47. Sprachlos

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Dahlia P.O.V.

11:47 Uhr

Geistesabwesend stochere ich in meinem Essen herum als ich mit Anna, Liam und Mason Mittagessen bin.

„Ach ja und habt ihr schon die Neuigkeiten gehört?", fragt Anna aufgeregt.

Geistesabwesend schüttle ich den Kopf. Ich kann mich kaum auf etwas konzentrieren was Anna sagt. Meine Gedanken und mein Blick sind ständig bei Mason. Seine Anwesenheit hat etwas Vereinnahmendes.

„Aber Dahlia das könnte dich interessieren...es geht um Bryce aus der Bar."

Erschrocken lasse ich meine Gabel fallen und sofort hat Anna meine Aufmerksamkeit. Liam mustert mich kritisch.

„Um....um was gehts denn?", hake ich nach und versuche dabei so neutral wie möglich zu klingen.

„Naja scheinbar hatte er eine ziemliche krasse Auseinandersetzung mit jemandem...meine Oma ist gestern aufgewacht, weil die Rettung inklusive Sirene direkt vor der Bar gestanden ist...sie hat gesehen wie Sanitäter den bewusstlosen Bryce auf einer Liege in den Rettungswagen getragen haben..."

„D-das klingt ja..."

„Nein warte das Beste kommt noch...eine Freundin meiner Oma hat erzählt, dass die Verletzungen darauf hindeuten, dass jemand so fest auf sein..naja...bestes Stück getreten ist, dass es fast ganz ab war und sie mussten den Rest im Krankenhaus entfernen und das was übrig war nähen..."

Sprachlos höre ich ihr zu.

„Ach du scheisse..Anna ich esse doch gerade" ist nun auch Liam schockiert und verzieht das Gesicht.

„Naja auf jeden Fall hat er einen langen Weg vor sich...seine Nase ist gebrochen und ob er eine Gehirnerschütterung hat, muss auch noch ausgeschlossen werden...also ich sag Mal so..in der Bar werden wir ihn wohl für eine lange Zeit nicht antreffen.."

Sprachlos sehe ich zu Mason. Mit einem leichten Grinsen auf seinem Gesicht beobachtet er Anna dabei wie sie die Geschichte erzählt. Ich kann nicht glauben, dass er dieses Risiko eingegangen ist. Und dann auch noch für mich?

Ein Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus. Ich kann es nicht glauben. Ich muss Bryce nicht mehr sehen. Fürs erste. Und dass habe ich nur Mason zu verdanken. Seine Worte ergeben gerade mehr Sinn denn je. Er meinte jedes Wort ernst, als er sagte er würde nicht zulassen, dass Bryce mir nochmal so wehtut.

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„Bis dann Süsse, hoffentlich sehen wir uns bald wieder...", verabschiedet sich Anna vor dem Restaurant von mir und schlingt ihre Arme um mich. Ich versuche die Umarmung zu erwidern, doch ich schaffe es nicht.

„Willst du sie erdrücken?", sagt Mason woraufhin Anna mich los lässt. Spielerisch boxt sie ihn auf den Oberarm und winkt uns beiden noch, bevor sie auf Liams Motorrad aufsteigt.

Nachdem Anna von Bryce Verletzungen erzählt hat, war das Essen für mich reine Folter. Ich hatte das Gefühl ich muss nochmal mit Mason reden.

„Ähmm Mason..?"

„Ja?" Erwartend sieht er zu mir runter. Sofort beginnt mein Herz zu klopfen. Ich kann nicht sagen ob es Nervosität, Angst, oder irgendetwas anderes ist.

Ich werfe einen kontrollierenden Blick um mich um zu vermeiden, dass jemand unser Gespräch belauscht.

„Das mit Bryce...ich..." beginne ich doch merke schnell, dass ich eigentlich keine Ahnung habe was ich dazu noch sagen soll.

„Ich...ähm...danke.." Gerade wird mir klar, dass ich mich nie dafür bedankt habe. Klar anfangs war ich wütend. Aber er ist der Grund, weshalb ich wieder aufatmen kann.

Seine Mimik verwandelt sich in ein zufriedenes Grinsen.

„Ist doch kein Ding..", sagt er schulterzuckend und zwinkert mir zu.

Lächelnd sehe ich ihn an. Ich spüre das meine Wangen rot werden.

„Ähm naja ich bin noch ziemlich erschöpft von gestern, ich werde dann mal gehen...", kündige ich an.

„Weißt du was..ich hab ne bessere Idee. Lust auf einen Spaziergang?"

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„Wo bringst du mich denn bitte hin?", frage ich Mason während wir nach 20 min Fußmarsch durch einen Waldabschnitt gehen. Es geht relativ steil bergauf. Was hat er denn bitte vor? Als er vorschlug spazieren zu gehen, dachte ich es wird ein gemütlicher Waldspaziergang. Das hier gleicht ja eher einer Wanderung. Meine Sneaker sind dafür denkbar schlecht geeignet.

„Vertrau mir...es wird sich lohnen.", höre ich Mason hinter mir sagen.

Unter meinen Füßen brechen Äste und alle paar Meter muss ich über morsche umgefallene Bäume klettern. Hier sieht es aus wie im Urwald.

Meine Oberschenkel brennen mittlerweile von der steilen Strecke. Langsam wird unter mir der Boden immer steiniger.

Ich setzte einen Fuß vor den anderen und stabilisiere mich auf den Kanten der Steine.

„Ist es noch weit?", ich drehe mich zu Mason nach hinten als ich plötzlich das Gleichgewicht verlieren. Mein Fuß rutscht ab und ich rutsche nach unten.

Aprupt greift Mason zu mir und stützt mich mit seiner Hand auf meiner Taillie. Mein Rücken ist nun nur wenige Zentimeter von seinem Oberkörper entfernt. Seine Hand ruht auf mir und ich spüre die Wärme durch mein Shirt.

Die fehlende ängstliche Reaktion meines Körpers auf seine Berührung verwirrt mich.

„Alles gut?", fragt er ruhig. Seine tiefe Stimme ist so nah an meinem Ohr, dass es mir eine Gänsehaut verpasst.

„Jaa..alles gut..", antworte ich dankbar und Mason zieht seine Hand wieder weg. Sofort fühl sich die Stelle meines Körpers auf der gerade noch seine Hand verweilt hat, kalt an.

DahliaWhere stories live. Discover now