Kapitel 24

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Erst interessieren sich meine Eltern einen scheiß Dreck um mich und jetzt kreuzen sie beide zur gleichen Zeit hier auf? Was geht denn bitte bei denen?

„Hallo Schätzchen." sagte sie lächelnd. Ich sah sie nur enttäuschend an. Sie glaubt doch jetzt nicht, dass ich ganz normal mit ihr rede. In ihren Träumen vielleicht.

„Hast du geweint?" Sie kam näher auf mich zu, während ich mich aufrecht hinstellte.

„Warum bist du so hinein gestürmt?" Ich antwortete immer noch nicht. Ich hatte keine Lust mit ihr zu reden, jetzt interessiert sie sich auf einmal für mich?

„Hallo?" lachte sie ein bisschen.

„Ist das dein verdammter Ernst?" schrie ich sie schon fast an. Sie zuckte zusammen und sah mich vollkommen verwirrt an. Sie wusste also nicht, was ich meinte. War ja klar. Was könnte sie auch schon getan haben. Sie hat mir einen Schlafplatz, Essen und Gesundheit geboten, das muss wohl reichen nach ihren Ansichten.

„Kannst du mir mal bitte erklären, was du jetzt meinst?"

Ich fing empört an zu lachen.

„Sag mal merkt ihr überhaupt noch etwas?"

„Schätzchen... was ist denn..." Sie wollte meinen Arm streicheln, doch ich wich ihr aus und setzte mich auf das Bett.

„Amelie." ermahnte sie mich. Jetzt musste sie also schon so anfangen, fast schon etwas traurig, dass man sowas noch bei seiner erwachsenen Tochter anwenden musste.

„Ich bin so viele Stunden gefahren, um zu sehen, wie es meiner Tochter geht und jetzt kommt sowas. Na toll."

„Wenigstens einmal." murmelte ich leise vor mich hin.

„Was hast du gesagt?"

„Nichts."

„Ich hab's doch gehört. Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?"

„Warum fragst du denn, wenn du es gehört hast?"

„Amelie! Sprich nicht so mit mir." Da kam er wieder. Der Befehlston, wenn man als Elternteil nicht weiter wusste.

„Was denn? Du hast dich Jahre lang nicht darum gekümmert wie es mir geht! Warst nur mit deiner Arbeit beschäftigt, hast nicht mit mir geredet, hast mir nicht zugehört und jetzt liege ich im Krankenhaus und du kommst mich besuchen, nur weil ich was Ernsteres hatte?"

„So ist das doch gar nicht."

„Na klar! Ich find es bloß schade, dass man erst kurz vorm verrecken sein muss, bis man auffällt."

Das hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie sah zur Seite und dachte anscheinend darüber nach. Sie würde eh nicht wissen, was ich meinte, das hatte sie früher auch schon nie gewusst.

„Es tut mir leid." sagte sie plötzlich. Ich sah sie fragend an. Ich wusste jetzt nicht, ob sie es verstanden hatte, was ich eigentlich meinte oder, ob sie es einfach nur so von sich gab.

„Ich weiß, ich war nicht immer die beste Mutter. Ich kann komplett verstehen, warum du jetzt so zu mir bist."

„Woher der Sinneswandel?"

„Eigentlich bin auch hergekommen, um dir etwas zu sagen."

„Was denn?" fragte ich ein bisschen zickig. Ich fühlte mich wieder wie ein kleines Kind, dass nur rum bockt, weil es unzufrieden ist.

„Ich habe meinen Job gekündigt, deswegen bin ich hier her gekommen, nicht nur, weil du fast.." sie stockte.

Ich versank in eine Starre. Die Arbeit war für meine Mutter immer das Wichtigste. Es war wie ein Rückhalt für sie und jetzt hat sie das alles, was sie sich über Jahre aufgebaut hatte, aufgegeben?

Pure chance (Marco Reus FF)Where stories live. Discover now