesamter Körper weh. Jeder meiner Muskeln schmerzte. Jeder meiner Knochen tat weh. Jedes meiner Gelenke war steif.

Ich schlug die Augen auf und schaute in die Dunkelheit, nicht dazu im Stande, etwas zu erkennen. Ich wollte mich umsehen, doch allein der Versuch, meinen Kopf zu heben schmerzte so sehr, dass ich es sein ließ.

Was war meine letzte Erinnerung?

Die Schule? Ich war in die Schule gegangen. Nein, ich war aus der Schule gegangen. Markus stand auf dem Parkplatz.

Nein, Nein, Nein. Wir trafen ihn auf der Rennstreckte. Wir redeten mit ihm über das Rudel. Wir kontaktierten Seb und machten ein Treffen für Samstag aus.

Welcher Tag war heute?

Ich wagte einen weiteren Versuch, meinen Kopf zur Seite zu drehen. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entwich mir, obwohl ich mich kaum bewegt hatte.

Was war passiert? Warum war Damian nicht bei mir?

„Damian?", krächzte ich in die Stille. Meine Stimme klang rau und mein Hals war trocken.

Ich kämpfte mich durch den Schmerz meiner Glieder, um mich auf die Seite zu rollen. In meinem Zimmer war neben dem Bett ein Nachtkästchen, auf dem eine Uhr stand und mein Handy nachts angesteckt war. Damian hatte sein Handy neben seinem Bett auf dem Boden liegen. Da ich das Licht von meiner digitalen Uhr nicht sah, versuchte ich nach dem Boden zu tasten, merkte dabei aber, wie hoch das Bett war. Das war nicht meins und auch nicht Damians.

„Wo zum Fick bin ich?", murmelte ich, während ich den Arm zurückzog und darüber nachdachte, ob ich versuchen sollte aufzustehen.

Ich wusste nicht, wie hoch das Bett war... ob es überhaupt einen Boden darunter gab. Um mich herum war nur Dunkelheit.

Ohne die Musik käme mir das vor wie der Beginn eines üblen Alptraums. Vielleicht war es das auch. Ein ziemlich absurder Alptraum, aber nach wie vor ein Alptraum. Nichts sehen zu können, spräche dafür. Die körperlichen Schmerzen sprachen dagegen. Die waren definitiv real.

Nein, das konnte kein Traum sein. Dazu dachte ich zu viel nach. Es passierte zu wenig. Abgesehen von den ganzen Fragen in meinem Kopf, war es beinahe langweilig. Wenigstens war die Musik gut. Oldschool, aber gut.

Mitten in meinen Überlegungen wurde die Tür geöffnet und das Licht ging an. Automatisch kniff ich die Augen zusammen und blinzelte dem hellen Schein entgegen.

„Oh, du bist wach!", freute sich jemand.

Ich drehte das Gesicht zur Tür und zwang mich, meine Augen offen zu halten. Dadurch erkannte ich einen fremden Raum und einen fremden Mann.

Die Wände waren weiß, der Boden grau. Es sah aus wie ein Krankenhauszimmer. Nur, dass es keine Fenster gab und der Mann, der auf mich zukam, kein Arzt sein konnte. Zumindest kein normaler Arzt. Ärzte trugen weiße Kittel, wenn sie ihre Patienten besuchen gingen. Kittel und vor allem: Hosen.

wild (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt