Kapitel 45

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Es war spät Abends und ich stand draußen vor dem Krankenhaus. Eigentlich wollte ich hier nicht her, bevor ich wüsste, ob ich bestanden hatte oder nicht, doch das spielte jetzt gar keine Rolle. Ich war hier draußen, weil ich jemanden suchte. Den Pfleger, der mich bemitleidet hatte und mit mir rausging an diesem späten Abend. Es war kalt und ich hatte ausgerechnet mir nur eine dünne Jacke übergeworfen. Diese Idee kam spontan, ich wusste nicht mal, ob er gerade Schicht hatte, ich hoffte eigentlich nur auf gut Glück ihn anzutreffen. Doch ich musste, wohl oder übel feststellen, dass ich noch eher erfrieren würde, wenn ich weiter darauf warten würde, also entschloss ich mich wieder zum Auto zu gehen. Auf den Weg dahin, sah ich Rauch aus einer Ecke aufsteigen, ich sah genauer hin und mir wurde schnell klar, dass es nur ein Mann war, der gerade seine Zigarette genoss. Dann sah ich ihn ganz perplex an. Das war nicht nur irgendein Mann, sondern Marco.

„Du rauchst?" fragte ich. Er kam aus einer Ecke hervor und sah mich überrascht an.

„Ist dir nicht kalt?" Er wollte gerade seine Jacke ausziehen, doch ich hinderte ihn dran.

„Lass mal stecken." Es tat schon weh, ihn nur ansehen zu müssen, seine Jacke zu tragen wäre zu viel für mich. Alleine sein Geruch machte mich wahnsinnig.

„Was machst du hier?" fragte er mich. Ich ignorierte sie.

„Ist es nicht schlecht für deine Lunge, wenn du rauchst. Ich meine, für deine Ausdauer beim Fußball."

„Kann schon sein. Rauche aber eigentlich auch gar nicht." 
„Und warum tust du es dann?" Er zuckte mit den Schultern.

„Stress." Klar, das Baby. Ich rollte innerlich mit den Augen. Ich müsste eigentlich anfangen zu rauchen. Doch wie kann ich sowas eigentlich denken, bin ich wirklich so egoistisch geworden, dass ich denke, die Situation wäre nicht auch schlimm für ihn? Allerdings mit mir hat er ja jetzt keine Probleme mehr.

„Also, warum bist du hier?" Er zog noch einmal an seiner Zigarette und warf sie dann auf den Boden, um sie aus zu machen.

„Geht dich nichts an." Er nickte und sah in den Himmel, der voller Sterne war.

„Klar." sagte er.

„Was klar?"

„Es geht mich wirklich nichts an." erwiderte er selbstverständlich. Ich schluckte. Ich wollte ihn so sehr, doch ich wusste, ich würde ihn niemals wieder kriegen und das schmerzte so sehr.

„Du und Mats, ihr scheint euch ja jetzt prächtig zu verstehen was?"

„Ja... Problem damit?" fragte ich ein wenig zickig.

„Was? Nein!" sah er mich ungläubig an.

„Ich... ich freue mich für dich. Du hast nur das Beste verdient, Amelie." Ich lachte auf, ich konnte nicht anders.

„Was?"

„Ach nichts." sagte ich und wollte weiter gehen. Doch er zog mich plötzlich zu sich, sodass unsere Körper sich berührten. Ich war seinen Lippen ganz nahe. Ich könnte sie auf der Stelle küssen und ich schwöre, ich wünschte mir nichts sehnlicher als das.

„Bitte Amelie. Verzeih mir." Ich sah ihn völlig fragend an.

„Es ist so unerträglich, wie du mich ansiehst." Ich spürte wie er an meinem Hals roch, auch ich konnte seinen Geruch dezent wahrnehmen, was mich an bestimmte Zeiten erinnerte. Ich war kurz davor einzuknicken, doch er hielt mich dafür viel zu fest.

„Wie soll ich dich denn angucken?" versuchte ich mich noch halbwegs gefasst auszudrücken.

„Ich... bitte ich..." Seine Stimme zitterte.

„Marco, was willst du?"

„Dich."

Nun war ich vollkommen verwirrt, was wollte er von mir und was faselte er da für einen Schwachsinn.

„Sag mal, hast du getrunken?" 
„Vielleicht ein bisschen."

„Wo ist die Mutter deines Kindes?" 
„Da drinnen. Ich halte es nicht mehr aus mit ihr."

Ich atmete tief ein und wieder aus. Er hatte getrunken, war nicht richtig bei Sinnen.

„Alles was ich je wollte in meinem Leben, warst du Amelie." lachte er.

„DU bist die Liebe meines Lebens! Und nun? Sieh mich an, ich bin ein Wrack, ich tue es meinem Kind zu liebe, mit dieser Frau zusammen zu sein, doch eigentlich will ich, dass du die Mutter meiner Kinder bist. Einzig und allein DU, Amelie. Denn... ich liebe dich." Er kippte mir fast entgegen und er war nicht gerade leicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es war umso schwieriger für mich. Leichter war es, als ich wusste, dass er nichts mehr von mir wissen wollte.

„Hey! Du Scheißkerl!" kam plötzlich jemand und riss Marco von mir weg.

„Was grabscht du meine Tochter an, hä?" Nein... oh Gott nein... dachte ich und ging ein Stück zur Seite. Es war mein Vater. Seine Fahne roch man mal wieder aus 5 Meter Entfernung.

„Ich habe ihre Tochter nicht angerührt." rechtfertigte sich Marco und wollte schnell wieder gehen, doch mein Vater hielt ihn auf.

„Achja, das sah aber ganz anders aus! Komm her du Pisser!"

„Lassen sie mich los. Sie haben sich immer einen scheiß Dreck um Amelie geschart und jetzt... spielen sie auf einmal den Vater des Monats oder was?"

„Seien sie bloß ruhig!" Ich stand wie betäubt da, konnte mich kaum bewegen. Erst sagt mir Marco, dass er mich noch liebt und jetzt taucht mein Vater plötzlich wieder auf.

„Oder was? Wollen sie mich dann schlagen? So wie sie es immer mit ihren Kindern getan haben?"

„Mein lieber Freund, ich würde jetzt besser die Fresse halten." 
„Ach kommen sie, ich bin eh schon am Boden. Was soll mir passieren? Schlagen sie ruhig zu, sie elender Mistkerl von Vater." Das ging ihm zu weit, er schlug Marco zu Boden und prügelte weiter auf ihn ein. Wie ein Wunder, wurde ich aus meiner Trance gerissen.

„AUFHÖREN!" schrie aus vollem Halse. Ich schmiss mich auf meinen Vater, der völlig verwundert um sich blickte. Ich kratzte ihm seine Haut auf, bis er endlich von Marco wegging. Ich sprang wieder von ihm runter. Er sah mich völlig irritiert an, bis er was sagen konnte, trat ich ihm auch schon in die Eier. Er jammerte schmerzvoll. Doch es war mir egal. Marco rührte sich kaum noch und atmete schwer.

„Bist du eigentlich vollkommen bescheuert? Du hast sie doch nicht mehr alle! Er hat mir gar nichts getan. Vielleicht hättest du dich mal mehr nach deiner Tochter erkundigt, dann wüsstest du jetzt, dass er mein Exfreund ist." 
„Aber das weiß ich doch." rief er. Er traute sich kaum aufzustehen und sah mich mit einem gequälten Blick an.

„Es steht in den ganzen Medien. Dass er mit dir zusammen war. Jetzt anscheinend nicht mehr, wegen so einer Ollen und, dass er sie wohl mit dir betrogen haben soll oder auch umgekehrt, da können sie sich nicht einigen." Na toll, jetzt kennt mich also schon die ganze Welt und dann denkt man auch noch so ein Schwachsinn von mir.

„Das gibt dir noch lange nicht das Recht ihn fast zu Tode zu prügeln!" 
„Aber das hätte ich doch gar nicht!"

„Ach Nein? So wie du mich früher mit dem Messer nicht umgebracht hättest?" Er sah mich erstaunt an. 
„Daran kannst du dich noch erinnern?" Ich wollte ihm nicht von Mats erzählen, also ließ ich das Thema ruhen.

„Hau bloß ab, bevor sich mein Fuß nochmal dort unten hin verirrt." 
„Amelie... ich wollte dich damals echt nicht..." 
„Du wolltest so vieles nicht!" schrie ich ihn an.

„Und jetzt verpiss dich verdammt nochmal! Ich will dich nie wieder sehen, hast du verstanden? Verschwinde!" Zögernd ging er paar Schritte rückwärts, bis er endlich davon rannte.

Ich widmete mich schnell wieder Marco, der völlig Blut überlaufen im Gesicht auf dem Boden lag. Ich prüfte seinen Puls, er war nur schwach.

„Marco? Hörst du mich?" Er nahm meine Hand und drückte sie leicht. Er atmete immer noch schwer. 
„Ich werde Hilfe holen, hast du verstanden? Ich werde dich hier nicht zurücklassen." 

Pure chance (Marco Reus FF)Where stories live. Discover now