Kapitel 25

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Ich hörte ein komisches Klappern, so als wenn jemand gerade Geschirr abwusch. Zumindest bei mir klingt es immer so, als wenn tausend Teller die Erdoberfläche suchen. Ich öffnete meine Augen einen Spalt. Ich lag im Krankenhausbett und vor mir stand irgendeine Person, die ich aber leider noch nicht erkannte, weil ich noch viel zu müde war. Es war bestimmt irgendeine Krankenschwester, die hier irgendwas zu erledigen hatte. Konnten sie ihren Müll nicht irgendwo anders machen?

„Hast du gut geschlafen?" fragte mich eine männliche Stimme. Ich war darüber so verwundert, dass ich kerzengerade im Bett saß und mir die Augen rieb.

Es war Finn, der mich mit seinem typischen Grinsen ansah.

„Hast du mich erschreckt." erwiderte ich einfach nur.

„Tut mir leid, das wollte ich nicht." lachte er.

„Warum bist du so fröhlich?" Ich fasste mir am Kopf und sank wieder leicht in meine alte Liegeposition. Jetzt wäre noch keine Zeit zum Aufstehen, da könnte er tun, was er wollte.

„Du siehst ganz schön niedlich aus, wenn du noch so verschlafen bist."

„Niedlich?" fragte ich verwirrt.

„Ja. Selbst, wenn du schläfst, bist du wunderschön." Ich sah ihn verdutzt an. Wie kam er denn jetzt darauf? Hatte er mich etwa beobachtet? Außerdem verwundert es mich, dass er ausgerechnet mir Komplimente machte, hier sind genug Menschen. Es sei denn, er ist ein Mann, der mehrere Frauen anbetet.

„Kann man dir nicht einmal ein Kompliment machen?"

„Du hast mir jetzt schon mehrere Komplimente gemacht."

„Ist das denn schlimm? Wie soll ich bei so einer tollen Frau denn auch widerstehen können?" Ich wusste nicht, was er von mir wollte. Es war komisch, dass er so urplötzlich in mein Leben trat und es fühlte sich auch irgendwie falsch an, aber auf der anderen Seite auch so gut. 
„Aber du bist kein Serienmörder oder?"

Er fing laut an zu lachen und sah mich dann wieder an.

„Bist du einer ja oder nein?" wiederholte ich meine Frage, allerdings mit einem lachenden Unterton. Klar ist es absurd, aber in unserer heutigen Welt kann alles möglich sein.

„Natürlich nicht. Wer würde dich schon umbringen wollen?" Was wollte er hiermit eigentlich erreichen? Ich wusste, dass er keine Chance bei mir hätte, dafür mag ich Marco viel zu sehr, trotzdem kann ich ihm aber auch nicht sagen, dass ich praktisch vergeben bin. Es tat so gut, mal wieder einen neuen Menschen zu haben, der mich versteht und mich dazu auch wirklich mag, außer Marco oder halt Alma und Justus.

„Ach da gäbe es viele."

„Ach so ein Quatsch." 
„Nein, das meine ich Ernst." Ich dachte an meine alte beste Freundin. Ich habe ihr nie was getan, ich kann sogar behaupten, dass ich eine sehr gute Freundin war, doch irgendwann hat sie sich so stark verändert, dass ich es einfach nicht mehr neben ihr ausgehalten habe. Ich war an allem Schuld, hat sie mir zum Ende der Schulzeit gesagt. Ich soll mich ja so stark verändert haben und sie hat mich gar nicht mehr wieder erkannt. Ich habe nicht mehr mit ihr geredet, ihr nicht mehr zugehört und ihre Interessen nicht geteilt. Dafür hat sie mich so sehr gehasst. Der eigentliche Grund, für das Ende unserer Freundschaft war, dass sie einfach eine überzogene hochnäsige Zicke wurde und ich mich nicht mehr mit ihr abgeben wollte. Ich wollte nie so werden wie sie. Zu dieser Sorte Schüler oder auch Mensch habe ich noch nie gehört. Aufgetakelt, zickig und immer auf der Suche nach einem neuen Freund. Auch, wenn ich jetzt nochmal so daran denken musste, wurde mir schlecht. Ich stellte mir gerade vor, wie ich ausgesehen hätte, wenn ich so geworden wäre. Gott, was wäre ich für eine widerliche Schlampe gewesen. Froher Weise, war ich klug genug, um selber zu wissen, was gut für mich ist und was ich auf jeden Fall nicht werden will. Ob sie mich nun dafür töten würde? Gut, da würde ich im Nachhinein jetzt auch zweifeln.

Pure chance (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt