19. Geheimnisse

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Dahlia P.O.V.

Seine Worte treffen mich mitten in die Magengrube.. An seinem Gesicht erkenne ich, dass es keinen Sinn mehr macht es zu leugnen.

„Fuck..", flüstere ich leise und wünschte es wäre nicht so weit gekommen. Ich hätte mich einfach 3 Wochen einsperren sollen. Er hält mich jetzt vermutlich für einen kaputten Drogenjunkie und Anna wird nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

„Bitte behalte es einfach für dich..." bitte ich ihn gestresst.

Stirnrunzelnd sieht er mich an.

„Wie lange warst du anhängig, bevor du hier hergekommen bist?"

Seine Direktheit lässt mich nervös werden.

„Nicht lange..."

„Nicht lange? 1 Monat?"

„Über 2 Jahre.."

„Ach du sch....". Überrascht weiten sich seine Augen. Nachdenklich streicht er sich über seinen Kopf. „Mann was war ich nur für ein Idiot...meine Aussage, dass du prüde bist weil du nichts trinkst..."

„Schon okay..es wäre mir lieber gewesen, du würdest denken ich sei einfach nur prüde...", sage ich und lächle gequält.

„Wir sprechen hier nicht nur von Alkohol stimmts?"

„Nein.."

Es hat keinen Sinn mehr mir eine Lüge einfallen zu lassen. Langsam ziehe ich die Ärmel meines Shirts nach oben und entblöße meine von den Heroinspritzen zerstochenen Armbeugen.

„Fuck..."

„Ich weiß...", antworte ich schulterzuckend und ziehe meine Ärmel wieder runter. „Es wäre einfacher aufzuzählen, was ich nicht genommen habe..."

„Und...seit wann bist du..naja nüchtern?"

„Seit circa 1 Woche....also...seit ich hier bin"

Man sieht Mason an, dass sich in seinem Kopf gerade einige Puzzleteile fügen.

„Ich sag Anna nichts davon..immerhin könntest du mich jederzeit durch einen Dopingskandal auffliegen lassen.", sagt er augenzwinkernd.

„Tja..scheint als wüssten wir beide etwas über den anderen was wir nicht wissen sollten.."

Schmerzverzerrt rappel ich mich von dem kühlen Badezimmerboden wieder auf. Vor meinen Augen tanzen für paar Sekunden die Sterne.

Das Badezimmer ist voll von unangenehmer Stille. Das Läuten von Masons Handy unterbricht diese Stille zum Glück.

„Ja?", sagt er als er abhebt, wendet aber keine Sekunde seinen Blick von mir.

„....bei Dahlia.....habe sie heimgebracht....jetzt zum See?.....heute Abend?...ich melde mich. Bis dann."

„Es war Liam..", erklärt er mir obwohl er mir eigentlich keine Erklärung schuldet. „Er hat gefragt ob ich mich beim See mit ihm treffen will."

„Klingt doch gut.."

Kritisch sieht er mich an. Ich weiß, dass er gerade nachdenkt ob er nicht hier bleiben soll.

„Danke nochmal...für deine Hilfe...aber ich komm schon klar.", sage ich und gehe an ihm vorbei zu meinem Bett und lasse mich wieder reinfallen.

„Sicher?"

„Ja..ich denke das schlimmste ist schon fast überstanden...meistens dauert es so 1-2 Wochen."

„Meistens? Wie oft warst du denn schon auf Entzug?"

„3 Mal.."

Angespannt seufzt er aus. Ich denke das sind genug neue Infos fürs Erste.

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1 Woche später

Freitag 15:45 Uhr

Die letzte Woche war hart, aber meine Entzugserscheinungen wurden von Tag zu Tag besser. Anna konnte ich es einfach als Grippe verkaufen und von Mason habe ich auch nichts mehr gehört, worüber ich eigentlich froh bin.

Es fühlt sich komisch an, dass er so ein intimes Detail über mich weiß. Es fühlt sich an als wäre ich von ihm abhängig. Klar könnte ich es riskieren und es einfach Anna erzählen, damit ich nicht mehr Lügen muss. Möglicherweise mache ich das irgendwann. Aber ich bin hier hergekommen um diese Seite von mir zurückzulassen. Sie sollen diese Seite von mir nicht kennen.

Heute ist Freitag und da meine Fußverletzung so gut wie weg ist, muss ich wieder arbeiten. Obwohl ich Anna gern wieder sehen würde habe ich auch gleichzeitig ein ungutes Gefühl dabei. Vor allem wenn Mason dabei ist, wird es total komisch, weil beide eine andere Seite von mir kennen.

Da meine Schicht in 15 Minuten beginnt, nehme ich meine Tasche und mach mich auf den Weg.

„Hey Bryce..."

„Auch wieder hier?", sagt er wütend.

„Ich kann auch wieder gehen, wenn du ein Problem hast." Natürlich wäre das fatal, weil ich das Geld dringenst brauche. Aber von so einem sexistischen Typ in der Mid-Life Crisis lass ich mich sicher nicht so behandeln.

„Nein ich kann die Hilfe gebrauchen...heute wird viel los sein."

„Gut..."

Ich gehe um die Bar und werfe meine Tasche in die Ecke.

DahliaWhere stories live. Discover now