» 60. Kapitel

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Das Ende des Tunnels war schon in unserer unmittelbaren Sichtweite.
Dort hinten würden wir gleich entweder mit viel Glück fliehen oder gefasst werden.

„Hoffentlich klappt das mit so Vielen...", hörte ich Suga murmeln. Seine Zweifel waren berechtigt, auch mir war mulmig zumute, doch ein zurück war jetzt sowieso ein wenig zu spät.
Augen zu und durch. Jetzt oder nie.

Wir Alle drückten uns eng an die Abzweigung und lauschten nach Stimmen, vorzugsweise jeder Menge durcheinander.
Ich kam mir ein wenig vor wie beim Spionieren.

Doch meine eigentliche Aufmerksamkeit war auf etwas Anderes gewendet, was nun mitten im Tunnel vor uns stand.
Es war ein riesiges Gebilde aus Blech oder Metall. Egal was es war, es war gigantisch. Fenster konnte ich erkennen, Umrandungen und andere seltsame Dinge.

War es das Transportmittel Zug, von dem Jungkook erzählt hatte?
Beeindruckend.

Allein dessen Anblick machte mich neugierig. So viele Gedanken über die Außenwelt hatte ich mir bis zu diesem Punkt noch nicht gemacht.

„Sie kommen", riss mich J-Hopes Stimme unwillkürlich wieder zurück in die Realität.
Tatsächlich hallten nun jede Menge Stimmen durcheinander durch die Tunnelsysteme hier im Untergrund. Unverkennbar.

„Bereit?", flüsterte Suga noch, doch ich hatte keine Zeit, zu antworten.

Taehyung humpelte als Erster los, darum bemüht, sich aufrecht zu halten. Für einen Moment befürchtete ich, seine wackeligen Beine würden einfach einknicken und ihn zur Seite klappen lassen, doch nichts dergleichen geschah. Jimin kam direkt mit J-Hope hinterher und so folgte ich schließlich Suga rasch. Wir hatten keine Zeit zu verlieren.

Gerade rechtzeitig. Keiner der Außenweltler bemerkte, dass weitere Personen dazu gekommen waren.
Entweder das, oder Jungkook hatte sich mit Allen abgesprochen.
Nichts desto trotz waren noch keine Arbeiter zur Kontrolle hier, sodass zumindest das Einfügen reibungslos verlief. Zum Glück.

Hastig suchte ich in der Gruppe nach Jungkook, fand jedoch weder ihn noch jemanden aus meinem Trüppchen. Wie geplant hatten wir uns aufgeteilt, für alle Fälle. Höchstens Jimin fiel ein wenig auf, aber vielleicht auch nur mir.

„Ihr habt es geschafft", lies mich eine Stimme an meiner Seite zusammen zucken, die Jungkook gehörte.

„Kookie, erschreck mich nicht so", murmelte ich auf und sah den grinsenden Jungkook an.

„Keine Sorge", er zwinkerte mir zu, sah an mir hinunter, fixierte den roten Pullover und blickte sofort wieder hoch. „Ich habe mich mit den Anderen abgesprochen. Wir tauchen euch so unter, dass man gar nicht bemerkt, dass ihr mitkommt."

„Auch wenn wir eine Person mehr sind als geplant? Und diese Person komplett ahnungslos ist?"

„Wie bitte?", Jungkook lachte, hielt es wahrscheinlich für einen schlechten Scherz.
„Selbst dann. Wir steigen in den Zug und weg sind wir, so einfach."

„Wenn du das sagst...", entgegnete ich und atmete tief durch. Tatsächlich entspannte es mich, diese ganzen Menschen als Deckung um mich herum zu haben.
Es war wie ein Tarnumhang, ein Schleier in die Freiheit.

Wir würden in dieses Ding namens Zug steigen und wegfahren.
So einfach. Oder?

Plötzlich verstummten alle, als eine gigantische Reihe an Arbeitern dazu kam. Die Masken waren zur Abwechslung mal komplett in schwarz gehalten. An ihrer Spitze liefen Männer in Anzügen, die ich noch nie gesehen hatte, und direkt daneben Namjoon, der ernster aussah denn je. Auch er trug einen Anzug, der ihm irgendetwas verleihte, was ich nicht definieren konnte. Eleganz?

Mein Herz raste, als ich bemerkte, dass die schwarzmaskierten Arbeiter bewaffnet waren.

Level 100 «Where stories live. Discover now