Kapitel 49

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Als er fertig war, rollte er sich erschöpft von mir ab. Bitte fang jetzt nicht an, drauf los zu weinen, dachte ich mir. Wenn ich eins gelernt hatte, dann dass dieser gefühllose Sex nicht bei mir funktionierte. Ich fragte mich, wie Andere das hinkriegen.

„Das war... wow." sagte Finn und streichelte meine Schulter. Ich schluckte.

„Mmmhh..." sagte ich.

„Du bist so toll." Ich fühlte mich so grauenhaft unwohl dabei. Wo bin ich bloß geendet? Ich versuchte mein Handy zu nehmen, um Alma eine Nachricht zu schreiben.

SOS, ruf mich an! Keine Fragen!

Keine Minute später rief sie mich an.

„Hallo?"

„Hey, was ist los? Ist irgendwas passiert? Hattest du einen Autounfall?" Ich ignorierte was sie sagte.

„Was? Nein, das kann nicht sein. Ja klar, ich komme sofort. Machen sie sich keine Umstände, ja."

Ich tat so, als wäre es ein Notfall.

„Amelie, willst du mich verarschen, was ist los? Verdammt nochmal."

„Alles gut." versicherte ich ihr auf Umwegen irgendwie.

„Ich komme sofort, Tschüss. Bis gleich!" Dann legte ich auf. Finn sah mich fragend an.

„Tut mir leid, ich muss los, ein Notfall." 
„Ist was passiert?" 
„Meine Freundin ist schwanger, es gibt Probleme und sie will nur mich als Hebamme. Das bin ich ja, also... wärst du mir böse, wenn..." 
„Nein, auf keinen Fall!" Ich stand auf, sammelte meine Sachen zusammen und zog sie mir wieder über. Es war wie ein Segen.

„Sehen wir uns bald wieder?" fragte er zum Schluss. Ich zögerte.

„Bestimmt." lächelte ich gezwungener Maßen und verschwand aus der Wohnung. Draußen atmete ich die frische Luft ein. Es tat so gut. Ich drohte mal wieder zu ersticken. Diese Situation war nicht auszuhalten.

Ich schrieb Alma, dass alles okay sei und dass sie sich keine Sorgen machen bräuchte. Ich sei gleich zu Hause und würde alles aufklären.

Ich stieg ins Auto und fuhr los vom größten Fehler, den ich je in meinem Leben begangen hatte. Ich fühlte mich dreckig, vollkommen dreckig, weshalb ich auch zu Hause erstmal eine heiße lange Dusche nahm. Es war noch nicht mal 22.00Uhr. Wie konnte ich das nur tun? Warum habe ich bloß nichts gesagt, sondern es einfach nur auf mich wirken lassen. Ich spürte rein gar nichts dabei, außer ein Gewicht, dass auf meinem Körper lastete.

Nach der Dusche fühlte ich mich wenigstens körperlich bisschen besser.

„Kannst du mir jetzt bitte mal erklären, was das sollte?" fragte mich Alma und sie schien sehr sauer dabei. Justus stand daneben und sah mich besorgt an.

„Hey, habt ihr Lust zum See zu fahren?"

„Jetzt willst du auf einmal zum See fahren? Was ist denn nur los mit dir Amelie? Erst springst du vor Freude zu deinem Date und jetzt...Ich mache mir Sorgen!"

„Vielleicht sollten wir zum See fahren." ergriff nun Justus das Wort.

„Sag mal spinnst du! Weißt du wie spät es ist?" regte sich Alma auf.

„Nur weil du Mutter wirst, musst du doch jetzt nicht plötzlich so ein Spießer werden oder?"

Sie überlegte und stimmte letztendlich zu.

Die Fahrt war geprägt von Schweigen. Wir fuhren zu dem See, wo all die guten oder auch schlechten Erinnerungen feststeckten. Ich erinnerte mich an die Zeit, wo Justus all seine Freundinnen mit schlepppte. Alma hielt nie was von der ganzen Sache. Sie saß dann jeden Abend schmollend da, während er sich amüsierte. Ich sagte ihr, sie solle es ihm gönnen, doch sie regte sich nur noch mehr auf. Nun weiß ich auch, warum sie das immer tat. Insgeheim mochte sie ihn doch mehr. Es ließ mich schmunzeln. Wer hätte gedacht, dass die Beiden mal ein Kind kriegen würden. Justus, der Frauenheld und Alma, die Rebellin. Sie haben sich beide dabei so verändert. Sie sind irgendwie reifer geworden.

Pure chance (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt