» 39. Kapitel

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„Geschafft", erschöpft ließ Suga Taehyung vorsichtig in die riesige Badewanne des Badezimmers nieder.
Ganz ohne Widerstand und Kraft ließ dieser sich einfach niederlegen, sah sogar entspannt aus, da selbst die Badewanne wahrscheinlich bequemer war als der Foltersessel, auf dem er viel zu lange gewesen war.

„Uhm, warum nochmal genau hier?", fragte J-Hope neugierig nach.
Zum Glück hatte er weiter auf uns wie versprochen gewartet, sonst wären wir wohl nicht hier. Der Weg zurück war deutlich beschwerlicher gewesen. Doch irgendwie hatten wir es geschafft, ohne entdeckt zu werden.

„Weil er so verschwitzt, verdreckt und blutig sich hier nirgendwo hinlegen kann, ohne Spuren zu hinterlassen...", gab ich zögerlich Sugas Gedanken wieder.

„Deswegen wird er erst gewaschen und dann kann er sich hinlegen", Suga nickte und zupfte an seinem eigenen Shirt, dass dadurch, dass er Taehyung auf dem Rücken getragen hatte, auch ziemlich schmutzig war.
„Was ich auch machen sollte."

„Ergibt Sinn", J-Hope sah auf Taehyung nieder, der erschöpft die Augen geschlossen hatte.
„Kriegt er das überhaupt alleine hin? Also ich werde nicht..."

Ich räusperte mich.

„Oh", J-Hope warf einen Blick zu mir und trat dann zurück.

„Ja...", Suga seufzte leicht und trat dann ebenfalls zurück.
„Wir sollten sie lassen, so wenig ich das auch will."

Nur ein paar weitere Schritte später und Taehyung und ich waren alleine im Badezimmer.

Für einige Augenblicke stand ich noch ganz starr da, legte meinen Kopf in den Nacken und atmete schließlich tief ein.
Der gemischte Geruch von Seife und Blut war merkwürdig, befremdlich.

Langsam begann ich, mich bis auf meine Unterwäsche auszuziehen und stieg dann zu Taehyung in die Badewanne.
Er lag noch genauso da wie Suga ihn hingelegt hatte, mit dem Rücken an den Rand gelehnt, die Augen ruhend geschlossen. Wunden zierten seinen Körper, seine Klamotten waren zerfetzt und sowohl blut- aus auch schweißgetränkt. So schmutzig, verwundet und schlimm hergerichtet hatte ich ihn noch nie gesehen. Nur der Anblick allein tat mir schon weh.

„Bist du wach? Oder bei Bewusstsein?", fragte ich zögerlich, während ich den Abfluss mit dem Deckel verschloss und anschließend warmes Wasser einlaufen ließ.

„Irgendwie", antwortete Taehyung mir leise.
Selbst das Plätschern des Wassers war beinahe lauter, welches langsam aber sicher den glatten Badewannenboden füllte und schon meine nackten Füße erfasste.

„Gut...", ich trat auf Taehyung zu und ging in die Knie.
„Also... Ich wasche dich erstmal. Dann bist du sauber und nichts entzündet sich. Wenn das Wasser zu kalt oder heiß ist, sag einfach Bescheid..."

Taehyung nickte und öffnete seine Augen einen Spalt weit. Er lächelte ein wenig, während er mich ansah.

„Helfen musst du mir trotzdem ein wenig, okay?", fuhr ich fort und irgendwie schafften wir es gemeinsam, ihn aus seinen schmutzigen Klamotten zu befreien, die ich einfach achtlos im immer noch ansteigenden Wasser, dass sich langsam röter und dunkler färbte, schwimmen ließ.

Mit behutsamen, kreisenden Bewegungen wischte ich mit einem der vielen, noch weißen Handtücher über seinen Körper und entfernte diese vom Schmutz, reinigte.
Auf die Wunden, die natürlich frisch waren, musste ich besonders aufpassen. Wahrscheinlich brannten diese, doch Taehyung hatte mittlerweile seine Augen geschlossen und gab keine Geräusche von sich, weder in Worten noch in Schmerzlauten.
Nur sein lautes Atmen zeigte mir, dass er lebte.

Als das Wasser mir in meiner knienden Position bis zu den Oberschenkeln reichte, meine Unterschenkel schon komplett vom Wasser eingehüllt waren, stellte ich es ab.

„Tae?"

Er öffnete wieder ein wenig seine Augen und sah zu mir.

„Schaffst du es, ein Stück weiter hinein zu rutschen und ohne Anlehnen zu Sitzen? Sonst komme ich nicht an deinen Rücken und ja..."

„Klar... Danke, Kleines", ohne zu Zögern ließ Taehyung vom Badewannenrand ab und setzte sich weiter in das Innere der Badewanne, sodass ich mich hinter ihn knien konnte.

Als ich seinen Rücken sah, erschrak ich so sehr, dass ich zusammen zuckte.
Lange und tiefe Narben formten sich neben unzähligen Wunden, blauen Flecken, Schmutz und weiteren üblen Verwundungen seinen Rücken an allen Stellen entlang.

Level 100 «Where stories live. Discover now