79. Schmerzen und Schuldgefühle

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Dahlia P.O.V.

Langsam komme ich wieder zu Bewusstsein.

Ich öffne meine Augen und das erste, was ich sehe ist Masons besorgter Blick. Seine Hände klopfen sanft gegen meine Wangen. So sanft, als würde er glauben ich könnte daran zerbrechen.

„G-Gehts dir gut? H-Hast du Schmerzen?" Masons warme Hand legt sich über meine schmerzende Rippe. Von seiner Stirn löst sich ein Tropfen Schweiß und rinnt langsam sein Gesicht hinab.

Vorsichtig versuche ich mich aufzusetzen. Stützend hält er mich mit einer Hand an meinem Rücken dabei fest. Ich zögere.

„I-ist was?", fragt Mason als ich ihn fragend ansehe. Ich schüttle den Kopf, doch das Zittern seiner Hand an meinem Rücken hat mich für einen Moment erstarren lassen.

Sein Bruder steht wenige Schritte weiter und kratzt sich nervös am Hinterkopf. Jegliche Farbe hat sein Gesicht verlassen.

„K-Kannst du auf...aufstehen?", fragt Mason sanft und klingt als wäre er vor Stress außer Puste.

„Jaa geht schon..", antworte ich ihm schwach lächelnd und stehe langsam auf. Mason stützt mich an meinem Oberarm. Meine linke Seite schmerzt so intensiv, dass ich kurz davor bin mich zu übergeben.

Als ich endlich stehe, wird mir für einen Moment wieder schwarz vor den Augen, doch ich fange mich schnell wieder.

Mason lässt meinen Oberarm aus und geht einen Schritt zurück. Noch immer wirkt er außer Puste. Ich möchte ihn fragen was los ist, doch bevor ich die Möglichkeit dazu habe, kommt Tyler auf mich zu.

„Ähmm...es tut mir echt leid, ich..ich wollte dir nicht wehtun..", stammelt Tyler vor sich hin und kann dabei kaum Augenkontakt halten.

Ich gehe einen Schritt auf ihn zu.

„Lass verdammt nochmal Mason in Ruhe, wenn du nicht vernünftig mit ihm reden kannst."

Beschämt nickt Tyler.

Hinter mir höre ich plötzlich ein so starkes Keuchen als wäre jemand einen Marathon gelaufen.

Abrupt drehe ich mich um und sehe Mason, durchnässt von Schweiß nach Luft schnappen. Sein abwesender Blick schweift durch die Gegend. Mit seiner Hand drückt er sich aufs Herz.

Ich ignoriere meinen Schmerz und laufe die wenigen Schritte zu ihm.

„Mason was ist los?", frage ich ihn gestresst. Sein gesamter Körper zittert. Auf seinem Gesicht sitzen Schweißtropfen und er atmet so schnell und flach, dass mir bei dem Anblick fast selbst die Luft wegbleibt.

Sein Blick schweift undefinierbar durch die Gegend und er antwortet nicht.

Ich nehme langsam sein Gesicht in meine Hände und drehe ihn zu mir dass er mich ansehen muss.

„hey...sieh mich an..Mason...sieh mich an."

Er presst seine Augen zusammen als würde er seinen Gedanken entfliehen wollen. Sein Zustand beunruhigt mich.

„Was ist los?", fragt Tyler und kommt auf uns zu. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu bevor ich mich wieder Mason zuwende. Seine Atmung hat sich kein bisschen beruhigt. Im Gegenteil. Er ist kurz vorm hyperventilieren.

„Mason bitte...du musst langsam atmen...es ist alles gut..."

Hektisch greift er nach meinem Gesicht und mustert jeden Zenitimeter davon als würde er kontrollieren ob es mir gut geht. Als würde er es nicht glaubn können.

Langsam begreife ich.

Ich packe seine Hand und drücke sie an mein Herz.

„Spürst dus?", frage ich und drücke seine Hand noch stärker gegen meinen Brustkorb.

Er schließt seine Augen. Seine Finget bohren sich sanft in meine Haut.

„Ich habs dir versprochen...", erinnere ich ihn.

Es dauert. Mehre Sekunden die sich anfühlen wie Stunden, doch irgendwann wird seine Atmung ruhiger. Erleichtert atme ich aus.

Ich spüre Tyler Anwesenheit neben mir. Und obwohl ich ihn nicht ansehe, kann ich im Blickwinkel erkennen dass er zwischen mir und Mason hin und her sieht.

Es braucht mehrere Atemzüge bis sich Mason erholt hat. Bis sein Zittern wieder halbwegs aufgehört hat.

Er hatte eine Panikattacke und ich war schuld.

Ich schlucke einmal runter als könnte ich damit die aufkommenden Schuldgefühle runterschlucken.

Mason sieht erschöpft aus. Als hätte er 10 Nächte durchgemacht.

„Komm gehen wir rein...", flüstere ich ihm zu und werfe danach Tyler einen drohenden Blick zu.

Ich nehme Mason an der Hand und gehe Richtung Haus. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen dass jeder Schritt, jeder Atemzug, jede Bewegung verdammt wehtut.

„Mason warte..", ruft Tyler uns zu als wir kurz vor der Tür stehen.

„Ignorier ihn." flüstere ich ihm zu, doch Mason spannt sich an.

Er dreht sich langsam zu Tyler um.

„Wenn du ein Problem damit hast dass ich hier bin kannst du vernünftig mit mir reden. Ich bin drinnen." sagt Mason und dreht sicher wieder zu mir.

Überrascht von seiner direkten Antwort sehe ich ihn an. Er lächelt mir einmal schwach zu bevor wir ins Haus gehen.

Die Tür fällt hinter uns ins Schloss. Langsam lasse ich Masons Hand los und gehe Richtung Couch. Ich presse die Augen zusammen um die Schmerzen auszuhalten.

Vorsichtig lege ich mich auf die Couch.

Mason geht in die Küche und kommt nach wenigen Sekunden zu mir. Er streckt die Hand aus und reicht mir eine Schmerztablette.

„Hier...nimm die..ich weiß doch, dass du Schmerzen hast.", langsam setzt er sich vor mich in die Hocke.

Ich nehme die Tablette und schlucke die runter. „Danke.."

„Denkst du, dass du ins Krankenhaus musst? Soll ich dich zu einem Arzt bringen?", sein Blick strahlt pure Sorge aus.

„Nein nein...geht schon. Wirklich. Der Aufprall und die Schmerzen waren einfach so intensiv, dass mein Kreislauf nachgegeben hat. Aber ich denke es wird morgen besser sein.."

„Okay aber wenn nicht bring ich dich zu einem Arzt. Keine Diskussion."

Sein Blick ist todernst.

„Okay.." sage ich und lächle ihn dankend an.

Für einen kurzen Moment schweigen wir Beide.

„Mason...wie geht es dir?", breche ich die Stille.

Sofort wendet er seinen Blick von mir ab. Ich weiß, dass es ihm unangenehm ist. Dass er nicht will, dass ich mir Sorgen um ihn mache.

„Alles gut..", sagt er kurz und knapp, lächelt mich an und steht langsam auf. Doch dieses Mal lasse ich ihn nicht einfach weggehen.

Ich packe ihm sanft am Unterarm, vor Schmerz muss ich kurz aufatmen. Sofort dreht er sich wieder zu mir.

„Mason bitte bleib kurz hier...", sage ich und er nickt. „Du musst mir sagen wenn es dir nicht gut geht, wir müssen darüber reden. Das hast du doch selbst gesagt. Du hast gesagt wenn es mir nicht gut geht müssen wir reden bevor ich wieder auf den falschen Weg versuche meine Gefühle zu unterdrücken. Also bitte rede auch du mit mir.. Geht es dir wirklich gut?"

Er seufzt und nimmt meine Hand in seine.

„Ich bin einfach ein bisschen erschöpft..dich da liegen gesehen zu haben war...ich kanns nicht beschreiben, ich will es nicht nochmal erleben...Aber es geht mir gerade wirklich gut das war keine Lüge. Dich bei mir zu haben, zu sehen dass es dir bis auf die Schmerzen gut geht könnte mich nicht glücklicher machen Dahlia..ich liebe dich..."

Er beugt sich zu mir und drückt mir sanft einen Kuss auf die Lippen.

DahliaWhere stories live. Discover now