68. Wo sind wir?

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Dahlia P.O.V.

„Vertraust du mir?"

„Ja...ich vertraue dir.", antworte ich ohne einen Funken an Zweifel.

„Gut...dann ruh dich etwas aus. Wir werden circa ein bis zwei Stunden unterwegs sein.", sagt er und richtet seinen Blick wieder auf die Fahrbahn.

„Ein bis zwei Stunden?!", platzt es aus mir raus.

„Ja...drück mal auf den Knopf da.", sagt er und nickt in Richtung eines Knopfes neben dem Radio auf meiner Seite.

Stirnrunzelnd drücke ich auf den Knopf, als ein surrendes Geräusch ertönt. Langsam senkt sich die Rücklehne meines Sitzes.

„Damit dus für die nächsten Stunden bequem hast...", sagt er und ein Lächeln ist in seiner Stimme zu hören.

Begeistert lehne ich mich zurück in eine wesentlich bequemere Position. Liegend spüre ich den Schmerz meiner Rippe deutlich weniger.

„Danke Mason..", flüstere ich entspannt und lasse meinen Kopf zur Seite fallen. Es dauert nur wenige Sekunden bis die Müdigkeit und Erschöpfung Kontrolle über meinen Körper gewinnen und ich einschlafe.

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Eine warme Berührung an meiner Wange lässt mich wach werden. Erschöpft öffne ich die Augen.

„Guten Morgen...", sagt Mason grinsend während er meine Wange sanft mit seinem Daumen streichelt. Seine Berührung hinterlässt ein elektrisierendes Gefühl auf meiner Haut.

Ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Es ist stockdunkel. Im Scheinwerferlicht des Auto erkenne ich nur ein paar Bäume.

„Wo sind wir?", flüstere ich verwirrt während ich gefühlt immer noch nicht wirklich wach bin.

Mason greift langsam über meinen Körper und löst den Gurt.

„Wenn du aussteigst, kann ichs dir zeigen..", antwortet er zwinkernd.

Na gut. Langsam versuche ich mich aufzusetzen. Ein brenndender Schmerz durchzieht meine linke Seite blitzartig und zwinkt mich wieder nach hinten. Schmerzverzert wimmere ich auf und greife mir auf meine schmerzende Rippe.

„Immer langsam...Ich helfe dir.", sagt Mason besorgt.

Bedacht darauf mir nicht wehzutun schiebt Mason seine Hand unter meinen Rücken und hilft mir mich vorsichtig aufzusetzen. Ich stelle meine Füße aus dem Auto und Mason greift unter meine Arme. Mit einem behutsamen Ruck hebt er mich aus dem Auto.

Als ich stehe brauche ich ein paar Atemzüge um den Schmerz zu ertragen.

„Geht's wieder..?", fragt er und mustert mich von oben bis unten.

Ich nicke woraufhin er seine stützenden Hände wieder von meinen Armen wegnimmt.

Irritiert sehe ich mich um. Vor uns liegt ein Wald.

„Entführst du mich etwa in einen Wald?", frage ich scherzend.

„Dreh dich Mal um..."

Er nimmt mich bei den Schultern und dreht mich sanft einmal um 180 Grad um.

„Wow..", ist das Einzige was ich herausbringe als ich das wunderschönes Holzhaus in etwas entfernter Distanz vor mir sehe.

Obwohl es Nacht ist, lässt das bisschen Licht was aus dem Inneren des Hauses tritt, das warme Holz aus dem es gänzlich besteht zur Geltung kommen. Ein schmaler Kiesweg führt zu dem auf einer kleinen Erhebung stehendem Haus.

„Wem gehört das Haus?", frage ich ohne meine Augen davon zu nehmen.

Masons Hände verweilen immer noch auf meinen Schultern. Langsam tritt einen Schritt näher, sodass ich seinen warmen Oberkörper an meinem Rücken spüren kann. Die Nähe bringt mich fast aus der Fassung.

„Mir. Eigentlich hat es mal meiner Mutter gehört. Es war sowas wie ein Rückzugsort für sie. Im Sommer waren wir öfters hier. Wir sind zum See baden gegangen, haben bis in die Nacht am Lagerfeuer gesessen...Als sie dann gestorben ist, wurde das Haus mir überschrieben."

„Es ist wunderschön. Ich kann verstehen, dass sie hier gerne hergekommen ist."

Langsam drehe ich mich zu ihm um. Ich lege meinen Kopf in den Nacken um ihn in die Augen sehen zu können.

„Mason?"

Fragend sieht er in meine Augen.

„Was denn?"

„Weshalb hast du mich hier hergebracht?", spreche ich meine Gedanken aus.

Mason hält für einen Moment inne. Sein Kiefer spannt sich an.

„Dieser Ort hat etwas Besonderes an sich. Die Natur...der See...die Ruhe...Wenn es einen Ort zum gesund werden gibt, dann ist es dieser hier. Ich werde nicht mehr zulassen, dass es so weit kommt wie letzte Nacht. Du musstest einfach weg. Weg aus der Umgebung. Weg von...Bryce. Weg von der Bar. Zumindest bis es dir wirklich besser geht...und solange bin ich mit dir hier."

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt die passenden Worte gibt, für das was ich gerade empfinde.

Deshalb mache ich das was ich schon lange machen wollte, greife sanft mit meiner Hand in seinen Nacken, ziehe ihn zu mir und lege meine Lippen auf seine.

Sofort zieht Mason mich behutsam näher und die Welt um uns verschwimmt. Ich schließe meine Augen und ein Gefühl von Vetrautheit und Sicherheit durchflutet meinen Körper. Es ist das Einzige, was ich gerade wahrnehme. Während die eine Hand sanft von seinem Nacken zu seiner Wange wandert, verweilt meine andere Hand auf seiner Brust. Ich spüre seinen erhöhten Herzschlag unter meiner Handfläche. Jeder Schlag durchzieht meinen Körper wie ein Stromschlag.

Ich kann nicht sagen wieviel Zeit vergeht. Sekunden? Minuten?

Aber langsam löse ich mich aus dem Kuss. Ich öffne meine Augen und sehe in seine. Auf seinen Gesicht bildet sich ein warmes Lächeln.

Kaum liegen seine Lippen nicht mehr auf meinen und seine Hände nicht auf meiner Haut, spüre ich wieder meine schmerzende Rippe und die Erschöpfung die für einen Moment wie veschwunden zu sein schien.

Als plötzlich ein Regentropfen auf meine Stirn fällt, blicke ich nach oben. Der Mond verschwindet fast volsltändig hinter dunklen Wolken die in unsere Richtung zu kommen scheinen.

"Wir sollten reingehen es beginnt zu regnen..", flüstert Mason.

Ich nicke ihm lächelnd zu.

Er kommt einen Schritt auf mich zu und greift behutsam unter meine Schultern.

"Was hast du vor?"

"Halte dich an meinen Schultern fest..."

Ich folge seiner Anweisung und im nächsten Moment hebt er mich so vorsichtig wie es ihm möglich ist in seine Arme hoch.

"Denkst du echt, ich lass dich den ganzen Weg bis oben gehen..?", fragt er grinsend.

"Das hätte ich schon geschafft...", kontere ich und lege lächelnd meinen Kopf schief.

"Daran zweifle ich nicht.", flüstert er und zwinkert mir zu.

Eine Regenwolke über uns bricht und von einem Moment auf den anderen schüttet es auf uns hinab.

DahliaWhere stories live. Discover now