58. Abstand?

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Dahlia P.O.V.

„Arschloch.." flucht Nico wütend und rappelt sich vom Boden auf. Mit einer Hand wischt er sich das Blut von der Nase. Mason wirft ihm noch einen wütenden Blick zu und geht schließlich weg. Er ist sichtbar aufgewühlt.

„Nico was sollte das?", schnautze ich ihn an.

„Ich wollte doch nur meine Schwester beschützen, vor diesem Idioten.."

„Mason ist kein Idiot! Ich hab doch gesagt, er hat nichts getan."

Ich werfe Nico noch einen wütenden Blick zu bevor ich Richtung Mason laufe.

„Mason warte!", rufe ich ihm aus der Ferne zu. Ich weiß, dass er mich gehört haben muss, doch er geht weiter.

Ich beschleunige meinen Schritt, bis ich ihn endlich eingeholt habe.

„Mason.." sage ich keuchend.

Abrupt bleibt er stehen. Angespannt atmet er ein und dreht sich zu mir um. Sein Kiefer ist angespannt und man sieht ihm an, dass ihn Nicos Aussage tief getroffen hat.

Mein Blick schweift zu seiner Hand. Nach wie vor zu einer Faust geballt. Von seinen Knöcheln tropft Blut.

„Fuck Mason deine Hand..", sage ich besorgt und greife ohne weiters darüber nachzudenken seine Hand. Besorgt sehe ich mir seine offenen blutigen Knöcheln an. Seine Atmung ist nach wie vor erhöht.

„Mason es tut mir leid, Nico hätte seine Klappe halten sollen."

„Wieso hast du geweint?"

„Was?"

„Nico meinte, das letzte Mal als du meine Wohnung verlassen hast, hast du geweint. Stimmt das?"

„Ach Nico hat keine Ahnung. Vergiss das.", lüge ich, denn aktuell mache ich mir mehr Sorgen um seine verletzte Hand, welche ich nach wie vor in meiner halte. Abgesehen davon weiß ich nicht was ich ihm erzählen soll. Dass ich geheult habe weil ich ihn küssen wollte?

„Wir müssen das säubern..." stelle ich fest und deute ihm mitzukommen.

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„Das brennt jetzt bestimmt..", warne ich Mason vor und nehme das Desinfektionsmittel. Seine Augen haften auf mir, während ich vor ihm in der Hocke sitze.

„Sieh mich nicht so an..", sage ich und werde leicht rot.

Ich sprühe 3 mal Desinfektionsmittel auf seine Wunde. Er zuckt nicht mal. Nach wie vor sieht er mich an.

„Wieso hast du nichts gesagt...damals?", unterbreche ich die Stille.

„Hm?"

„Die Beruhigungsmittel. Du wusstest Bescheid. Und somit auch das ich dich angelogen habe...", ein Gefühl von Schuld macht sich in mir breit.

Ich schnappe mir den Verband neben mir und beginne seine Hand darin einzuwickeln.

„Ich wusste dass es nur vorübergehend sein wird...und nachdem was du durchgemacht hast, wäre ich ein Arschloch wenn ich dir, das einzige wegnehme, was dir hilft da durchzukommen. Abgesehen davon habe ich dich im Auge behalten...ich hätte bemerkt wenns zu viel geworden wäre. Aber ich wusste du würdest aufhören nachdem die letzte Tablette weg ist."

Sein Vertrauen in mich sollte mir ein warmes Gefühl bereiten doch tut es nicht. Ich wünschte er würde nicht so hohe Erwartungen an mich haben. Alleine heute habe ich ungefähr 10 Mal an diese scheiss Tabletten gedacht und ob ich nicht einfach noch welche klauen soll.

„Ja...die letzte Tablette habe ich schon vor zwei Tagen genommen."

Auf seiner Stirn bildet sich ein Runzeln.

„Und wie gehts dir?"

Ich befestige die letze Lasche des Verbands und stehe wieder auf.

„Gut." lüge ich selbstbewusst.

Mason schweigt.

„Wirklich.", füge ich hinzu all ob es mich gerade glaubwürdiger erscheinen lässt.

Mason steht nun ebenfalls auf, sodass ich meinen Kopf in den Nacken legen muss um ihn anzusehen.

„Wieso hast du geweint als du letztens aus meiner Wohnung gegangen bist?"

Na toll. Was soll ich denn jetzt sagen? Dass es nur eine Lüge von Nico war hat er mir ja offensichtlich nicht geglaubt.

Soll ich ihm einfach die schmerzhafte Wahrheit sagen? Dass ich nicht möchte dass er seine Zeit mir mir verschwendet, weil ich ihm nicht das bieten kann was seine bisherigen Frauen ihm gegeben haben? Dass ich ohne den Tabletten noch ängstlicher und paranoider bin? Dass ich kaputt bin und nur Ballast für ihn bin?

„Dahlia?", fragt Mason irritiert nachdem ich mehrere Sekunden nichts gesagt habe.

„Ähm ja tut mir leid.."

„Also? Warum hast du letztens geweint? Habe ich etwas falsches gesagt? Bin ich zu weit gegangen?"

„Nein...oh gott nein..alles gut. Es war mir nur alles..zu viel."

„Zu viel?"

„Jaa..das...zwischen uns."

Jetzt höre ich mich vermutlich an wie eine Irre die in die kleinsten Sachen etwas hineininterpretiert. Für Mason ist das wahrscheinlich alles noch komplett harmlos und ohne größere Bedeutung, aber ich kann schon länger nicht mehr leugnen, dass seine Nähe etwas mit mir macht. Ich darf es aber nicht zulassen. Nicht solang Bryce dunkler Schatten mich begleitet wie ein verdammtes Virus. Ich verschwende Masons Zeit.

Stirnrunzelnd sieht Mason mich an.

„Hör zu Mason...ich...ich brauche einfach...Abstand."

„Abstand?", seine Stimme klingt kalt.

Fuck. diese Gespräch verläuft etwas anders als vorgstellt. In meinem Kopf machen meine Worte Sinn, aber jetzt wo ich sie ausgesprochen habe, fühle ich mich wie eine Idiotin.

„Ja...Abstand." wiederhole ich. Masons Anblick verpasst mir einen Stich ins Herz.

Angespannt atmet er ein.

„Kein Kontakt? Keine Treffen?"

„Verdammt keine Ahnung...ich weiß nicht...ich weiß nur dass ich Abstand brauche."

Und dass ich dir nicht gut tue. Denke ich mir ohne es auszusprechen.

Sein Blick senkt sich.

„Okay." sagt er ohne mich dabei anzusehen. „Wenn du das so möchtest."

Die Wärme die sonst in seiner Stimme mitschwingt ist weg.

„Es ist das beste...", sage ich leise und die Worte auszusprechen tut verdammt weh.

Vor allem für dich ist es das beste Mason.

DahliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt