72. Näher

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Dahlia P.O.V.

Nach dem Essen hat Mason vorgeschlagen einen kleinen Spaziergang zu machen.

„Und hier warst du im Sommer immer mit deinen Eltern und deinem Bruder?", frage ich als wir zum Ufer des Sees gehen.

„Meistens nur mit meiner Mutter und meinem Bruder...mein Vater war immer in der Arbeit im Verein vertieft...ich nehms ihm nicht übel, seit ich den Motocrossverein übernommen hab, sehe ich wie verdammt viel Arbeit das ganze ist.."

Mason reicht mir die Hand und hilft mir die letzten paar Meter bis zum Wasser zu gehen, da es etwas bergab geht.

„Aber...wer kümmert sich denn eigentlich jetzt um den Verein wenn du hier bist?"

„Liam..der kennt sich mit allem am besten aus. Der hat das im Griff."

Nachdenklich lasse ich meinen Blick über den See schweifen.

„Wann warst du das eigentlich das letzte Mal hier?" Ich wende meinen Blick wieder zu Mason, dessen Augen weiterhin auf dem Wasser haften.

„Vor dem Tod meiner Mutter." Sein Körper spannt sich an. „Um genau zu sein noch am selben Tag als sie verstarb.."

Für eine Sekunde schweigt er, doch ich weiß dass er einfach nur kurz Zeit braucht. Ich warte geduldig.

„Wir waren morgens noch gemeinsam im See baden...Mein Bruder, meine Mutter und ich. Dann gegen Mittag wollten wir wieder nachhause fahren. Mein Bruder und ich haben wegen irgendetwas zu streiten begonnen. Es war so belanglos, dass ich nicht mal mehr weiß, weswegen der Streit begonnen hat. Aber an irgendeinem Punkt war er so wütend, dass er einfach mein Motorrad genommen hat und nachhause gefahren ist. Eigentlich sollte er mit dem Auto mit unserer Mutter fahren...aber das musste dann ich übernehmen. Ich hab mich die ganze Autofahrt noch über ihn beschwert. Ich war abgelenkt. Ich habe einen LKW überholt...ich...ich habe den Gegenverkehr zu spät gesehen.."

Seine Stimme beginnt zittriger zu werden. Langsam greife ich zu seiner Hand. Ich umschließe sie mit meiner und streiche ihm über seinen Handrücken.

„Ich habe noch versucht zu bremsen...wegzulenken...aber es war zu spät...das Auto ist direkt in uns reingekracht.."

Seine Hand beginnt in meiner zu Zittern. Ich spüre wie mir die Tränen langsam aufsteigen.

„Sie war noch kurz bei Bewusstsein...sie hat gesagt, dass sie uns liebt...danach sind ihre Augen zugefallen...Ich habe versucht die Rettung zu rufen..aber...als sie ankamen war es schon zu spät..."

„Mason...es tut mir so leid, dass du das durchmachen musstest.."

Sein Blick senkt sich auf den Boden.

„Mein Vater hat 2 Tage nach der Beerdigung seine Sachen gepackt..er konnte nicht mehr in dem Haus geschweige denn der Stadt wohnen...Mein Bruder hat kein Wort mehr mit mir geredet. Unser letztes Gespräch war der Streit. Ich kanns ihm nicht verübeln...."

„Mason es war ein Unfall. Es war nicht deine Schuld..."

Sein Blick hebt sich vom Boden und er sieht mich nun direkt an. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und schlinge meine Arme um ihn. Mein Ohr liegt direkt über seinem schnell klopfenden Herz. Meine Rippe die an seinem Oberkörper gepresst ist tut so weh, dass es mir fast die Luft abschnürt aber es ist mir gerade egal. Sanft umschließt auch er mich mit seinen Armen.

„Hast du seitdem versucht ihn zu kontaktieren?", frage ich ohne mich aus der Umarmung zu lösen.

„Nein...ich dachte immer es ist besser so. Immerhin bin ich für ihn der Grund warum seine Mutter tot ist..."

DahliaWhere stories live. Discover now