61. Cola Whisky

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Dahlia P.O.V.

„Lass mich los!" brülle ich panisch während Bryce meine Handgelenke über mir festhält. „Lass mich verdammt nochmal los!", brülle ich noch lauter und verpasse ihm einen heftigen Tritt zwischen die Beine.

Schmerzverzerrt schreit er auf und fällt auf den Boden. „Verdammt Dahlia das passiert mittlerweile jede Nacht..", höre ich Nico vom Boden aus.

„Nico?" erschrocken setzte ich mich auf nur um festzustellen, dass ich gerade Nico zwischen die Beine getreten habe.

„Tut mir leid..", sage ich zitternd. Mir ist übel. Mein Körper ist nass von dem Schweiss und ich habe höllische Kopfschmerzen.

„Schon okay." sagt Nico und rappelt sich wieder auf. Er setzt sich ans Bettende und sieht mich besorgt an.

In meinen Augen beginnen sich die Tränen zu sammeln.

„Ich kann das nicht mehr..", kommt es verzweifelt aus mir raus. „Ich kann das einfach nicht mehr Nico!"

Schluchzend breche ich vor ihm zusammen. In seinen Augen sammeln sich die Tränen.

„Darf ich dich bitte in den Arm nehmen?" fragt er und hält seine Arme auf. Ich krieche erschöpft in seine Richtung und lass mich in seine Arme fallen.

Die letzte Woche war die Hölle. Eine Hölle voller Albträume. Wenn ich wach bin ist Bryce in meinen Gedanken, wenn ich schlafe in meinen Träumen. Er ist überall. Mein Körper findet keine Ruhe. Mein Geist findet keine Ruhe.

Mason bahnt sich ebenfalls immer wieder schmerzhaft in meine Gedanken. Ich habe ihn seit über einer Woche nun nicht mehr gesehen. Keine Nachrichten. Keine Anrufe. Ich bin mir sicher er hat langsam damit abgeschlossen. Das ist das einzige was mir Trost spendet.

„Nico du musst mir helfen ich kann nicht mehr.." schluchze ich in Nicos Armen.

„Ich möchte dir doch helfen aber ich weiß nicht wie ic-"

Wie ein Geistesblitz schiesst es in meine Gedanken. Abrupt setzte ich mich auf und sehe ihn eindringlich an.

„Du hast damals gesagt wenn ich etwas stärkeres als meine Beruhigungstabletten brauche dann soll ich dir Bescheid geben."

Angespannt atmet Nico ein.

„Also ich weiß nicht ob das ne gute Idee ist..."

„Verdammt Nico willst du mich verarschen?! , fauche ich ihn an.

„Du hast doch selbst gesagt deine Beruhigungstabletten haben dazu geführt dass du alles unterdrückt hast..", verteidigt er sich.

„Sag mal bist du jetzt Hobbypsychologe oder was soll das? Wie du hergekommen bist hast du mich noch damit genervt dass ich mit dir in den scheiss Club gehen soll und ich jederzeit Tabletten haben kann und jetzt hilfst du mir nicht mal?!"

Wütend springe ich auf und gehe auf und ab.

„Fuck ja ich will dir doch helfen.."

„Dann gib mir die scheiss Tabletten von denen du geredet hast!", schreie ich ihn an.

„Gib mir den Rucksack.", sagt er kalt.

Ich nehme den Rucksack den er in eine staubige Ecke gestellt hat und werfe ihn Nico zu.

Wenige Sekunde kramt er drinnen herum, als er eine Plastiktüte mit weissen runden Tabletten hervorkramt.

„Hier...", sagt er und wirft mir die Packung zu.

Ohne nachzufragen schnappe ich mir eine Tablette.

„Du musst sie unter die Zunge legen..", erklärt mir Nico und im nächsten Moment habe ich die Pille unter meiner Zunge platziert. Langsam beginnt sie zu schmelzen.

„Was ist das?", frage ich aus Interesse.

„Fentanyl..also sei vorsichtig mit dem Zeug..", erklärt er und schnappt sich eine zweite Tüte Pillen aus seinem Rucksack. Er nimmt sich ebenfalls eine und legt sie unter seine Zunge.

„Hey..was soll das? Unsere Abmachung?!", fauche ich ihn an und erinnere ihn an unsere Keine-Drogen-Abmachung.

„Dein Ernst?", fragt er genervt.

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5 Tage später

15:34 Uhr

Ich steige aus der Dusche und wickle mich in ein Handtuch ein. Aus meine Hose die am Boden liegt krame ich das Tütchen Tabletten und lege mir eine unter die Zunge. Die Dinger sind der Wahnsinn. Ich schlafe besser denn je und die scheiss Kopfschmerzen sind weg. Genau genommen fühle ich gar keinen Schmerz. Es ist als würde ich auf Wolken gehen.

„Ich treffe mich in 20 Minuten mit Anna also falls-" beginne ich während ich aus dem Bad gehe doch bleibe abrupt stehen als ich die Szene vor mir sehe. Nico hockt vor meinem Nachtkästchen auf welchem eine Line weisses Pulver aufbereitet ist.

„Nico was wird das?!", fauche ich ihn an.

„Hab dich nicht so es ist doch nur etwas Koks. Für bisschen bessere Laune. Würde dir auch nicht schaden.", antwortet er und deutet mir auf die Line.

„Nein Danke." Ich sollte wütend sein doch was soll ich machen? Ihm vorhalten dass er sich nicht an unsere Abmachung hält während ich jeden Tag Fentanyl nehme um nichts spüren zu müssen?

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16:00 Uhr

„Also...schiess los...was gibts neues?", fragt Anna mich energisch während wir im Café Platz nehmen.

„Nicht viel..", antworte ich abwesend. „Bei dir?"

„Puh...nicht so einfach gerade...Liam ist immer noch ziemlich schlecht drauf. Wegen Mason."

Oh Gott bitte. Nicht Mason. Sie soll diesen Namen nicht aussprechen. Es ist mittlerweile fast über zwei Wochen her, dass ich ihn gesehen habe. Er bahnt sich immer wieder seinen Weg in meine Gedanken und aus irgendeinem Grund ist es jedes Mal schmerzvoll.

Und wenn Anna jetzt anfängt über Mason zu reden brauche ich etwas stärkeres als Kaffee.

„Was darf ich Ihnen bringen?", rettet mich der Kellner zum perfekten Zeitpunkt.

„Einen Cappuccino bitte.." bestellt Anna.

„Für mich ein Cola Whisky..extra stark bitte danke."

Ich spüre Annas irritierten Blick auf mir während der Kellner weggeht.

„Hast du heut noch was vor?", fragt sie überrascht nach.

„Nicht wirklich...aber ich dachte wir zwei könnten etwas unternehmen...etwas lustigeres als nur in dem langweiligen Cafe herumzusitzen. Nico hat immer wieder mal von dem Club erzählt, dens hier in der Umgebung geben soll. Was hältst du davon wenn wir einen Abend einfach mal Party machen und abschalten?"

Gedanklich sehe ich mich schon auf der Tanzfläche. Wie der laute Bass meinen Körper berührt und das Gefühl des Rausches mich vergessen lässt.

Anna sieht mich an als hätte ich ihr gerade vorgeschlagen einen bewaffneten Banküberfall zu begehen.

„Ähm...klingt im Prinzip gut...aber heute bin ich eigentlich mit Liam und Mason verabredet."

Schon wieder erwähnt sie seinen Namen.

Als wäre er der Retter meines heutigen Tages kommt der Kellner und bringt uns unsere Getränke.

Kaum hat er mein Glas auf den Tisch gestellt, nehme ich drei grosse Schlucke, sodass das Glas auch schon wieder zur Hälfte leer ist. Der Whiskey brennt angenehm in meinem Rachen und wärmt mich von innen.

„Also...", setzt Anna fort. „Ich bin heute mit Liam und Mason verabredet. Wir sind auf einer Party bei einem Kumpel von Liam. Aber du kannst gerne mitkommen! Nico auch!"

„Nein lass mal...frag ich halt Nico ob er in den Club gehen möchte..", wende ich das Angebot ab und nehme noch einen Schluck. Bereits jetzt spüre ich die leicht berauschende Wirkung des Alkohols.

„Du bist seltsam heute..", sagt Anna und lacht unsicher.

„Ich bin einfach gut drauf.", lüge ich.

Ich kann einfach nicht mehr denke ich mir ohne es auszusprechen.

DahliaWhere stories live. Discover now