Kapitel 42

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Die Woche war hart. Ich war immer wieder kurz davor zusammen zu brechen, doch ich riss mich zusammen. Neben den theoretischen Prüfungen, gab es auch von der Praxis jede Menge. Glückliche Paare, die ein Kind bekamen, zu sehen war dann natürlich auch nicht gerade das Leichteste. Mehrere Prüfungen von denen hatte ich definitiv versaut. Ich wusste, dass ich mich in dieser Situation nicht richtig verhalten hatte. Jeder merkte, dass es mir nicht gut ging. Doch meine Lehrerin meinte, ich solle das jetzt einfach durchziehen und darüber hinwegsehen. Das ging offensichtlich nicht. Denn einmal habe ich ein Paar zur Rede gestellt, warum sie sich denn verdammt nochmal um einen Namen streiten, wobei sie sich doch einfach glücklich schätzen sollten, überhaupt so etwas zu haben in ihrem Leben.

Mit den Konsequenzen müsste ich wohl leben, denn meine Prüfer waren nicht so begeistert davon. Die werdenden Eltern allerdings sahen mich nur geschockt an, am Ende haben sie sich dann doch in Frieden für einen gemeinsamen Namen entschieden, also war es wohl gar nicht so verkehrt mal einzuschreiten. Aber natürlich weiß ich, dass es mir eigentlich nicht zu steht, so etwas zu machen.

Nun liege ich mal wieder halb tot in meinem Bett. Es ist vorbei. Die Horrorwoche hat ein Ende. Ich habe es geschafft. Alle Prüfungen sind vorbei. Ich bezweifle jedoch, dass ich bestanden habe. Ich hatte in der Theorie ziemlich viele Aussetzer. Eigentlich müsste ich mir jetzt Gedanken machen, was ich mache, wenn ich wirklich nicht bestehe, doch ich wollte jetzt einfach meine Ruhe haben. Hier liegen und nachdenken. Über was? Das wusste ich selber nicht.

Mit Alma hatte ich die ganze Woche nicht mehr gesprochen. Sie war voll damit beschäftigt Babysachen zu kaufen, da es nun bald los gehen würde. Ich mochte nicht mit ihr darüber sprechen und habe ihr erklärt, dass ich jetzt einfach ganz viel lernen müsste. Sie akzeptierte meine Entscheidung, doch seit dem hatten wir auch nicht mehr in irgendeiner Art kommuniziert. Ob sie sauer auf mich war?

Ich ging in die Küche, wo ich bemerkte, dass sie gerade den Einkauf auspackte. Sie sah mich kurz an, widmete sich dann aber wieder dem Auspacken.

„Hast du auch Bananen mitgebracht?" fragte ich sie.

„Jap." antwortete sie knapp. Ich sah, wie sie eine Spieluhr auspackte. Es war ein grüner Frosch mit einem kleinen bunten Halstuch.

„Weißt du eigentlich schon, was es wird?"

„Ein Junge." antwortete sie wieder knapp.

„Wow... dann wird er wohl genauso fußballverrückt wie der Vater, was?" versuchte ich ein wenig aufmunternd zu klingen.

„Wahrscheinlich."

„Ist alles okay? Ist irgendwas?" Es blieb still, sie gab mir keine Antwort. Sie verstaute die Tasche in die Ecke, so wie sie es immer tat und sah mich erwartungsvoll und ernst an.

„Was?"

„Was?" fragte sie vorwurfsvoll zurück.

„Ist alles okay? Ist irgendwas? Das frage ich dich, Amelie! Seit einer Woche!"

„Ich... es tut mir leid. Der Prüfungsstress..." 
„Irgendwas muss doch vorgefallen sein bei Marco. Du kamst tagelang nicht aus deinem Zimmer, hast gelernt, aber trotzdem warst du deprimiert. Mensch, ich bin doch nicht blöd. Ich seh doch, dass es dir schlecht geht. Warum sagst du mir denn nichts?"

„Du hast Recht."

„Ami, ich bin deine Freundin, warum erzählst du mir denn nicht, was los ist?" 
„Ich konnte nicht." 
„Weißt du, das tut auch weh. Du hast nicht mal gefragt, wie es mir geht. Ich dachte das Kind kommt zu früh, ich hatte Angst. Aber dich konnte man ja auch nicht um Rat bitten. Ich kann es ja verstehen, dass dir der Abschluss wichtig ist, aber dafür seine schwangere Freundin links liegen zu lassen? Es ist doch dein Job, dich um Schwangere zu kümmern."

Pure chance (Marco Reus FF)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ