Kapitel 11

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Er sah auf meine Lippen. Wir kamen uns näher und näher.

Sein Handy fing plötzlich an zu klingeln. Es löste uns aus unserer Trance. Er sagte, er müsse da unbedingt ran gehen und so saß ich nun alleine. Ich weiß nicht, wo das hingeführt hätte, wenn sein Handy nicht geklingelt hätte. Ich hätte ihn wahrscheinlich geküsst, dabei kannte ich ihn doch kaum. Ich weiß nichts über seine Familie, Freunde oder Vergangenheit. Was tat ich hier eigentlich?

Er kam wieder zurück und lächelte mich freundlich an.

„Sorry, das war ein Kumpel, der momentan bisschen Stress mit seiner Freundin hat."

„Okay." sagte ich einfach nur. Er setzte sich wieder hin und begann weiter zu essen.

„Weißt du was ich mir gerade so überlegt habe?" fragte ich ihn aus dem Nichts.

„Was denn?"

„Du möchtest alles über mich wissen, aber praktisch weiß ich ja auch noch gar nichts von dir."
„Du hast ja auch nicht gefragt."
„Fragt man das so direkt?"

Er lächelte wieder. „Na klar, mach ich doch auch."
„Okay, was ist denn mit deiner Familie?"

„Naja, also eigentlich habe ich ein recht gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Ich habe noch 2 Schwestern, mit denen ich mich eigentlich auch ganz gut verstehe. Und du?"

„Ich..." ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte, weil doch bei uns alles so kompliziert war.

„Ich hab immer bei meiner Mutter gelebt, irgendwann kam dann meine Halbschwester zur Welt. Zu beiden habe ich eigentlich ein gutes Verhältnis." Ich hielt es kurz und hoffte, dass er nicht weiter darauf eingehen würde. Falsch gedacht.

„Was ist mit deinem Vater?"

Ich sah ihm direkt in die Augen. Sollte ich ihm alles erzählen? Ich vertraute ihm ein wenig, warum auch immer, aber es wäre auch bisschen komisch, weil nicht einmal Alma alles über meinen Vater wusste dabei ist sie doch meine beste Freundin. Sie hat sich damit abgefunden, dass ich ihr Einiges nicht sagen konnte und wollte. Doch wird Marco das auch so sehen können ?

„Amelie? Alles okay?"

„Eh ja..." stotterte ich vor mich her.

„Also... dein Vater?" Er ließ nicht locker.

„Kein Kontakt mehr." Ich log ihn auf eine Art an, wo ich direkt ein schlechtes Gewissen bekam. Ich wollte keinen Kontakt mehr zu ihm, er jedoch schon. Ich möchte Marco nicht anlügen, aber ich kann es ihm noch nicht sagen. Ich kann es keinem sagen.

„Okay." sagte er kurz und knapp. Er hatte wohl bemerkt, dass dieses Thema nicht unbedingt mein Lieblingsthema ist.

„Machst du noch irgendwas anderes als Fußball?"
„Nicht wirklich. Tischtennis höchstens." lachte er.

„Warum lachst du so?"

„Weil ich fast alle schlage, die gegen mich spielen."
„Angeber." sagte ich belustigt.

Er sah mich entgeistert an, meinte es jedoch nicht wirklich ernst.

„Und du? Du interessierst dich für Literatur, noch für irgendwas?"
Ich dachte stark nach, aber mir fiel nicht wirklich etwas ein. Außer, dass ich manchmal schrieb, wenn mir alles über den Kopf wuchs.

„Dir ist etwas eingefallen, stimmt's?"

„Woher weißt du das?"

„Dein Gesichtsausdruck."

Ich sah ihn verwundert an. Ich meine, mir fällt es zwar auch nicht schwer, jemandem etwas aus dem Gesicht zu lesen, aber ich kenne nicht viele andere, die das noch können. Es überraschte mich.

Pure chance (Marco Reus FF)Where stories live. Discover now