» Prolog

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Mein gesamter Arm zitterte stärker als fallendes Laub im Herbst, doch trotzem hielt ich ihn weiter gestreckt gerade aus.

Die Waffe in meiner Hand, eine Pistole, schimmerte in der sinkenden Herbstsonne, die orangenes Licht auf mich und den Jungen vor mir auf den Knien warf, dessen Haarfarbe mindestens genauso orange war.
Das Licht spiegelte sich auch in seinen Augen wieder, die bis auf den Anschlag ängstlich aufgerissen waren.

„B-bitte nicht", flehte er zitternd und starrte auf die Pistole in meiner Hand.

Schnell nahm ich noch einen tiefen Atemzug, sog kurz die nasse Luft ein, um einen klaren Kopf zu behalten.
Rasch ging ich noch einmal durch, was wir geübt hatten. Es war ganz einfach.
Beseitigung des Verräters. So unglaublich einfach. Zu einfach.

„Wie heißt du?", fragte ich. Meine Schläfen begannen plötzlich zu stechen, doch ich konzentrierte mich weiterhin.

Die Lücken zwischen den Bäumen im Wald um uns herum wurden dunkler, verschwommener.

„Jimin", keuchte der Junge, der langsam seinen Blick sinken ließ, meinen Körper hinunter zu meinen Füßen und schließlich zu seinen Knien.
„I-ich heiße Jimin."

„Jimin", wiederholte ich langsam, während der Schmerz in meinen Schläfen immer stärker wurde.
„Weißt du, was das hier ist?"

„Eine Waffe", murmelte er.

„Weißt du, was man mit sowas macht?", fragte ich weiter, doch der Schmerz in meiner Schläfe ließ sich nicht mehr länger zurück halten und ein Knacken innerhalb meines Schädels ließ mich kurz zusammen zucken.

»Verdammt, Kleines, was machst du da?«, ertönte Taehyungs Stimme in meinem Kopf.
Sein Unterton verriet mir, dass er belustigt war, es jedoch nicht frei heraus sagen konnte. Wahrscheinlich beobachteten ihn die Prüfer.

»Was soll ich schon machen?«, antwortete ich.

»Spiel nicht die Dumme«, Tae seufzte. »Bring' es einfach schnell zu Ende. Der Auftrag ist doch gleich vorbei.«

Mit diesen Worten ließ das Stechen in meinem Kopf nach und auch Taehyungs Stimme verschwand aus meinen Gedanken.

Schnell wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen vor mir.
Während der ganzen Zeit, die ich jetzt abgelenkt gewesen war, hatte er sich kein Stück bewegt. Er hockte immer noch auf den Knien, seine Arme schlaff auf seinen Schoß liegend und den Kopf mit diesen hübschen, orangenen Haaren gesenkt.
Seine Brust unter dem weißen Shirt hob und senkte sich langsam.

Er war wirklich attraktiv.
Doch warum hatte sich mein Unterbewusstsein gerade ihn ausgesucht?

Schlechtes Gewissen durchfuhr mich und augenblicklich biss ich mir auf meine Unterlippe.

Nein, ich durfte jetzt nicht schwach werden. Nicht jetzt.
Dafür war ich viel zu kurz davor.

„Noch ein paar letzte Worte?", zögerte ich es hinaus.

Langsam hob Jimin seinen Kopf wieder und starrte wortlos zu mir hinauf.
Seine Augen hatten jeglichen Glanz und jegliche Hoffnung verloren und waren ganz glasig. In seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Tränchen.

„Nein?", vergewisserte ich mich, legte meinen Kopf etwas schief und entsicherte die Pistole.

Langsam schüttelte er den Kopf. Ich schloss mein linkes Auge, fixierte ihn mit meinem rechten und zielte auf ihn.

Die Sonne ging mitsamt hinter Strahlen hinter den Baumkronen unter.

Noch während des letzten orangenen Lichtstrahls drückte ich ab.

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