» 32. Kapitel

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Zögerlich hielt ich einen kurzen Moment inne, holte tief Luft, trat vor und ließ mich neben Suga auf dem Bett nieder.
Die Decke war wie erwartet sehr weich und bequem. Man bekam direkt das Bedürfnis, für immer liegen zu bleiben.

Langsam drehte ich mich auf die Seite und sah zu Suga.
Seine Brust hob und senkte sich entspannt.

„Uhm...", ich räusperte mich, denn ich war weniger entspannt.
In meinem Kopf schwirrten noch so viele Fragen und ich sehnte mich noch nach so vielen Antworten, dass ich nicht genau wusste, wo ich eigentlich anfangen sollte.

„Ah", Suga drehte sich ebenfalls zu mir und sah mich an.
„Du bist wahrscheinlich so durcheinander, dass du nicht schlafen könntest."

„Mhm", ich nickte langsam.
Das traf es zwar nicht genau, aber ziemlich gut.

„Also... Wo soll ich anfangen...", Suga drehte sich wieder und starrte kurz nachdenklich an die Decke, bevor er zögerlich loslegte.
„Ich habe mir deine Prüfung angesehen..."

„Das geht?", überrascht schnappte ich nach Luft.

„Was meinst du, was Tae immer macht im Nebenraum? Privileg. Und die Schwestern?
Es ist einfach, sich dazu zu schleichen", Suga lachte leise.
„Jedenfalls hattest du Störungen. Wegen mir."

„Wegen dir?"

„Ich habe dir beigebracht, wie man Schläge abwehrt.
Darauf war das Teil nicht vorbereitet, das solltest du eigentlich nicht können, und ist durchgedreht. Dein Unterbewusstsein hat Jimin für die Prüfung projiziert, aber war vollkommen überfordert, weil die Abwehrtechnik mit mir in Verbindung stand und so weiter und sofort."

„Deswegen war das Licht violett und... All das andere, unübliche Zeug", murmelte ich und Suga nickte zustimmend.

„Jedenfalls... Wenn etwas nicht so läuft, wie das System hier es will, wenn es Störungen gibt, werden diese beseitigt."

„Beseitigt?"

„Ja... Selbes Prinzip wie mit dem Scheitern. Nur dass du mit höherer Wahrscheinlichkeit einfach getötet wirst.
Entweder du wirst, weil du ein Mädchen bist, vollkommen gebrochen und zu einer funktionierenden, willenlosen Schwester gemacht oder beseitigt."

„Moment...", ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen und mit jedem Mal realisierte ich es unter Angst und Schock ein Stück mehr.

„Sie hätten dich getötet...", murmelte Suga nach kurzem Schweigen, das Wort töten nur ganz leise flüsternd, als wäre es nur auszusprechen eine Sünde.
„Das konnte ich nicht zulassen. Unter keinen Umständen. Also habe ich den Raum verbarrikadiert und bin direkt zu dir. Zugegeben, es war ungeplant, aber es war der einzige Weg... Und tja, jetzt sind wir hier."

In Gedanken kamen die Schwestern und Männer vom Flur wieder in meinen Sinn.
Waren sie deswegen dort unterwegs gewesen, um mich festzunehmen und danach eventuell zu töten? Und Schwestern waren also Gescheiterte?

„Danke...", war Alles, was ich zustande brachte.
Mehr und mehr Fragen kamen auf. Mehr und mehr Gedanken, die mir selbst Angst machten. Große Angst. Neuartige Angst.

„War immerhin auch meine Schuld. Es ist mir zu spät aufgefallen, dass ich dich in Gefahr gebracht habe damit", machte er sich selbst Vorwürfe.

„In Gefahr...", wiederholte ich langsam und gedehnt.

„Sie werden dich suchen, vor allem, weil du entkommen bist, aber keine Sorge, ich beschütze dich", mit einem Mal klang er wieder viel bestimmter.
„Bei mir bist du sicher."

Mir fehlten die Worte.
Stumm starrte ich Suga an, ließ mir alles nochmals durch den Kopf gehen und sortierte mich.
Den Tod kannte ich nur aus Geschichten, Märchen und fiktiven Welten.

Level 100 «Where stories live. Discover now