60. Whisky

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Dahlia P.O.V.

„Dahlia...wach auf!"

Ich werde gerüttelt. Panisch schrecke ich hoch. Es ist dunkel. Meine Atmung ist schnell.

„Lass mich los!!", kreische ich und schlage die Hände von meinen Schultern.

Ich drehe das Licht neben mir auf und sehe in Nicos besorgten Augen.

„Was ist passiert?", frage ich verwirrt.

„Du hast geschrien. Du hattest einen Albtraum. Den 3. diese Nacht."

Ich wische mir den Schweiss von der Stirn. Mein Shirt ist komplett durchnässt. Ich kann mich erinnern. Ich habe von IHM geträumt. Von ihm und seinen Händen an meinem Körper. Von seinem warmen Atem in meinem Nacken.

Hörbar erschöpft seufzt Nico und legt sich wieder hin. Er hat die gesamte bisherige Nacht auf dem Boden neben meinem Bett geschlafen. Einzig mit einem Polster und einer dünnen Decke.

„Kannst du schlafen? Du musst dich nicht durchquälen. Ich hab doch Tabletten die dir beim schlafen helfen.", bietet Nico mir an.

„Nein. Ich wollte nichts mehr nehmen. Ich hab Angst, dass es dann ausartet."

„Na gut...", antwortet er noch leise, bevor sein regelmäßiges Atmen mir signalisiert dass er wieder eingeschlafen ist.

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14:04 Uhr

„Dahlia! Hallo ich rede!", sagt Anna und schnippst mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herum.

„Tut mir leid..ich bin abgeschweift.", gebe ich zu und nehme einen Schluck von meinem Kaffee.

„Bist du auf der Flucht oder wieso scannst du die ganze Zeit alles ab als wäre jemand hinter dir her?"

Sie hat recht. Ich fühle mich als wäre ich auf der Flucht. Vor Bryce. Ich habe das Gefühl ich sehe ihn überall. In jedem Mann. Überall.

„Nein tut mir leid war abgelenkt..worüber hast du nochmal gesprochen?"

Mit aller Kraft versuche ich wieder mich auf Anna zu konzentrieren.

„Liam ist seit gestern total schlecht drauf. Und ich habe das Gefühl Mason ist daran Schuld."

Ich setzte die Tasse Kaffee wieder ab. Ich will seinen Namen nicht hören. Ich will nicht mal an ihn denken geschweige denn über ihn reden. Aber Anna ist meine Freundin.

„Weshalb?", frage ich deshalb nach.

„Keine Ahnung. Mason war einfach total scheisse drauf gestern. Ich kam so gegen Mittag am Motocrossplatz an und da habe ich ihn lautstark mit Liam diskutieren gehört. Es ging scheinbar nur um eine Kleinigkeit. Liam hat einen Anfänger ein Motorrad geliehen und der hat nen Kratzer reingemacht. Mason war total außer sich vor Wut...obwohl das nur eine Kleinigkeit war.."

„Hmm.." antworte ich und hoffe sie hört endlich auf über Mason zu reden.

„So habe ich ihn selten gesehen..Liam war total überfordert, weil Mason ihn so angeschnautzt hat.. Und dann am Abend, als wir noch gemeinsam mit paar anderen vom Verein in Liams Wohnung waren hat Mason ne halbe Whiskeyflasche alleine ausgetrunken.."

Wortlos nehme ich einen Schluck von meinem Kaffee.

„Weißt du was mit Mason los ist?", fragt Anna mich.

„Nein...also naja nicht wirklich. Ich möchte mich da raus halten." antworte ich knapp.

Anna schweigt. Fragend sieht sie mich an.

„War etwas zwischen euch?", hakt sie schließlich nach.

„Anna bitte lassen wir das..." Meine Geduld hängt am seidenen Faden. Am liebsten würde ich einfach aufstehen, wegrennen und mich in meinem Bett verkriechen.

„Okay okay...ich hör ja schon auf."

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Mason P.O.V.

7 Tage später

Ein lautes Klopfen lässt mich aufwachen. Genervt öffne ich meine Augen. Ein Blick auf die Uhr in meiner Küche verrät, dass es bereits 12:45 ist.

Seufzend stehe ich von der Couch auf und greife mir an meine Schläfen hinter denen es schmerzhaft pocht.

Unmotiviert schleppe ich mich zur Tür. Als ich sie aufreisse, sehe ich in Liams wütenden Augen.

„Es ist 12:45 Uhr." schnauzt er mich an.

„Danke für die Info. Wars das?", sage ich und schließe die Tür wieder. Abrupt hält Liam sie mit einer Hand auf.

„Wir hatten uns um 10:00 Uhr auf dem Motocrossplatz verabredet. Du hast mich schon wieder mit den Fahranfängern alleine gelassen. Schon das 3. Mal diese Woche!", schnauzt er mich an.

„Cool...kannst ja nen Stempelpass beginnen, wenn du schon mitzählst."

„Was ist eigentlich los mit dir? Du bist die letzte Woche das größte Arschloch.."

Genervt verdrehe ich die Augen.

„Sonst noch was?", frage ich und sehe ihn auffordernd an.

Liam wirft mir noch einen enttäuschten Blick zu bevor er ohne darauf zu antworten umdreht und geht.

Wütend knalle ich wieder die Tür zu. Auf den Weg ins Wohnzimmer schnappe ich mir eine Kopfschmerztablette von meiner Kommode.

Ich leg mir die Tablette auf die Zunge und greife zur der Flasche Whisky auf meinem Couchtisch. Ich nehme einen Schluck und spüle die Tablette damit runter.

Zurzeit ist der Alkohol das einzige was mir hilft meine Gedanken abzuschalten. Doch meistens hält der Zustand nicht lange an. Die Gedanken an Dahlia schleichen immer wieder in mein Bewusstsein.

Ich habe sie seit über einer Woche nicht mehr gesehen und entgegen aller Erwartungen, wird es mit der Zeit nicht einfacher sondern immer schlimmer.

Sie nicht in meiner Nähe zu haben macht mich verdammt nochmal wahnsinnig. Sie ist wie eine Droge die ihr von einem Moment auf den anderen weggenommen wurde. Und keine andere Droge dieser Welt kann dieses Gefühl in mir stillen sie bei mir haben zu wollen.

Wütend hole ich aus und knalle die Flasche gegen die Wand. Das Glas zerspringt in tausend Scherben und der Whisky tropft von der Wand hinunter.

Ich brauche jeden Funken Kraft in mir um nicht einfach auf mein Motorrad zu steigen und zu ihr zu fahren. Aber sie braucht Abstand. Abstand von mir. Das hat sie mir klar und deutlich gesagt. Und auch wenn es mich krank macht, muss ich das hinnehmen.

DahliaWhere stories live. Discover now