Kapitel 13

1.4K 61 5
                                    

Als ich aufwachte, fühlte ich mich zum ersten Mal mal wieder richtig gut. Ansonsten ging es mir jeden Morgen immer richtig schlecht, aber heute war ich... glücklich. Ich wusste auch noch nicht wirklich voran das lag. Vielleicht hatte es etwas mit dem Kuss zwischen mir und Marco zu tun, vielleicht aber auch nicht. Ich wusste nur, dass ich ihn unbedingt wieder sehen muss.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich auf dem Sofa befand. Die Sonne schien mir bereits ins Gesicht, da die Gardinen nicht zu waren. Gestern hatte ich noch ein bisschen Fernsehen geguckt, um auf Alma zu warten, doch jetzt ist der Fernseher aus und ich hatte eine Decke.

Ich lief in mein Zimmer, wo mein Handy an der Steckdose angeschlossen war. Ich sah auf die Uhr 11.00 Uhr. Und ich sah auf den Wochentag. Montag. Mist! Ich hätte schon seit 3 Stunden bei der Ausbildung im Krankenhaus sein müssen. Schnell zog ich mir schonmal meine Arbeitsklamotten an. Ich warf mir nur ein bisschen Wasser ins Gesicht und band meine Haare zu einem Zopf. Für's Schminken habe ich jetzt leider keine Zeit mehr. Bevor ich die Wohnung verließ, schaute ich nochmal kurz in Almas Zimmer. Sie lag in ihrem Bett und schlief friedlich. Ich sollte sie jetzt nicht stören, außerdem können wir ja auch noch heute Abend reden.

Also machte ich mich auf dem Weg zur Arbeit.

Es herrschte wie immer Chaos. Das würde Anschiss geben, dachte ich mir immer wieder. Ich komme öfters etwas unpünktlich, aber so unpünktlich war ich noch nie. Ich hoffe bloß nicht, dass das mir jetzt endgültig die Füße wegreißt. Das könnte ich mir nicht leisten. Ich brauche das Geld.

Ich setzte mich unbemerkt an den Computer, um zu gucken, welche Fälle heute neu gekommen waren. Eigentlich bekommt man das ja immer mit, aber dadurch, dass ich gut 4 Stunden jetzt verpasst hatte, wusste ich wirklich gar nichts.

Als Erstes müsste ich mich um eine Patientin kümmern, die mit frühen Wehen gekommen ist. Schon machte ich mich auf den Weg. Unglücklicher Weise stieß ich mit meiner Ausbilderin zusammen.

„Ach Hallo Frau Röter, schön sie denn auch mal zu sehen." Sie sah mich mit einem genervten Blick an.

„Tut mir leid, das wird nie wieder vorkommen. Versprochen." brachte ich gequält heraus.

„Hör zu. Ich mag dich, du verstehst die Frauen gut. Sie mögen dich meist auch, aber du kannst nicht immer zu spät kommen. Bitte reiß dich demnächst zusammen und erzähl es nicht den Anderen, dass ich es dir nochmal durchgehen lasse. Verstanden?"

„Dankeschön." Sie sah mich noch einmal leicht tadelnd an, ging dann aber. Seufzend machte ich mich langsam auf den Weg. Manchmal komme ich mir hier echt vor wie in der Schule, wo man alles tausend mal erzählt bekommt und Regeln und Pflichten zu befolgen hat. Ich glaube manchmal ist es echt nicht schlecht sein eigener Chef zu sein. Es muss wohl auch anstrengend sein, aber nicht so doof wie hier. Eigentlich war ich so froh, dass ich die Schule überstanden hatte, doch hier in der Ausbildung fühle ich mich genauso. Da kommt wieder die Frage: Was mache ich eigentlich nach dieser Ausbildung?

Nach 5 Stunden Arbeitszeit hatte ich es endlich geschafft. Ich war wie immer so kaputt. Schnell ging mich umziehen und schrieb Alma schnell eine Nachricht, dass ich uns etwas zu Essen vom Chinesen mitbringen würde.

Plötzlich kam jemand auf mich zu und tippte mir auf die Schulter. Ich sah in braune Augen.

Mats Hummels.

„Hey." sagte er fröhlich.

„Hallo, was machst du denn hier?"

„Schwiegermutter..." sagte er betrübt.

„Oh, wünsch ihr Gute Besserung von mir, auch wenn sie mich nicht kennt." Er musste kurz lachen.

„Stimmt ja, du bist ja nur Hebamme."
„Nur ist gut." sagte ich etwas spöttisch. Ich wollte eigentlich gar nicht so klingen, aber wenn das jemand so sagt, fühle ich mich immer so, als wenn ich es nicht geschafft habe, etwas Besseres zu werden und das bedrückt mich immer so. Ich wollte eigentlich erst Medizin studieren, aber ich habe für mich einfach eingesehen, dass ich das einfach nicht schaffe. Erstens finanziell, aber auch das ganze Gelerne, den Druck mit allem drum und dran. Deshalb nur Hebamme. Selbst als Krankenschwester, habe ich mich zu untauglich gesehen. Ja, manchmal fühle ich mich echt nur wie ein Versager.

Pure chance (Marco Reus FF)Where stories live. Discover now