35. Vodka

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Mason P.O.V.

„Was ist los Mason, hast du keinen Hunger?", fragt mich Anna, während sie mich dabei beobachtet, wie ich in meinem Essen herumstochere. Es ist mittlerweile Mittwoch und es sind somit 3 Tage vergangen seit ich Dahlia das letzte Mal gesehen habe. Auf Anrufe reagiert sie nicht. Heute hat mich Anna gefragt ob ich mit ihr und Liam die Mittagspause verbringen und Essen gehen möchte. Ein Teil von mir hat gehofft, Dahlia kommt vielleicht mit wenn Anna sie fragt.

„Hast du etwas von Dahlia gehört?" frage ich nun Anna, woraufhin sie mit dem Kopf schüttelt.

„Nein sie hat mir Montags nur geschrieben, dass sie krank ist. Ich hab sie paar mal angerufen, weil ich mit ihr Shoppen gehen wollte aber sie hat mir nur diese eine Nachricht geschrieben..."

„Sie sah das letzte Mal echt nicht gut aus als ich sie gesehen habe..", beginne ich. Kurz überlege ich ob ich Anna und Liam von dem Blut und ihrem körperlichen Zustand erzählen sollte. Doch damals als sie mir alles über ihre Vergangenheit mit der Sucht und den Drogen erzählt hat, hat sie darauf bestanden es auf keinen Fall weiter zu erzählen. Und auch wenn sie es leugnet etwas genommen zu haben, bin ich nicht ganz davon überzeugt. Ich weiß dass irgendetwas passiert ist was sie mir verschweigt.

„Naja wer sieht schon gut aus wenn man krank ist..", antwortet Anna und nimmt einen Bissen von ihrem Burger.

„Sie war auch ziemlich wütend.." setze ich fort worauf hin Liam und Anna mich fragend ansehen. „naja sie hat mir mehr oder weniger vorgeworfen, dass ich mich nur mit ihr treffen möchte um sie ins Bett zu kriegen.."

„Und das ist eine Lüge?", sagt Liam lachend.

Anna sieht nur schuldig auf ihren Burger.

„Anna?", sage ich denn ich merke, dass sie etwas vor mir verheimlichen möchte.

„Verdammt es tut mir leid...es könnte sein dass ich daran schuld bin..", gesteht sie leise und vermeidet den Blickkontakt mit mir.

„Wie bitte?", sage ich nun ernster.

„Naja...nach dem Kuss am See..habe ich sie möglicherweise gewarnt..Verdammt es tut mir wirklich leid, ich mag Dahlia eben und ich wollte nicht, dass sie eine von deinen vielen Eroberungen ist..." Ihre Stimme klingt als würde sie es bereuen.

„Wahrscheinlich ist sie gar nicht krank, sondern möchte dich zur Zeit nicht sehen..", mischt sich Liam ein.

„Danke Kumpel sehr hilfreich.." Genervt verdrehe ich die Augen.

„Tut mir echt leid Mason, aber ich kanns ja wieder gut machen..am Freitag ist sie bestimmt wieder in der Bar arbeiten...ich besuche sie dort und leg ein gutes Wort für dich ein...immerhin scheinst du sie echt etwas zu mögen..", spielerisch stupst Anna mich mit ihrem Ellenbogen an.

„Um das gehts mir eigentlich nicht, ich mach mir einfach Sorgen.."

„Vielleicht hat Liam ja recht und sie ist nicht krank..wie gesagt ich rede am Freitag mit ihr okay?"

Ich stimme ihr zu, denn alles andere hat keinen Sinn. Ich kann ihnen nicht von den Dingen erzählen die passiert sind, die ich gesehen hab und die ich von Dahlias Vergangenheit weiß.

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Dahlia P.O.V.

Freitag

Ich stehe hinter der Bar und beobachte die Menschen. Ich sehe wie sie miteinander reden, trinken, lachen..obwohl ich mittendrin bin fühle ich mich so fern. Ich fühle mich als wäre ich permanent in einem Trancezustand. Manchmal verstummen die Geräusche um mich komplett. Manchmal sind sie unerträglich laut. Aber meistens fühle ich gar nichts.

Ein Teil von mir sehnt sich nach den Emotionen, nach Trauer oder Wut. Doch im Moment bin ich wie erstarrt, unfähig, die innere Stille zu durchbrechen, die mich umgibt.

Mein Körper signalisiert mir ständig, dass etwas nicht stimmt. Meine Hände Zittern sobald ER in der Nähe ist. Und wenn ich arbeiten bin ist er immer in der Nähe. Aber ich muss arbeiten. Ich kann nicht kündigen. Es würde ihn wahrscheinlich wütend machen.

„Zwei Vodka Cranberry bitte!", ruft mir eine Frau über den Tresen zu und holt mich aus meinem starren Zustand etwas heraus.

Ich nehme mir 2 Gläser und sehe im Augenwinkel IHN stehen. Er unterhält sich mit irgendeinem anderen Typen. Sofort beginnen meine Hände noch stärker zu Zittern. Damit mir die Gläser nicht runterfallen stelle ich sie schnell ab. Ich schnappe mir zuerst den Cranberry Saft und versuche konzentriert das Glas zu treffen.

„Verdammt..", fluche ich leise als ich einen großen Teil daneben schütte. Wieso müssen meine Hände nur so Zittern.

Angestrengt schütte ich den Vodka auf und gebe die Gläser der Frau, die mich die ganze Zeit wortlos aber kritisch beobachtet hat. Zum Glück spricht sie mich nicht darauf an. Sie zahlt und geht wieder.

Fokussiert wische ich den Saft und den Vodka weg. Mein Blick bleibt auf der Vodkaflasche die vor mir steht haften. Mein Drogenproblem damals hat mit Vodka begonnen. Alkohol ist immer gut um etwas lockerer zu werden. Doch wenn man seinen Lebensinhalt nur ums Trinken gestaltet, gerät man schnell unter die falschen Leute und irgendwann wird der Alkohol, zu Gras, das Gras zu Ecstasy, dann zu Kokain, und ohne dass man realisiert wie, hat man plötzlich eine Spritze Heroin in der Vene.

Aber zum locker werden ist Alkohol gut. Er beruhigt wenn man aufgewühlt ist. Er entspannt. So ein Schluck kann manchmal wirken wie Medizin. Möglicherweise würde er mir jetzt auch helfen. Es schadet bestimmt nicht. Mein Zittern wird damit bestimmt besser. Und es bleibt auch nur bei einem Schluck, bis ich das Zittern im Griff hab. Ich habe ja nicht vor mehr zu trinken.

Ich greife mir mein Glas, welches halb voll mit Wasser ist. In dem sieht man es auch nicht so. Entschlossen nehme ich die Vodkaflasche und giesse einen großzügigen Schluck in meinen Wasserbecher.

Ich setze den Becher an meine Lippen an und lasse das Gemisch in meinen Mund laufen. Das leichte Brennen des Vodkas, verpasst mir einen Dopaminschub. Zum ersten Mal seit Tagen fühle ich etwas. Dieses Gefühl kenn ich zu gut von damals. Aber dieses Mal ist es anders. Ich habe es unter Kontrolle. Es ist eine Ausnahme.

DahliaTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon