Kapitel 31

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„Möchtest du etwas Trinken?" fragte mich Marco während er seine Schuhe auszog.

„Nein."

„Okay. Vielleicht irgendwas anderes? Wir könnten noch einen Film gucken."

„Marco, ich bin gerade wirklich nicht in der Stimmung dafür." 
„Das kann ich verstehen." Ohne ein Wort zu sagen ging ich ins Bad, um mein Kleid auszuziehen. Ich zog mir ein T-Shirt von Marco über, was zufällig auf einer Ablage lag, es roch nach ihm. Ich band meine Haare zu einem Dutt zusammen und fand Marco im Wohnzimmer wieder. Er hatte ein paar Kerzen und kleine Lichter angemacht. Ich beobachtete wie er seine Krawatte aufmachte und ein paar Knöpfe seines Hemdes aufmachte.

„Alles klar?" Er sah mich mitfühlend an und ich nickte nur stumm und setzte mich auf die Couch. Er kam auf mich zu und legte eine Decke um mich. Auf einmal piepte es aus der Küche. Als er wieder kam, hielt er eine Tasse in der Hand, die er mir lächelnd übergab. Ich roch dran: Schokolade.

„Ich dachte, eine heiße Schokolade wäre jetzt nicht schlecht." Ich musste sofort lächeln. Ich zog ihn zu mir heran und küsste ihn sanft. „Danke." Er gesellte sich zu mir und machte ein wenig Musik an.

„Ich kapiere das alles gar nicht mehr. Weder meinen Vater, noch Mats. Wieso hatte meine Vater, euch gesagt und warum ist er so schnell abgehauen?" Meine Gedanken prasselten aus meinem Mund wie ein Wasserfall. Marco hörte einfach still zu und sagte gar nichts dazu.

„Ich fasse es nicht, mein Vater ist wieder Alkoholiker!" schrie ich etwas lauter, um meine Wut ein wenig los zu werden.

„Trinkst du deshalb kein Alkohol?"

Ich nickte.

„Er hat schon früher immer viel getrunken, deshalb hat meine Mutter ihn ja auch verlassen. Danach wurde es immer schlimmer und es wurde wirklich zu einer Krankheit. Eigentlich meinte er vor 2 Jahren, er wäre jetzt trocken. Sieht man mal, wie schnell das wieder gehen kann." Seufzend starrte ich aus dem Fenster, wo man mal wieder ganz Dortmund im Dunkeln sehen konnte.

„Vielleicht tut es deinem Vater leid, was er dir angetan hat."

„Denkst du, dass er sich in dem Moment daran erinnern konnte in seiner alkoholisierten Birne?"

Er sagte nichts.

„Tut mir leid. Ich bin schon wieder gereizt, da werde ich immer so."

„Alles gut."

Er kam mir näher und flüsterte mir ins Ohr: „Ich finde es um ehrlich zu sein echt heiß, wenn du dich so aufregst." Ich stieß ihn weg und fing an zu lachen.

„Erzähl mal was von dir!"

„Wie?" fragte er verwundert.

„Du weißt schon so viel über mich, aber ich praktisch nichts über dich." 
„Aber meine Familienverhältnisse kennst du doch."

„Ja... aber was machst du sonst so?" 
„Fußball spielen?" stellte er eher als Frage.

„Aber dein Leben wird doch nicht nur aus Fußball spielen bestehen." Dazu sagte er wieder nichts.

„Oder doch?" 
„Naja, bevor ich dich kennen gelernt habe, hatte ich wirklich nichts anderes zu tun. Klar, ich habe ab und zu Freunde getroffen und halt meine Vorvergangenheit, über die ich lieber nicht weiter spreche."

„Ach, deine Frauengeschichten." 
„Hmm."

„Jenny sagte, ich wäre gut für dich."

„Wie meint sie das?"

„Das habe ich mich auch gefragt." 
„Naja, vielleicht werde ich ja durch dich ein besserer Mensch. Wer könnte da ein besserer Lehrer sein als du." 
„Ich? Sicherlich nicht!" fing ich an zu lachen.

Pure chance (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt