» 3. Kapitel

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Das bestätigende Glockenläuten hallte und verkündigte die endgültige Entscheidung der Ergebnisse auf der Tabelle.

Sofort riss ich meine Augen wieder auf, bereit, Taehyung aus Trauer weinend in die Arme zu fallen.
Doch aus Trauer sollte es wohl nicht sein.

»Vorletzter Platz, war das knapp. Geschafft«, sogar in Gedanken konnte man Taehyungs erleichtertes Lachen hören.
Er ließ meine Hand los, um sie sich unauffällig an seiner Hose abzustreifen, da fiel mir erst auf, dass Tae aus Angst angefangen hatte zu schwitzen. Eine Schweißperle floss seinen Hals hinunter und endete an seinem Shirt, doch das kümmerte ihn nicht. Doch irgendwie hatte ich ein seltsames Gefühl in meiner Magengegend, wenn ich ihn so ansah.

Mir war zudem danach, ihm erleichtert um den Hals zu fallen, doch stattdessen sah ich mich um, scannte die Menge und suchte nach dem Paar, das es nicht geschafft hatte.
Doch ich fand sie nicht.

„Jin und Heather, vielen Dank für eure harte Arbeit, doch ich muss euch nun bitten, die Halle zu verlassen", ertönte Namjoons Stimme durch Lautsprecher.
Er war wirklich für Alles repräsentativ.

Da, tatsächlich! Zwei Reihen und ein kleines Stück weiter hinten von mir aus war ein Mädchen weinend in die Knie zusammengesunken. Ihr Schluchzen, Wimmern und Schniefen hallte sogar noch intensiver durch die Halle als die Glocke oder Namjoons Stimme es getan hatten.

Der Junge neben ihr starrte nur ungläubig auf die Leinwand hoch, konnte es wahrscheinlich einfach nicht fassen.
So wie sie aussahen hatten sie sich viel Zeit zum Trainieren genommen. Leider hatte es nicht gereicht, wie frustrierend, jetzt zu scheitern.

Wohin kamen Gescheiterte eigentlich? Eine zweite Chance bekamen sie offensichtlich nicht, denn man sah sie nie wieder.
Sie wurden einer anderen Turmgemeinschaft zugewiesen, oder?
Alles, was ich wusste, war, dass man besser nicht scheiterte.

Alle standen nur da und sahen zu Heather und Jin. Keiner traute sich auch nur einen Muskel zu rühren, sogar Atmen war zu laut.
Langsam sah man zu, wie sich Jin zu ihr herunter beugte, ihr tröstend über den Rücken strich, sie langsam hoch bekam und genauso langsam die Halle verließen.

Nur noch der Knall der zu fallenden Tür, dann war es totenstill.

»Auf nach Etage 20«, hörte ich Taehyung versuchen, mich abzulenken. Nur einen Augenblick später hörte der Druck auf meinem Kopf auf und stattdessen spürte ich wieder seine warme Hand nach meiner Greifen.

Kaum hatte er sie umschlossen, begann die schwarze Halle zu wackeln. Sie ruckelte kurz, dann setzte sich in Bewegung und brachte uns in den nächsten Stock.

Diese Halle war der einzige Weg hinauf und hinunter, beziehungsweise nach draußen. Sie fuhr nicht gerade häufig am Tag, leider.

Damals, als man noch jünger war, konnte man auf den unteren Leveln einfach aus dem Fenster hinaus, um das bisschen Freiheit genießen zu können, was einem zustand.
Doch je höher man kam, desto unmöglicher wurde es, aus dem Fenster zu kommen.

Die paar Menschen, die es in hohe Stockwerke geschafft hatten, kamen schon gar nicht mehr runter, obwohl sie viel weitere Grenzen hatten.
So eine Verschwendung.

Mit einem weiteren Ruck kam die Halle wieder zum Stehen. Leichtes, aufgeregtes Gemurmel legte sich über uns Alle und hüllte die komplette Luft ein.

Ein neues Level, eine ganz neue Zone und ganz neue Aufgaben.

Mein Herz raste wie verrückt, als die Tür auf das 20.te Level geöffnet wurde.

Level 100 «Onde histórias criam vida. Descubra agora